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"Umdenken beim Wohnungsbau nötig"

Bau- und Ausbauhandwerk fordert bessere Rahmenbedingungen von der Politik

DBU/ Hannover - „Wir würden gern einen größeren Beitrag leisten, um auch für die mittleren und niedrigen Einkommen Wohnungen zu bauen. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen an vielen Stellen geändert werden. Die Politik kann und muss jetzt ihren Beitrag dazu leisten.“  Mit dieser Botschaft hat  sich der Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft, Rainer Lorenz, an die etwa 450 Gäste des Tages der Bauwirtschaft 2018 am 1.November in Hannover gewandt. Dass Handlungsbedarf bestehe, sei inzwischen auf allen Ebenen der Politik angekommen.

Lorenz nannte den Wohnungsbaugipfel auf Bundesebene und das -von Minister Lies in Niedersachsen initiierte-  „Bündnis für Bezahlbares Wohnen“, dessen Ergebnisse am 7. November veröffentlicht werden, eine gelungene Arbeitshilfe von Praktikern. „Aber jetzt müssen die Ergebnisse von Gipfeln, Bündnissen und Kampagnen in konkrete Taten umgesetzt werden. <Bezahlbaren Wohnraum> zu schaffen, ist das Schwarzbrot-Thema der nächsten Jahre, nicht nur ein Kampagne-Thema, das dann wieder anderen Kampagnen weichen muss“, so Lorenz.  

Umstrukturierung der Wohnraumförderung soll schnell umgesetzt werden

Wichtig sei, dass die Landesregierung die Umstrukturierung der bisherigen Wohnraumförderung schnell umsetze. Dazu gehöre auf jeden Fall, dass die Förderung sowohl von Sozialwohnungen als auch von Wohnungen für die mittleren Preissegmente regionalisiert werden muss: „In Ballungsgebieten sind die Baukosten pro m2 wegen der Grundstückspreise nun einmal höher – deshalb muss es dort eine andere Bemessungsgrenze für die Förderung geben als im günstigeren ländlichen Bereich“.  Die derzeitige Ausstattung des niedersächsischen Wohnraumförderfonds reiche nicht, um diese neuen Ideen umzusetzen. Erforderlich sei eine klare landespolitische Entscheidung zur Mittelaufstockung in einem neuen Wohnraumförderprogramm zum 1.1.2019.

Zudem forderte Lorenz ein Umdenken bei der Stadtentwicklung – dazu gehöre nicht nur die Bereitstellung von geeignetem Bauland durch die Kommunen – vielmehr müsse auch die Zulassung von gemischten Wohngebieten statt reiner Wohngebiete mit entsprechender Verdichtung  vorangetrieben werden.

Ein Umdenken sei auch erforderlich bei dem Vorschreiben von Baustandards: „Es kann nicht sein, dass Bau- und Ausbauunternehmen auf den Baustellen verzweifeln, weil sich die jeweiligen Vorgaben zum Beispiel für Schall- und Brandschutz, Barrierefreiheit und Energieeinsparung widersprechen und die Kosten in die Höhe treiben.“ Schließlich sei auch bei Fragen der Energieeinsparung eine ehrliche Diskussion erforderlich: Man müsse es ergebnisoffen überprüfen, warum die „auf dem Papier“ von der Energieeinsparverordnung prognostizierte Energieeinsparung oft nicht erreicht werde. „In der Praxis gibt es Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Vorgaben – hierüber müssen wir offen reden und nach Lösungen suchen“, so Lorenz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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In seiner anschließenden Rede wies der niedersächsische Kultusminister Tonne darauf hin, dass sich die Landesregierung in ihrem aktuellen Koalitionsvertrag zur Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung bekannt habe. Man habe insbesondere auch die Berufsschulen im Masterplan Digitalisierung besonders berücksichtigt, um die duale Ausbildung für die Zukunft zu rüsten. 

 

Nach dem Blick auf Niedersachsen warf Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Bauwirtschaft einen Blick darauf, was die Bau- und Ausbauwirtschaft aus Berlin zu erwarten hat. Dass es derzeit in 16 Bundesländern 13 unterschiedliche Regierungskonstellationen gebe, mache die Entscheidungsfindung nicht leichter. Über viele Themen wie den Umgang mit Dieselfahrzeugen oder die Bauproduktenverordnung werde viel zu lange ohne zufriedenstellendes Ergebnis diskutiert. Das Ergebnis des Wohngipfels auf Bundesebene sei zwar insgesamt ein Erfolg, allerdings sei die konkrete Ausgestaltung an vielen Stellen hinter den Erwartungen zurückgeblieben. „Auch das Thema Maut kommt immer wieder mal wie Kai aus der Kiste“, so Pakleppa. Es gelte aktuell zu verhindern, dass die Maut nicht auf Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 3,5 Tonnen und 7,5 Tonnen ausgedehnt werde. 

 

 

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Erschienen in Ausgabe: Online

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