von Redaktion
Wacker Neuson setzt 2021 wieder auf Wachstum
Vertriebsvorstand Alexander Geschner erläutert im Interview die Strategie des Baumaschinenkonzerns in der Corona-Krise
Alexander Greschner, Vertriebsvorstand der Wacker Neuson Group, spricht im Interview über die aktuelle Auftragslage des Baumaschinenkonzerns, die Auswirkungen von COVID-19, Umstrukturierungen innerhalb der Gruppe sowie Produktneuheiten. Innovative Lösungen wie das Portfolio zero emission haben dabei ebenso Prorität wie die digitale Weiterwentwicklung durch 3D-Druck, Augmented Reality oder telematikbasierte Lösungen.
Das Jahr ist noch jung. Wie ist die Wacker Neuson Group ins Jahr 2021 gestartet?
Grundsätzlich sind wir positiv. Unsere Kunden fragen unsere kompakten Baumaschinen und -geräte, innovativen Lösungen und flexiblen Dienstleistungen weiterhin nach und wir freuen uns über gut gefüllte Auftragsbücher. Nach dem schweren Einbruch der Weltwirtschaft im letzten Jahr stehen die Zeichen für 2021 wieder auf Wachstum, auch wenn die Pandemie längst nicht ausgestanden ist.
Die Ausbreitung von COVID-19 war in den letzten Monaten das beherrschende Thema. Welche Auswirkungen sehen Sie?
Wir haben von Beginn an sehr flexibel auf die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen reagiert, um weiterhin für unsere Kunden da sein zu können. COVID-19 hat uns alle vor große Aufgaben gestellt: veränderte Arbeitsbedingungen mit weitreichenden Schutz- und Hygienemaßnahmen, das Arbeiten im Homeoffice und der in diesen Zeiten besonders herausfordernde Spagat zwischen Arbeit und Kinderbetreuung. Die Krise hat uns gleichzeitig aber auch gezeigt, dass wir in der Lage sind, durch Flexibilität, Kreativität und Durchhaltevermögen jederzeit einen kontinuierlichen Geschäftsbetrieb für unsere Kunden zu gewährleisten. Und die meisten Baustellen laufen – unsere Kunden haben gut zu tun. Sorgen bereitet uns derzeit vor allem die Verfassung der globalen Lieferketten. Da sind zum einen die durch die Pandemie verursachten Beschränkungen wie Grenzkontrollen. Zum anderen besteht laufend das Risiko von Personalknappheit durch Erkrankungen oder Quarantänemaßnahmen, sei es bei uns oder unseren Lieferanten. Dazu sehen wir mit der allgemein anziehenden Nachfrage deutliche Preissteigerungen bei für uns wichtigen Rohstoffen wie zum Beispiel Stahl. Aber auch die Transportkosten sind in die Höhe geschnellt. Die Containerraten haben sich in den vergangenen Monaten teilweise verdreifacht, die Dynamik ist enorm.
Was sind die Konsequenzen für die Wacker Neuson Group?
Derzeit können wir unsere Produktionsprogramme im geplanten Umfang fahren. Allerdings müssen wir in der Produktion flexibel sein und gegebenenfalls Maschinen vorziehen, für die wir das Material haben, um andere zu einem späteren Zeitpunkt zu produzieren. Was die Kosten angeht, so werden wir trotz umfangreicher Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung und laufender interner Einsparungen Preisanpassungen am Markt nicht vermeiden können. Dabei bleibt es unser Bestreben, die gewohnte Produkt- und Servicequalität zu fairen Preisen anzubieten.
Ende letzten Jahres wurde die Umstrukturierung des Vertriebs in Schweden bekanntgegeben. Welche Beweggründe stehen dahinter?
Wir haben uns dazu entschieden, die Zusammenarbeit mit unserem Partner KH-MASKIN in Schweden zu erweitern. KH-MASKIN ist eines der führenden Unternehmen im Bereich Baumaschinen und Kommunaltechnik in Skandinavien und bietet seit 1. Dezember 2020 als Generalimporteur in Schweden die gesamte Wacker Neuson Produktpalette sowie umfassende Serviceleistungen an. KH-MASKIN verfügt zudem über lokale Partner, die eine flächendeckende Kundenbetreuung in Schweden sicherstellen. Mit diesem Schritt können wir im Flächenland Schweden unsere Kunden bestmöglich unterstützen.
