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Überall ist Radon-sicheres Bauen Pflicht – doch nur in Sachsen kann man das lernen
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DBU/Berlin – Es ist farblos, geruchlos und niemand kann es schmecken. Und doch es ist überall: im Boden und im Gestein, in Beton und in Klinker. Selbst in der Atemluft lassen sich geringste Mengen des Edelgases Radon nachweisen. In größeren Mengen kann das Element für den Menschen gefährlich werden: es ist radioaktiv und erhöht das Krebsrisiko. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sterben jährlich rund 1.900 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs, der durch zu hohe Radon-Werte in den Wohnräumen der Betroffenen verursacht wurde. EU-weit sind es 20.000 Todesfälle im Jahr. Das zu Jahresbeginn in Kraft getretene neue Strahlenschutzgesetz soll Abhilfe schaffen. Es legt erstmals Referenzwerte für die Radonkonzentration in der Luft von Wohn- und Arbeitsgebäuden fest und zwingt alle Baubeteiligten, beim Errichten und Sanieren der Gebäude auf Radonsicherheit zu achten. Doch nur wenige auf den Baustellen wissen, worauf konkret zu achten ist. Und einzig die Bauakademie Sachsen bietet Baufachkräften spezielle Weiterbildungskurse zum Thema Radon-Schutz an.
In Sachsen kennt man seit langem das Radon-Problem. Wie jedes Edelgas ist Radon reaktionsträge und kann sich so über die Zeit an bestimmten Stellen ansammeln. „Geballt findet sich Radon in Hohlräumen im Erdboden“, sagte Mario Sachse, der als Projektleiter an der Bauakademie Sachsen zuständig ist für den Weiterbildungslehrgang „Radonfachperson“. Daher seien Bergbauregionen wie Sachsen besonders stark betroffen. Das bestätigt das BfS. Laut Behörde kommen hohe Radonkonzentrationen in der Bodenluft besonders häufig in Sachsen, Bayern und Thüringen vor.
Die Gefahr aus der Tiefe
Zur Gefahr für die Menschen wird das radioaktive Element, wenn aus den Böden in die Gebäude gelangt. „Das Radon dringt durch die Keller in die Gebäude ein“, so der an der Bauakademie Sachsen zuständige Projektleiter. In geringen Mengen ist das Gas völlig ungefährlich. „Der Mensch hat schon immer damit gelebt.“ Zum Problem wurde Radon erst, „als wir angefangen haben, dichte und hochgedämmte Gebäude zu bauen“. Denn so kann sich das radioaktive Gas bei mangelnder Belüftung in der Gebäudeluft in hohen Konzentrationen ansammeln.
Für Gebäudearbeiten bedeutet dies, dass zwei grundverschiedene Strategie zum Ziel „Radonsicherheit“ führen. „Zum einen kann die Gebäudehülle so abgedichtet werden, dass das Edelgas nicht eindringen kann“, so Projektleiter Sachse. Ist das Radon jedoch schon im Gebäude, dann bedeutet Radon-Schutz, eine Lüftungssystem einzubauen, durch welches das Gas wieder aus dem Gebäude entweichen kann“, erklärt Sachse weiter.
Obwohl die gesetzlichen Vorschriften zum Radon-sicheren Bauen erst seit Jahresanfang gültig sin, bietet die Bauakademie die Weiterbildung vom Radon-Kurs schon seit fünf Jahren erfolgreich an. Denn das neue Strahlenschutzgesetz setzt nur eine europäische Richtlinie um. „Es war schon vor fünf Jahren klar, dass die Pflicht zum radonsicheren Bauen kommen wird“, so der Projektleiter Sachse.
Weiterbildung in Sachsen
Da jedes Bauunternehmen in Deutschland, ganz gleich wo es angesiedelt ist, mit dem Thema Radonsicherheit konfrontiert ist, kommen die Teilnehmer des Weiterbildungslehrgang an der Bauakademie Sachsen aus dem gesamten Bundesgebiet. So hätten sich allein in den letzten Tagen zwei Teilnehmer aus Kiel und Flensburg für den Lehrgang anmeldet, erinnert sich Projektleiter Sachse.
Gleich mehrfach im Jahr bietet die Bauakademie Sachsen die „Weiterbildung zur Radonfachperon“ an mit jeweils zwischen 15 und 20 Teilnehmern.
Bis Jahresende stehen an der Bauakademie Sachsen noch zwei Kurse rund um das Thema Radon an: Ende November können sich Planer und Ausführende an einem Tag über den Umgang mit der Gefahrenquelle Radon informieren. Und im Oktober startet an der Bauakademie Sachsen der nächste Weiterbildungslehrgang zur Radonfachperson an.
Erschienen in Ausgabe: August 2018 | Seite 9