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Volvo CE will die Innenstädte erobern

Baumaschinenriese stellt drei neue Bagger seiner E-Serie vor. Publikums-Weltpremiere des EWR170E

DBU/Konz/Neumünster/Berlin - Der Baumaschinen-Konzern Volvo CE hat eine konkrete Vorstellung davon, wie sich das Zusammenleben der Menschen in den Jahrzehnten verändern wird. Entsprechend entwickelt der schwedische Konzern sein Produktsortiment weiter und hat nun drei neue Baggermodelle vorgestellt - darunter der Kurzheck-Mobilbagger EWR170E, der auf der Fachmesse NordBau seine Weltpremiere feierte.

Vernetzung, Automatisierung und E-Mobilität. Aus Sicht von Volvo CE sind dies die drei großen Trends, die entscheidend unsere künftige Umwelt prägen werden – vor allem die vom Menschen selbst gestaltete Umwelt. „Diese Entwicklungstrends finden zugleich statt und stehen in Wechselbeziehung zu einander“, sagte Carl Slotte, der als Präsident von Volvo CE die Geschäfte in der Vertriebsregion EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) leitet. Künftig würden ganz andere Gebäudekonzepte und Infrastrukturprojekte realisiert werden als heute. Konzepte, die erst durch die drei genannten Schlüsseltechnologien möglich werden. „Zum Beispiel wird es künftig keinen Grund mehr geben, warum elektrisch betriebene Busse nicht in die Shopping-Mall fahren sollte, anstatt nur vor dem Einkaufszentrum zu halten“, so Volvo-CE-Präsident Slotte.
Um zu verdeutlichen, wie weit die Technologien rund um die E-Mobilität bereits jetzt gereift sind, verwies Slotte vor Journalisten im Volvo-Werk in Konz nahe Trier auf den vollelektrischen Kompaktbagger EX2, den Volvo CE im vergangenen Mai in London der Fachwelt präsentiert hatte. Die Konzeptmaschine EX2 biete im Vergleich zu konventionallen Modellen „null Emissionen, eine zehnmal höhere Effizienz, einen zehnmal geringeren Geräuschpegel und geringere Gesamtbetriebskosten“, schreibt Volvo CE. Der Konzern sprach davon, dass der Prototyp des EX2, der erste vollelektrische Kompaktbagger der Welt sei.
E-betriebene Maschinen sind aufgrund ihres fehlenden Abgasausstoßes und aufgrund ihrer geringen Lärmemission sehr gut für den Einsatz auf innerstädtischen Baustellen geeignet. Mit Blick auf die prognostizierte demografische Entwicklung erwartet Volvo-CE-Präsident Slotte, dass Bauprojekte immer häufiger innerhalb eines urbanen Umfeldes stattfinden werden. Gründe hierfür seien der kontinuierliche Anstieg der Weltbevölkerung (bis zum Jahr 2100 sollen laut Prognose der Vereinigten Nation elf Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben) und der Anteil der in Städten lebenden Menschen rund um den Globus deutlich ansteigen. „Die Anzahl der Megastädte wird bis zum Ablauf dieses Jahrhunderts drastisch zunehmen“, so Volvo-CE-Präsident Slotte.
Den technischen Herausforderungen, die sich aus diesen Bevölkerungs- und Technologietrends ergeben, will Volvo CE mit nachhaltigen und angepassten Produkten begegnen. Drei neue Baggermodelle, die der Baumaschinen-Konzern wenige Woche vor der NordBau in seinem Werk in Konz präsentierte, zeigen anhand ihrer Ausstattungsmerkmale, wie Volvo CE konkret auf die Zukunftsherausforderungen reagiert.

Kurzheck-Mobilgabber EWR170E
Mit einem ausstattungsabhängigen Betriebsgewicht zwischen 17 und 19 Tonnen ist der Kurzheck-Mobilbagger EWR170E der kleinste der neuen Baggermodelle. Die Maschine verfügt über die geräumige Volvo-Kabine mit großer Beinfreiheit und bietet dank großer Fenster sowie der Heck- und Seitenkameras dem Bediener eine Rundumsicht. Das ist gerade in beengten, innerstädtischen Baustellen ein gewichtiger Sicherheits- und Flexibilitätsvorteil.
Die Kraftstoffeffizienz des EWR170E werde durch den Volvo-Motor gemäß Stufe IV sichergestellt, der bereits bei niedrigen Drehzahlen ein hohes Drehmoment liefere, schreibt Volvo CE. Der automatisch aktivierte ECO-Modus soll für einen optimierten Kraftstoffverbrauch bei gleichbleibender Produktivität sorgen und so den Verbrauch zusätzlich reduzieren. Die passive Regenerationsfunktion reinigt die Dieselpartikelfilter der Maschine selbsttätig und ohne Leistungseinbußen zu verursachen, so Volvo CE. Die Maschine erreicht eine Bruttoleistung von 115 Kilowatt.
Auf der NordBau feierte der EWR170E Weltpremiere. Hersteller und Händler Swecon präsentierten die Maschine gemeinsam dem Messepublikum.

