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Vom Theologen zum Zimmerer – Viele Wege führen zum Bau

REGIONAL-NACHRICHT: Drei Zimmerer-Auszubildende mit sehr unterschiedlichen Werdegängen – von Beate Bahr

In Zeiten rückgehender Bewerberzahlen und unzureichender Qualifikation der Bewerber haben derartige Quereinstiege fast Seltenheitswert. Die Branche sucht händeringend nach jungen Leuten, die gute Schulnoten und Primärtugenden mitbringen. „Ich kann keinen gebrauchen, der nichts kann. Ich benötige Personal, das mitdenkt und wesentliches handwerkliches Geschick hat“, erklärte Zimmerermeister Arno Blümel. Dies sei auch der Grund, weshalb Blümel in den vergangenen Jahren nicht ausbildete. Mit Christoph-Samuel Rottmann habe er nun einen Lehrling gefunden, der die benötigte Auffassungsgabe von Anfang an mitbrachte.

Der 35jährige Christoph-Samuel Rottmann ist auf Umwegen zu seinem Lehrberuf gekommen. Nach Abschluss seines Theologiestudiums lernte er während eines einjährigen Aufenthalts in Afrika die Vorzüge einer deutschen Handwerksausbildung kennen. „Im Vergleich zu anderen Ländern bauen wir in puncto Qualität und Ansprüche auf einem hohen Niveau. Diese Erfahrung wollte ich auch in einer Ausbildung machen“, begründet Christoph-Samuel Rottmann seine Entscheidung für den Zimmermannsberuf.
Mike Metzner hingegen absolvierte bereits eine Ausbildung im Handwerk. Als Tischler hat ihm das Arbeiten mit dem Werkstoff Holz sehr gefallen, die Ausführungen waren für ihn allerdings zu filigran. Zudem sah er in seinem Erstberuf keine Zukunft. „Als Zimmerer ist man nicht so festgelegt. Man arbeitet am kompletten Hausbau mit und muß beispielsweise auch mauern oder Gerüste stellen“, so der 22-Jährige. Dass er das erste Lehrjahr übersprungen hat, ist für ihn kein Hindernis. „Es fehlt uns zwar an baugewerblichen Grundlagen, diese sind jedoch schnell aufzuholen“, fasst er für die drei Quereinsteiger zusammen. Lediglich die Umstellung von stationären Maschinen auf Handmaschinen sei ihm etwas schwergefallen.
Die Handhabung der Werkzeuge ist etwas, was der 18-jährigen Jasmin Schoon anfänglich Probleme bereitete. Sie schaute sich den richtigen Umgang jedoch schnell bei anderen Lehrlingen und Kollegen ab. Für ihren Chef Martin Schuchardt bestätigt sich darin indirekt seine Auffassung, dass Bewerber mit Abitur mehr Reife für eine Bauausbildung mitbringen.

Bewerberrückgang
Die Firma Schuchardt aus Eggersdorf bildet seit Jahren Lehrlinge aus. Geeignete Schulabgänger zu gewinnen, ist für den Firmeninhaber schwierig geworden. „Ich bekomme kaum noch Bewerbungen. Die jungen Menschen denken, dass man als KFZ-Mechaniker ein leichteres Leben führen kann als auf dem Bau “, so Martin Schuchardt. Die Bewerbung von Jasmin Schoon war da eine Ausnahme. Die junge Frau wurde nach dem Abitur bei einem freiwilligen Jahr auf ökologischen Bauernhöfen auf die Arbeit mit Holz aufmerksam und wollte unbedingt in dieser Richtung weiterarbeiten.
Für die drei Quereinsteiger ist es nicht nachvollziehbar, weshalb immer weniger junge Menschen einen der zahlreichen Bauberufe erlernen wollen. Sie mögen ihren angehenden Beruf und sehen in ihm keinesfalls die herrschenden Vorurteile bestätigt.
Christoph-Samuel Rottmann glaubt jedoch, dass durch die Interessensverschiebung der Jugendlichen die Bezugspunkte zum Bauen verlorengegangen sind und junge Leute, auch Abiturienten, in der Orientierungsphase stärker an die Baubranche herangeführt werden müßten.

Autorin Beate Bahr ist für den Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg tätig.

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