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Umsatz und Beschäftigung büßen an Wachstumsdynamik ein

Jahresausblick 2018: Spitzenverbände erwarten 320.000 neue Wohnungen. Wirtschaftsbau brummt

DBU/Berlin – Die deutsche Baubranche wächst weiter. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) erwarten für 2018 vier Prozent mehr Branchenumsatz als im Vorjahr. Das teilten die beiden Spitzenverbände der deutschen Bauwirtschaft Mitte Januar auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin mit. HDB und ZDB prognostizieren einen Gesamtumsatz des Bauhauptgewerbes von 117,2 Milliarden Euro, nach 112,8 Milliarden Euro im Vorjahr 2017.

Damit würde sich das Wachstum der Nominalumsätze am Bau leicht abschwächen. 2016 erreichte die Branche nach Verbändeeinschätzung noch ein Umsatzplus von fünf Prozent.

Aktuelle Geschäftslage: Ein bisschen Euphorie
Dabei vermitteln die Frühindikatoren eigentlich ein heiteres Konjunkturbild; die Stimmung am Bau ist gut. „Die Unternehmen des Bauhauptgewerbes gehen mit Zuversicht in das Jahr 2018“, sagte Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Mit ein Grund hierfür ist die gute Auftragslage. Trotz der „intensiven Bautätigkeit“ hätten die Auftragsbestände 2017 in jedem Quartal die Werte aus dem Vorjahr übertroffen, so der HDB-Präsident. Die Auftragseingänge hätten im zweiten Halbjahr 2017 insgesamt rund fünf Prozent über Vorjahresniveau gelegen.
Entsprechend beurteilen die Baubetriebe im Schnitt ihre Geschäftslage zum Jahresende 2017 besser als zwölf Monate zuvor. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Demnach bewerten 67 Prozent der Bauunternehmen ihre eigene derzeitige Geschäftslage als „gut“, doch nur drei Prozent nannten sie „schlecht“. Der ermittelte Lagesaldo erreicht mit 64 Punkte ein neues Allzeithoch. Der DIHK schreibt: „Im Baugewerbe herrscht Hochstimmung.“ Laut Umfrage ist die Stimmung im Tiefbau besonders heiter. Hier kommt der Lagensaldo sogar auf 68 Punkte, nach 51 Punkten zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Stabiles Umfeld
Die Spitzenverbände gehen bei ihrer Prognose von einer weiterhin stabilen Entwicklung der deutschen Gesamtwirtschaft aus und erwarten ein BIP-Wachstum von real über zwei Prozent. Zudem sollen die mittelfristigen Wachstumserwartungen, die für Investitionsimpulse besonders wichtig seien, bestehen bleiben. Das Prognoseszenario von HDB und ZDB schließt steigende Kapitalmarktzinsen nicht aus, doch sollen die „Finanzierungsbedingungen günstig bleiben“. Die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland soll in den Jahren 2018 und 2019 branchenübergreifend um eine Million steigen.
Laut Projektion des Bundesfinanzministeriums wird der öffentliche Gesamthaushalt bis 2021 deutliche Überschüsse ausweisen. Laut HDB-Präsident Hübner stärkt dies den Investitionsspielraum der öffentlichen Hand.

Zweigeteilter Wohnungsbaumarkt
Nach Einschätzung der Bauspitzenverbände wird sich der Wohnungsbau 2018 uneinheitlich entwickeln, aber unterm Strich ein Umsatzplus von rund 3,5 Prozent erwirtschaften. Der Gesamtumsatz des Wohnungsbaumarktes soll auf 43,1 Milliarden Euro ansteigen, nach 41,6 Milliarden Euro 2017. HDB und ZDB rechnen damit, dass im laufenden Jahr 320.000 Wohnungen fertiggestellt werden, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von knapp sieben Prozent, gegenüber 2010 sogar eine Verdoppelung.
Doch rechnen die Verbände damit, dass der mehrgeschossige Wohnungsbau überproportional wachsen wird. Die Verbände verweisen zur Begründung auf die Genehmigungs-Statistik von Januar bis Oktober 2017. Demnach lag in diesem Zeitraum die Anzahl der genehmigten Wohnungen im Mehrgeschossbau um 1.500 Wohneinheiten über dem Vorjahresniveau, während der entsprechende Wert im Ein- und Zweifamilienhausbau mehr als 4.000 Wohneinheiten unter dem Niveau aus dem Vorjahr blieb. Insgesamt betreffen mittlerweile 60 Prozent der Baugenehmigungen Wohnungen im Geschossbau. „Hierin manifes­tiert sich der anhaltende Trend der Binnenwanderung in die Ballungs- und Universitätsstädte“, so ZDB-Präsident Dr. Hans-Hartwig Loewenstein in Berlin.