Mobilbagger EW220E
Der ebenfalls neue Mobilbagger EW220E kommt auf ein Betriebsgewicht von etwas mehr als 22 Tonnen. Die Maschine ist das neueste Mitglied der E-Serie von Volvo CE. Er bietet alle bekannten Funktionen seines kleineren Bruders, des EW180E, und einiges mehr. Dank des neuen, besonders robusten, zweiteiligen Auslegers mit hoher Hubleistung und einer Reichweite von über zehn Metern soll er auch die anspruchsvollsten Aufgaben problemlos bewältigen.
Durch zahlreiche Konfigurationen und Anbaugeräte ist der EW220E äußerst vielseitig einsetzbar. Die Maschine ist ab Werk (je nach Konfiguration) mit Straßenzulassung erhältlich. Die Kunden haben die Wahl zwischen verschiedenen hochwertigen Einzel- und Zwillingsreifen für unterschiedliche Bodenverhältnisse. Der bewährte Fahrmotor liefert die nötige Antriebskraft zum Bewältigen von Steigungen oder unebenem Gelände. Einmal angeschaltet, wird automatisch die optionale Auslegerdämpfung bei einer Geschwindigkeit von fünf Stundenkilometer aktiviert, und sie deaktiviert sich wieder selbsttätig, sobald die Geschwindigkeit wieder das genannte Maß unterschreitet. Die Auslegerfederung bietet dem Fahrer einen sehr hohen Komfort und sorgt ein sicheres Fahrverhalten bei Fahrten in unebenem Gelände.

Kurzheck-Raupenbagger ECR355E
Der Kurzheck-Raupenbagger ECR255E kommt auf ein Betriebsgewicht von 25 Tonnen und wird, wie die anderen beiden neue Modelle, konventionell angetrieben. Die Maschine basiert auf dem bewährten Design der E-Serie und ist laut Hersteller „die ideale Maschine für beispielsweise die Rohrverlegung, den Bau befestigter Gräben oder Tiefbauarbeiten“.
Das Herz der Maschine ist der Volvo-Motor gemäß Stufe 4, der ein hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen liefert. Er stellt 180 Kilowatt Leistung bereit und kommt laut Volvo-CE-Angaben auf eine bis zu zehn Prozent höhere Kraftstoffeffizienz. Die Elektrohydraulikanlage sorgt im Zusammenspiel mit dem leistungsfähigen Motor für einen geringen Verbrauch und niedrige Emissionen. Sie ermöglicht zugleich ein schnelles, ruckfreies und feinfühliges Arbeiten. Die Auslegerschwimmfunktion spart Pumpenleistung beim Absenken des Auslegers und trägt so ebenfalls zu kürzeren Taktzeiten bei.
Vom Straßenbau bis zu schweren Infrastrukturarbeiten – dank seiner robusten Bauweise und einer langen Liste von Standardausrüstungen und Optionen, wie dem Volvo-Planierschild, dem Schnellwechsler, der Zusatzhydraulik und dem optionalen zweiteiligen Ausleger, lässt sich der ECR355E jeder Aufgabe optimal anpassen. Der ECR355E kann wegen seiner kompakten Größe problemlos an einen neuen Arbeitsplatz transportiert werden. Das schmale und lange Kettenlaufwerk macht die Maschine mobiler als andere Maschinen der gleichen Gewichtsklasse.
Der ECR355E wurde im August im koreanischen Volvo-Werk in Changwon vorgestellt. Der Event wurde weltweit im Internet übertragen. Laut Anne Bast, Vizepräsidentin der Unternehmenskommunikation bei Volvo CE, verfolgten mehr als 200.000 Menschen die Premierenpräsentation des Modells via Facebook und anderer Sozialer Netzwerke.

