von Jasch Zacharias

Wohnungsbau und Straßenbau trifft die Krise am härtesten im Südwesten
In Baden-Württemberg springt die Konjunktur längst noch nicht an – Bund, Land und Kommunen investieren zu wenig
Der Wohnungsbau in Baden-Württemberg steckt noch immer tief in der Krise, die Konjunktur ist bislang nicht wieder angesprungen. Der baugewerbliche Umsatz insgesamt ist dort von Januar bis Juli nur um 2,7 Prozent gestiegen. Das ist viel zu wenig ,um den gewaltigen Kostenanstieg und den hohen Investitionsbedarf der Bauunternehmen zu decken.
„Vor allem der Wohnungsbau kommt nicht aus der Talsohle heraus. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sank der Umsatz hier um 4,3 Prozent“, erklärt Markus Böll, Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Auch der Straßenbau ist mit einem Minus von 10,8 Prozent spürbar rückläufig. Er leidet unter der vorläufigen Haushaltsführung des Bundes sowie zu geringen Investitionen des Landes und der Kommunen.
Auftragslage im Wohnungsbau ist nach wie vor enttäuschend
Insgesamt unbefriedigend ist zudem die Entwicklung der Auftragseingänge. Über alle Sparten hinweg nahmen sie von Januar bis Juli nur geringfügig um 1,2 Prozent zu. Vor diesem Hintergrund erwartet Böll bis zum Jahresende ein schwaches Umsatzwachstum von lediglich 1,3 Prozent. Im Wohnungsbau ist sogar mit einem Rückgang um vier Prozent zu rechnen.
Dringend erforderlich ist aus Sicht des Verbandspräsidenten eine Belebung der Wohnungsbautätigkeit. „Die Politik muss umgehend wirksame Maßnahmen gegen die anhaltende Krise ergreifen, um die wachsende Wohnungsnot zu bekämpfen“, so Böll.
Dabei sei insbesondere der Neubau von bezahlbarem Wohnraum ins Auge zu fassen. Und das nicht nur von Menschen, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben, sondern auch für Familien, die sich trotz eines Durchschnittseinkommens kaum noch die aktuellen Mieten oder auch den Erwerb von Eigentumswohnungen leisten können. „Wir brauchen einen weiteren Ausbau des sozialen Wohnungsbaus. Nach wie vor deckt das vorhandene Budget hier nicht die hohe Nachfrage. Gleichzeitig muss die Förderung des frei finanzierten Wohnungsbaus verbessert werden. Die von der Bundesregierung vorgesehene befristete EH-55¬Förderung geht zwar in die richtige Richtung, doch sind die für 2025 eingeplanten Mittel in Höhe von 59 Millionen Euro viel zu niedrig angesetzt.“ Notwendig seien überdies eine Senkung der Grundstücks-und Baukosten sowie der Abbau bürokratischer Hemmnisse und überzogener Baustandards.
Ein hoher Investitionsbedarf besteht gleichfalls in der energetischen Sanierung des Gebäudebestands. „Rund 90 Prozent der Gebäude in Deutschland sind energetisch ineffizient. Im Sinne des Klimaschutzes, aber auch zur Verbesserung des Hitzeschutzes bei zunehmender sommerlicher Wärmebelastung, ist eine Steigerung der aktuell viel zu niedrigen Sanierungsquote unabdingbar“, fordert Vizepräsident Rainer König.
Bauverband kritisiert Kürzungen bei Sanierungsförderung
Die von der Bundesregierung für 2026 vorgesehenen Mittelkürzungen in Höhe von über drei Milliarden Euro bei der Förderung von Sanierungsmaßnahmen seien daher aus Sicht der Bauwirtschaft in Baden-Württemberg völlig verfehlt. „Wir brauchen im Gegenteil eine gezielte Ausweitung der Förderprogramme. Nur so können die Klimaziele der Bundesregierung erreicht und die Klimaanpassung im Gebäudebestand wirksam vorangetrieben werden“, betont König.
Bild: Im Wohnungsbau in Baden-Württemberg ist der Umsatz in den ersten sieben Monaten des Jahres um 4,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. (Foto: Pixabay)
von Jasch Zacharias
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