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„Wir setzen Maßstäbe – vom Detail bis zum System“

Interview auf der DACH+HOLZ mit Inthermo-Geschäftsführer Stefan Berbner

Stuttgart/Ober-Ramstadt – Ein ganzes Bündel an Produktneuheiten brachte der innovationsbegeisterte WDVS-Anbieter Inthermo zur DACH+HOLZ nach Stuttgart mit. Wir sprachen auf der Messe mit Geschäftsführer Dipl.-Holzbauing. Stefan Berbner, welche Schwerpunkte der ökologisch orientierte Bauzulieferer 2016 setzt und in welche Richtung sich der Dämmstoffmarkt aus seiner Sicht entwickelt.

Herr Berbner, wie man hört, soll Inthermo für die Messe DACH+HOLZ ein wahres Feuerwerk an Überraschungen vorbereitet haben. Was sind die Highlights, mit denen Sie 2016 Bestands- und Neukunden begeistern wollen?
Stefan Berbner: Auf der DACH+HOLZ präsentieren wir unter anderem eine zukunftsweisende Gefachdämmung aus Nutzhanf, der aus rein biologischem Anbau stammt, außerdem natürlich unsere neue Sockeldämmplatte aus Kork, die keinerlei Hinterlegung durch eine Werkstoffplatte braucht und sich durch das Nut-Feder-Profil ganz einfach im Steckverfahren mit der Holzfaserdämmplatte Inthermo HFD-Exterior Compact flächenbündig verbinden lässt. Das meiste Aufsehen erregen dürfte aber die Premiere unserer hinterlüfteten Fassadenbekleidung...

Das hört sich spannend an. Können Sie die Messeneuheit näher beschreiben?
Stefan Berbner: Beim Inthermo-VHF-System handelt es sich um eine vorgehängte hinterlüftete Fassade – inklusive neuentwickelter Holzfaserdämmplatte sowie inklusive Laibungen, Unterfensterbank und Sockelplatte aus Backkork. Ebenfalls in das System integriert ist eine völlig neu entwickelte Putzträgerplatte aus offenporigem, besonders oberflächenhartem Blähglasgranulat, um optimale Beschichtbarkeit zu garantieren.
Im Aufbau unterscheidet sich das neue Inthermo VHF-System vom klassischen Inthermo WDVS dadurch, dass Dämmplatte und Putzträgerplatte hinter beziehungsweise vor einer Holzunterkonstruktion platziert sind. Dazwischen zirkuliert der Luftstrom, den Inthermo am Boden über ein spezielles Lüftungsprofil kontrolliert ein- und am Kopf der Konstruktion ebenso kontrolliert wieder ausleitet.
Ein vergleichbar durchdachtes Fassadenbekleidungssystem hat es von einem WDVS-Anbieter meines Wissens noch nie zuvor gegeben!

Die Dämmstoffbranche hat es 2015 wahrlich alles andere als leicht gehabt. Woher nehmen Sie nur diese Zuversicht und das ungeheure Selbstvertrauen?
Stefan Berbner: Als einer der erfahrensten Anbieter natürlicher Wärmedämmverbundsysteme auf Holzfaserbasis beliefern wir schon seit 2001 mittelständische Zimmereien, Fertighaushersteller, Stuckateur- und Malerfachbetriebe sowie den Holzfachhandel. Das Inthermo WDVS wurde bis heute mehr als 40.000-fach verbaut. Soviel nur ganz kurz zu unserer Expertise, die durch die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten unserer Muttergesellschaft DAW SE enorm beflügelt wird.

Was heißt das konkret?
Stefan Berbner: Seit geraumer Zeit widmen wir uns mit besonderer Akribie der Entwicklung bauphysikalisch immer sichererer Details, um Bauteilanschlüsse im WDVS dauerhaft wind- und schlagregendicht auszubilden.

Das machen andere Unternehmen auch. Worin liegt der Unterschied?
Stefan Berbner: Wir waren die Ersten, die sich intensiv mit Fensteranschlussdetails beschäftigt haben. Wir haben also Pionierarbeit geleistet. Andere haben die Wichtigkeit dieser Thematik erst später erkannt, dann eilfertig nachgezogen und uns dabei teilweise kopiert. Aber das sind wir ja schon gewohnt.

Hat sich das frühe Engagement für Inthermo denn gelohnt?
Stefan Berbner: Unsere Anstrengungen tragen unverkennbar Früchte: Auf dem Gebiet der Detailentwicklung ist Inthermo heute führend.
Rund ums Fenster beispielsweise hat kein anderer Anbieter Architekten, Planern und Holzbaubetrieben vergleichbar durchdachte Detaillösungen anzubieten. Auf unserem Messestand kann sich jedermann ein Bild von unserem Entwicklungsvorsprung machen – unter anderem beim Blick in unsere Beregnungskabine, die die Wetterexposition von Fenstern und Detailanschlüssen realistisch simuliert. Den Mut, Wind und Regen auf den Messestand zu holen, um die Praxis­tauglichkeit eigener Lösungswege und die Überlegenheit der von uns entwickelten Detailprodukte gegenüber herkömmlichen Ausführungen schlüssig vorzuführen, hatten bisher nur wir. Unsere Detailzeichnungen werden nicht von ungefähr bevorzugt nachgeahmt, was uns natürlich schmeichelt.