Bagger mit langer Tradition
Volvo CE kann sich auf eine lange Tradition in der Herstellung und Vermarktung von Baggern stützen. „Unser technisches Know-how basiert auf 180 Jahren Unternehmenserfahrung“, sagte Volvo-CE-Präsident Slotte. Die Tradition im Bagger-Geschäft reicht 75 Jahre zurück. Zwischenzeitlich seien mehr als 100.000 Bagger produziert worden. Slotte bezieht bei dieser Betrachtung die Volvo-Vorgänger-unternehmen mit ein. Denn Volvo selbst ist erst 1991 im Bagger-Geschäft tätig. Damals wurde der schwedische Bagger-Produzent Akermann übernommen. Akermann, gegründet im Jahr 1898, startete im Jahr 1939 mit der Produktion des legendären 8-Tonnen-Baggers Akerman 30. Im Jahr 1956 spezialisiert sich das Unternehmen Akermann ganz auf die Produktion von Bagger. Bevor das Unternehmen Anfang der 1990er Jahre zum Volvo-Konzern stößt, übernimmt der Konzern die Zettelmeyer Baumaschinen GmbH, einen renommierten Produzenten von Kompaktmaschinen, inklusive des Produktionsstandortes in Konz, wo Volvo CE heute Mobil- und Kettenbagger fertigt. Seit 1995 firmiert der Konzern unter der heute bekannten Bezeichnung Volvo Construction Equipment (Volvo CE). Im selben Jahr kauft der Konzern den französischen Kompaktbagger-Spezialisten Pel-Job auf. 1998 folgt die Übernahme von Samsung CE. Das ehemalige Samsung-Werk im südkoreanischen Changwon ist heute das größte Baggerwerk von Volvo CE weltweit. Die Produktion vor Ort verfügt über vier Fertigungslinien. 2007 übernahm Volvo CE die Allgemeine Baumaschinen-Gesellschaft mit Sitz in Hameln, wo der Konzern Straßenbaumaschinen fertigt. Im gleichen Jahr erwarb Volvo CE die Anteilsmehrheit am chinesischen Baumaschinen-Hersteller Shandong Lingong Construction Machinery und im Jahr 2014 die Muldenkipperproduktion von Terex im schottischen Motherwell.
Laut Volvo-CE-Präsident Slotte erzielt Volvo CE mittlerweile mehr als die Hälfte seines Geschäftsumsatzes mit dem Vertrieb von Baggern. Besonders wichtig sei aktuell das Geschäft in Europa. Hier werden rund 25 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes erzielt, so Slotte. In Europa hat Volvo CE seinen Marktanteil in den zurückliegenden Jahren deutlich steigern können. Bei Mobilbaggern um zehn Prozent, bei Kettenbaggern um sechs Prozent, sagte Slotte in Konz. Seinen Kunden in Europa bietet Volvo CE aktuell 13 Kompaktbagger-, 6 Radlader- und 12 Kettenbaggermodelle. „Und wir werden weiter in die Ausweitung der Produktpalette investieren“, so Slotte.

Werk Konz
Am Produktionsstandort in Konz beschäftigt Volvo CE aktuell 650 Mitarbeiter. 100 davon seien Zeitarbeiter, sagte Matthias Keller, Geschäftsführer von Volvo CE Germany. Doch sind nicht alle Mitarbeiter in Konz in der Produktion tätig. Laut Geschäftsführer Keller werden am Standort Konz auch viele interne Aufgaben erledigt. So betreibt Volvo CE in Konz ein Customer Support Center, ein Center für Technologie und Produktentwicklung, ein Demogelände und noch weitere Einrichtungen.
Volvo fertigt Bagger an acht Standorten, die rund um den Globus verteilt sind. Allein im Werk Konz laufen jährlich rund 4.000 Maschinen vom Band; Bagger und Radlader. Während früher die Bagger-Tagesproduktion bei zwei Maschinen lag, beträgt der Tages-Ausstoß laut Geschäftsführer Keller mittlerweile sieben bis acht Maschinen. Die Anzahl ließe sich noch weiter steigern, so Keller.
Die Arbeitsabläufe in der Fertigung hat Volvo CE nach dem japanischen Yamazumi-Prinzip organisiert. An den Fertigungslinien sind die Mitarbeiter im Ein-Schicht-Betrieb tätig, in der Lackiererei herrscht Zwei-Schicht-Betrieb, in der Vorfertigung sogar Drei-Schicht-Betrieb.
Die Fertigungsbelegschaft ist in autonome Teams unterteilt, die sich innerhalb der Teams selbst organisieren. Typischerweise besteht ein Team aus 10 bis 12 Personen.
Eine wichtige Stellgröße der Produktion sind die Taktzeiten der Fertigungslinien. Vor Kurzem wurde die Taktzeit der Baggerfertigung aufgrund der hohen Nachfrage von 39 auf 38 Minuten reduziert. In der Radladerproduktion liegt sie bei 42 Minuten. Laut Aussagen der Geschäftsführung könnte die Taktzeit in der Baggerproduktion auf 35 Minuten reduziert werden. Das würde bedeuten, dass alle 35 Minuten eine Maschine fertiggestellt wäre.

NordBau
Doch auf der NordBau konnten die Messebesucher viel mehr als nur Bagger von Volvo CE entdecken. So präsentierten Händler Swecon und Volvo CE den neuen Muldenkipper A60H. Die Maschine mit einer Kapazität von 60 Tonnen ist der größte knickgelenkte Dumper, den Volvo CE aktuell zu bieten hat. „Der A60H war zwar das größte aber natürlich nicht das einzige Highlight, das auf unserem Messestand präsentiert wurde“, sagte Swecon-Geschäftsführer Falk Bösche. So war die Volvo Radlader-Produktgruppe mit dem L150H als größte Maschine und dem L28F in der Kompaktklasse vertreten. Dazwischen zeigten die Unternehmen weitere Volvo-Radlader aus dem Großmaschinen- und Kompaktsegment.
Außer dem brandneuen Kurzheck-Mobilbagger EWR170E wurde eine breite Palette an Ketten- und Mobilbaggermodelle auf der Nordbau gezeigt. Mit von der Partie waren beispielsweise der EWR150E und der EW160E aus der Mobilbaggerklasse, sowie die Kettenbagger EC220E und EC300E. Die Kompakten präsentierten sich mit dem Volvo EC18 als kleinste Maschine und dem ECR88D im oberen Segment der Kompaktbagger.

Erschienen in Ausgabe: Oktober 2017 | Seite 12

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