Weltrekord geglückt

Deutsches Nationalteam der Stuckateure und Azubis aus Berlin schaffen es ins Guinness Buch der Rekorde

DBU/Berlin  – Es wurde gekleckert, gerührt, gezittert – und schließlich auch noch  gejubelt. Das deute Nationalteam der Stuckateure darf sich seit dem 13. September 2019 zur Weltspitze zählen. Das Natonalteam hat zusammen mit den Lehrlingen und ausgelernten Kräfte des Lehrbauhofs Berlin im südlichen Stadtteil Marienfelde haben den Weltrekord für den längsten Stuckstab aufgestellt. Der Stab, der auf einer mehr als 50 Meter langen Tafel einmal rund herum gezogen wurde, maß am Ende ganze 104,27 Meter.

 

Bis zum Endergebnis wurden von den 19 Stuckateuren einige Streckenmeter mit der empfindlichen Masse zurückgelegt. „Wir haben  720 Kilogramm reinen Basisgips benutzt, da ist keine Chemie drin,“ erläuterte Frank Schweizer, der das Nationalteam der Stuckateure zusammengestellt hat. „Sie werden heute staunen, vielleicht auch schmunzeln, wenn sich das Team im Takt bewegt, in ihrem eigenen Stuckateurrhythmus“, so Schweizer Und Tempo musste sein, da der Gips nur eine kurze Zeit bearbeitbar ist – aber auch, weil das Team sich den strengen Anforderungen der Rekordrichterin stellen zu können. So hielt ein strenger Zeitplan die Azubis und jungen Stuckateure auf Trab.

 

Nach dem Einstreuen des Gipses in die großen Wannen musste mit Muskelkraft gerührt werden – exakt 25 Mal kam das „Ruder“ bei der ersten Ladung zum Einsatz. Eine zweite Mischung, die feiner abbinden und so den Stuck scharfkantiger machen sollte, wurde ebenfalls angesetzt. Und dann begann der Kampf gegen die Zeit: Mit jeder verstrichenen Minute verfestigte sich die Masse, die Spannung stieg. Mit einer Schale wurde das Material aufgeschichtet, eine Schablone half, die Gipsmasse in Form zu bringen.

 

Die Herausforderung war – neben der Gefahr eines zu frühen Abbindens der Masse – das Gipsmaterial in der richtigen Menge sauber und gleichmäßig mit einem synchronen Arbeiten zu verteilen. Dabei wurde auch keine Rücksicht auf Verluste genommen: Nicht nur die Rekordjäger waren am Ende an Händen, Schuhen und auf der Kleidung weiß gesprenkelt, sondern auch der umliegende Rasen, der Tisch und sogar der Blazer der Guinness-Buch-Rekordrichterin Lena Kuhlmann hatten eine Spur Gips abbekommen. Die Richterin nahm das Werk zusammen mit zwei Experten auf Konsistenz und Stabilität am Ende genau in Augenschein – und entschied für das Team. „Ich bin beeindruckt von der Präzision, die hier in so kurzer Zeit an den Tag gelegt wurde.“ Wichtig sei, dass der Rekord messbar sein muss.

 

Henrike Dellmann ist mit der Idee zum Weltrekord seit der Ausbildung vertraut. Seit Kurzem ist die 29jährige ausgelernte Stuckateurin und arbeitet in Berlin. Sie erinnert sich an die schwierigen Trainingsbedingungen, die dem Rekord vorausgingen, denn geübt wurde vor allem im vergangenen Juni. „Es war einfach zu heiß, und wir hatten extreme Probleme mit dem Gips – die eine Hälfte stand in der Sonne, die andere nicht, da hat man komplett andere Ergebnisse.

 

Man muss sich auch alle Schwierigkeiten einstellen und als Zweierteam gut kommunizieren.“ Besonders spannend fand sie es, mit Stuckateuren aus anderen Bundesländern zusammenzuarbeiten, erzählt sie: „Alle arbeiten etwas anders - in Süddeutschland geht es oft Richtung Trockenbau und viel Putz, in Berlin wird meist klassisch mit Stuck gearbeitet.“ Ob sie sich später als Stuckateurin mit ihrem eigenen Betrieb selbständig machen möchte, hat sie noch nit entschieden. „Erstmal freue ich mich, dass wir diese Leistung geschafft haben.“

 

Den Kontakt untereinander und die Aufmerksamkeit über die Grenzen der Branche hinaus könne man mit dem Weltrekord hoffentlich weiter ausbauen. Der  einzigartige  Weltrekord sioll dabei helfen, das Handwerk bekannter zu machen und auch die Jugend anzusprechen, bestätigt auch Klaus-Dieter Müller von der Fachgemeinschaft Bau.

Klaus-Dieter Müller ist ebenfalls gelernter Stuckateur und kennt jeden Handgriff, der getätigt wurde. „Das ist eine ganz tolle Teamleistung, und damit etwas, was auf der Baustelle notwendig und gut und richtig ist. Wir können nur im Team gewinnen, und wenn sich hier junge Leute aus ganz Deutschland zusammenfinden, die auch von den Auszubildenden unterstützt werden, funktioniert das offensichtlich ganz wunderbar.“   

Erschienen in Ausgabe: Online

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