Es scheint, als habe sich auf politischer Ebene eine gewisse Ernüchterung breitgemacht, was die Realisierbarkeit der einst als alternativlos angepriesenen Energiewende betrifft. Von einer jährlich zweiprozentigen Sanierungsquote im Bestand ist Deutschland jedenfalls noch weit entfernt. Meinen Sie, dass wir vor diesem Hintergrund mit der aktuellen Verschärfung der Energieeinsparverordnung richtig liegen?
Stefan Berbner: Bedingt! Physikalische Gesetzmäßigkeiten gelten nun einmal unabhängig davon, ob wir ihre Auswirkungen gut finden oder nicht. Unsere persönlichen Einstellungen und Verdrängungsmechanismen ändern nichts daran, dass sich das Klima wandelt, die Polkappen schmelzen und es auf der Erde im Mittel immer schneller immer wärmer wird.
Ob es uns passt oder nicht, wenn der Mensch auf dem Planeten eine Zukunft haben will, muss er dafür etwas tun. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Nicht durch unverbindliche Absichtserklärungen, sondern sehr konkret. Unter anderem durch das Dämmen von Gefachen und Fassaden.
Dabei kann man sich allerdings über das Dämmniveau, das heißt. über die erforderlichen Dämmstoffdicken, streiten. Manchmal ist weniger mehr. In jedem Fall aber kann und will Inthermo einen Beitrag dazu leisten. Oder sollen wir etwa warten, bis man Schnee und Eis im Winter nur vom Hörensagen kennt? Wir müssen auch an die Generationen denken, die nach uns kommen. Vielleicht haben wir ja noch die Chance, die Rahmenbedingungen für das Leben auf der Erde erträglich zu gestalten. Wir sind jetzt gefordert, aktiv zu werden. Die EnEV 2016 erinnert uns nur in verschärfter Form daran, was zu tun notwendig und im Grunde unverzichtbar ist.

Inthermo will die Holzfaserdämmung fürs Gefach, so ist zu hören, durch Hanf ersetzen. Eignet sich Hanf zum Dämmen denn besser?
Stefan Berbner: Mit Hanf dämmt sich’s mindestens genauso gut, nur wächst Hanf viermal schneller nach als unser Wald und ist außerdem erheblich pflegeleichter. Die Eigenschaften, die Hanffasern besitzen, sind Holzfasern ebenbürtig. In mindestens einem, wenn nicht gar zwei entscheidenden Punkten ist Nutzhanf aber haushoch überlegen: Ich spreche von der Reißfestigkeit und der Klemmfähigkeit.
Versuchen Sie mal, Hanffasern mit bloßen Händen zu zerreißen – oder lassen Sie es besser gleich. Nicht von ungefähr bestehen Schiffstaue aus Hanf. Wir haben die Hanffasern so verwoben, dass eine besonders klemmfreudige Dämmmatte entsteht, die im Gefach weder verrutscht noch sackt. Für Dachdecker und Zimmerer sowie für Fertighaushersteller ist das ein wichtiger Verarbeitungsvorteil. Somit ist es nur konsequent, dass Inthermo für Gefache Dämmmatten aus Hanf anbietet.

Gilt das vielleicht auch für das Wärmedämmverbundsystem? Werden Sie die Holzfaserdämmplatte auf absehbare Zeit durch eine Hanffaserdämmplatte ersetzen?
Stefan Berbner: Warten wir es ab. Auszuschließen ist grundsätzlich nichts, da Inthermo schon immer bestrebt war, Kunden die beste natürliche Dämmplatte im WDV-System zu liefern. An einen Ersatz unserer bewährten Holzfaserdämmplatte HFD-Exterior Compact denke ich nicht.
Ich kann mir in absehbarer Zukunft aber durchaus ein Hanffaser-WDVS als Erweiterung unseres Portfolios natürlicher Wärmedämmverbundsysteme vorstellen. Für Verarbeiter und Hausbauunternehmen würde damit die Auswahl verfügbarer Dämmstoffe und Systemlösungen noch größer, was in meinen Augen nur von Vorteil wäre.
Würden wir nicht unablässig forschen und optimieren, wären wir nicht zu dem geworden, was wir heute sind: ein fortschrittliches Unternehmen, das das Geschehen im Dämmstoffmarkt nachhaltig mitgestaltet. Inthermo setzt aus Überzeugung Maßstäbe in punkto Technik, Innovationsgeist, Detailgenauigkeit, Verarbeiterfreundlichkeit und Service, so dass man ohne Wenn und Aber sagen kann: Wo Inthermo ist, ist ganz weit vorn.

Herr Berbner, wir danken Ihnen für das Gespräch.

von

Erschienen in Ausgabe: März 2016 | Seite 11

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