Nicht nur seitens des Vertriebs, auch innerhalb Ihrer Organisation hat sich einiges getan. Welche Ziele möchten Sie durch die Umorganisation erreichen?
Die Rahmenbedingungen verändern sich stetig, nicht nur durch die Coronavirus-Pandemie. Auch die Anforderungen auf Kundenseite und die technologischen Möglichkeiten ändern sich so schnell, dass auch wir schneller werden wollen. Wir möchten Veränderungen, die sich am Markt ergeben, frühzeitig antizipieren und adäquat agieren. Um in Zukunft noch effizienter, agiler und innovativer handeln zu können, haben wir im letzten Jahr eine interne Umstrukturierung angestoßen, die wir nun in der gesamten Gruppe umsetzen. So können wir Schnittstellen innerhalb der Wacker Neuson Group verbessern, Redundanzen reduzieren und Entscheidungen beschleunigen. Gleichzeitig stärken wir unsere Unternehmenskultur, die sich – gerade in Krisenzeiten – als echter Erfolgsfaktor herausstellte. Durch den starken Zusammenhalt unserer weltweit rund 5.500 Mitarbeiter sind wir auch in Zukunft erfolgreich und können unseren Kunden innovative Lösungen anbieten.
Sie sprechen von innovativen Lösungen. Worauf dürfen wir gespannt sein?
Besonders hervorheben möchte ich unser zero emission Portfolio. Seit der Markteinführung des weltweit ersten Akkustampfers 2015 hat sich einiges getan – mittlerweile gehören insgesamt 15 zero emission Lösungen für die Bau- und Landwirtschaft zu unserer zero emission Reihe. Damit erleichtern wir nicht nur das Arbeiten auf der Baustelle, denn mit bis zu 90 Prozent geringeren CO2-Emissionen, wobei Batterieproduktion und Energiegewinnung bereits enthalten sind, leisten wir auch einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Und unsere Kunden können schon heute eine komplett emissionsfreie Baustelle im innerstädtischen Bereich betreiben!
Ein aktuelles Beispiel einer großen Bauunternehmung in Wien zeigt, dass der Einsatz emissionsfreier Produkte nicht nur für außergewöhnliche Einsatzgebiete ideal ist, sondern dass sie auch beim typischen Baustellenalltag überzeugen. In diese Richtung werden wir uns weiterentwickeln, auch 2021 innovative Lösungen präsentieren und bestehende Produkte optimieren. So wird beispielsweise der Hochfrequenz-Innenrüttler, bei dem der Akku in den Umformer-Rucksack (ACBe) eingesetzt und auf dem Rücken getragen wird, in Kürze mit deutlich reduziertem Gewicht in den Markt eingeführt. Außerdem werden wir neue Vibrationsplatten anbieten, die für die Bearbeitung von Asphaltoberflächen optimiert wurden. Dabei haben unsere Kunden die freie Wahl zwischen einem konventionellen Benzinmotor und dem bewährten Lithium-Ionen-Akku von Wacker Neuson. Das bedeutet, dass unsere Kunden in Zukunft mit dem modular einsetzbaren Akku den Innenrüttler, drei Akkustampfer und diverse Akkuplatten betreiben können.
Auch im Bereich der Digitalisierung entwickeln wir uns stetig weiter – immer mit Blick auf die Bedürfnisse unserer Kunden: Mit unseren digitalen Lösungen möchten wir die Produktivität unserer Kunden weiter steigern. Zu nennen sind hier beispielsweise 3D-Druck, Augmented Reality oder telematikbasierte Lösungen. So können wir beispielsweise mit dem Telematikmodul EquipCare einen noch besseren Überblick über den Fuhrpark bieten: Die Maschinen liefern in Echtzeit Daten wie anstehende Wartungen, Standort oder Betriebsstörungen an den PC oder das mobile Endgerät des Kunden. Auf dieser Basis bieten wir mit WeCare unseren Kunden die Möglichkeit, den gesamten Wartungs- und Reparaturaufwand durch unsere Servicemitarbeiter zu bedienen und maximale Maschinenverfügbarkeit zu gewährleisten. Außerdem ermöglichen wir durch Compamatic, eine Kombination aus der bewährten Verdichtungskontrolle Compatec für Vibrationsplatten mit EquipCare, die Verdichtungskontrolle und eine lückenlos dokumentierte Qualitätskontrolle vom Schreibtisch aus.
Bild: Alexander Greschner, CSO von Wacker Neuson. Foto: Wacker Neuson
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