Wirtschaft braucht mehr „Platz“
Die ursprüngliche Jahresprognose 2017 für den Wirtschaftsbau wurde deutlich von der Wirklichkeit übertroffen: Im Januar 2017 sagten die Verbände noch ein Umsatzplus von drei Prozent voraus, jetzt gehen sie davon aus, dass der Umsatz im Wirtschaftsbau 2017 satte sechs Prozent zulegen konnte.
Dieses Wachstumstempo wird der Wirtschaftsbau laut HDB und ZDB im laufenden Jahr nicht mehr erreichen. Mit einem Prognosewert von vier Prozent erwarten die Verbände ein Umsatzwachstum leicht unter dem Niveau von 2017 und einen Gesamtumsatz von rund 41,2 Milliarden Euro.
Die positive Umsatzeinschätzung stützen die Verbände im Wesentlichen auf drei Faktoren. Erstens treibe die anhaltend gute Konjunktur den privaten Konsum voran und dieser rege Investitionen in Handels- und Lagergebäude an. Zweitens erhöhe der sich fortsetzende Beschäftigungsaufbau in Deutschland den Bedarf an Büroflächen, was Neubau-Investitionen in Bürogebäude anrege. Drittens habe die Kapazitätsauslastung in der Industrie das „Normalmaß“ deutlich überschritten, so ZDB-Präsident Loewenstein. „Angesichts des weiter zunehmenden Auslastungsgrads wird sich die Expansion der Unternehmensinvestitionen fortsetzen“, so der ZDB-Verbandschef weiter.

Öffentlicher Bau: Bund verfolgt ambitionierte Ziele
„Für 2018 sind die Auftragsbücher gut gefüllt“, sagte HDB-Präsident Hübner mit Blick auf den Öffentlichen Bau. „Wir gehen davon aus, dass der öffentliche Bau 2018 den positiven Trend der Umsatzentwicklung aus den beiden Vorjahren fortsetzen wird.“ Die Verbände prognostizieren eine Umsatzsteigerung gegenüber 2017 von vier Prozent auf ein Marktgesamtvolumen von fast 33 Milliarden Euro.
Die Ursache für den positiven Trend sehen die Verbände im „Investitionshochlauf“, der 2016 vom damaligen CSU-Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt angestoßen wurde. Hierzu gehört, dass der Bund sein Investitionsbudget 2018 für die Bundesfernstraßen gegenüber dem Vorjahr nochmals um eine Mrd. Euro aufstockt. Zudem habe der Bund den 2015 aufgelegten Kommunalinvestitionsförderungsfonds, dessen Gelder strukturschwachen Kommunen zu gute kommen, bis 2020 verlängert und das Budget des Fonds von 3,5 Milliarden Euro auf sieben Milliarden Euro verdoppelt, so HDB-Präsident Hübner.

Laut ZDB-Präsident Loewenstein hat die Unterbringung von Flüchtlingen nicht nachhaltig auf den Wohnungsbau durchgeschlagen. Der Verbandschef begründet diese Einschätzung mit dem deutlichen Einbruch (minus 44 Prozent) der Zahl der genehmigten Wohnungen in Wohnheimen 2017.

Erschienen in Ausgabe: Februar 2017 | Seite 3

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