von Tizian Meieranz-Nemeth

Vonovia baut erstmals Fertighäuser in Leipzig

Hausbaufabrik von Max Bögl produziert Wohnraummodule in Serie – GdW-Initative zum seriellen Bauen zeigt erste Erfolge

DBU/Berlin – Ein Schwerlastkran hievt einen 25 Tonnen schweren Bauklotz vom Tieflader und setzt ihn auf die bereits platzierten Vorgänger ab. Auf diese Weise formiert sich Modul um Modul ein neues Haus – so geschehen in Leipzig. Hier baut das private Wohnungsunternehmen Vonovia erstmals ein Haus in Fertigbauweise. An der Landsberger Straße/Maria-Grollmuß-Straße entstehen vier neue Wohnhäuser mit insgesamt 99 Wohnungen.

Alle Module stammen aus dem Werk von Max Bögl. An insgesamt 15 Stationen entstehen in diesem Werk in Mühlhausen (Bayern) fertige Elemente, jedes einzelne ist bereits mit Kabeln, Rohren, Steckdosen, Fenstern, Fliesen, verputzen Wänden und sanitären Gegenständen ausgestattet. „Wir bauen hier in der Baubranche das auf, was Henry Ford vor über 100 Jahren in der Automobilbranche durchgesetzt hat“, sagt Markus Richthammer, Vorstandsmitglied bei Max Bögl und zuständig für den Bereich Industrie. Die Arbeiter am Fließband bekommen die notwendigen Materialien zugetragen und arbeiten in der Tat wie in einer Autofabrik. Modul für Modul gleiten so durch die Werkhalle und verwandeln sich vom Rohling zur fertigen Wohneinheit.

Ein sogenanntes „maxmodul“ wiegt 25 Tonnen. Die Aufstellung eines Moduls benötigt mit der Produktion der einzelnen Fertigteile im Rohbau, der Zusammenführung der Fertigteile, dem Ausbau und dem fertigen Verpacken zwei Stunden. Damit ermöglicht die Modulbauweise eine extrem kurze Bauzeit und die Lärm- und Schmutzbelastung halten sich dabei in Grenzen. Theoretisch könne das Werk jährlich 1.500 Wohnungen mit 80.000 Quadratmeter Wohnfläche produzieren. Aktuell seien es aber nur 500, da Projektentwickler noch viel zu wenig auf die vorgefertigten Module setzen würden, so Richthammer.

Dabei haben bereits vor mehr als einem Jahr der Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (GdW) und Unternehmen wie Goldbeck, Max Bögl und AH-Aktivhaus eine Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen geschlossen. Auch der Bund ist beigetreten, genauso wie Architekten- und Bauindustrieverband. Bereits vor zwei Jahren forderte der GdW in einem Wettbewerb Unternehmen auf, Lösungen für das serielle Bauen zu entwickeln. Zu den Gewinnern gehörten damals neben Max Bögl auch Unternehmen wie die Lechner Group, Alho und Goldbeck. Damals versicherte der Verband, dass es Interessenten in den Städten und Kommunen geben würde.

Beim Modulbau-Projekt in Leipzig – dem ersten dieser Art in der Stadt – haben sich die Planer bewusst für die Modulbauweise entschieden. „Das wird ein wichtiges Vorzeigeprojekt und eine Innovation, und zwar wegen der niedrigen Kosten und der kürzeren Bauzeit“, erklärte Vonovia-Sprecher Matthias Wulff. Auch Leipzigs Baudezernentin Dorothee Dubrau sieht im Modulbau „durchaus eine Alternative“. In den Häusern aus der Fabrik sollen im Stadtteil Gohlis künftig 50 Sozialwohnungen mit einem auf 15 Jahre fixen Mietpreis von 6,50 Euro pro Quadratmeter bezahlbaren Wohnraum bieten. Die restlichen 49 Wohnungen sollen für 9 Euro angeboten werden, teilte Vonovia mit. Bei einem Blick in den aktuellen Mietspiegel der Stadt fällt auf, dass dies teurer als der durchschnittliche Leipziger Mietpreis von 7,50 Euro ist, aber günstiger als die üblichen Preise für Neubau. „Die meisten Unternehmen sagen, sie können wegen der hohen Baukosten Neubauten nicht unter elf Euro vermieten“, sagte Anke Matejka, Geschäftsführerin des Mietervereins Leipzig. Auch andere Wohnungsunternehmen würden sich daher nun mit den Fertighäusern beschäftigen. Für das Projekt erhielt Vonovia 2,3 Millionen Euro Fördermittel der Sächsischen Aufbaubank. Für das Wohnungsunternehmen Vonovia gab es gute Gründe, sich für die Wohnraummodule aus Mühlhausen zu begeistern. „Leipzig ist für uns ein Standort mit sehr guter Perspektive. Vonovia ist Teil der Stadtgesellschaft und wir engagieren uns langfristig“, sagt René Berott, Leipziger Regionalbereichsleiter von Vonovia. „In Zeiten wachsender Grundstückspreise und steigender Baukosten sehen wir es als unsere Aufgabe und Herausforderung an, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Leipzig wächst und wir sind dabei, neuen Wohnraum zu schaffen.

Bild: Vonovia/ Max Bögl

von Tizian Meieranz-Nemeth

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