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Trägerschalung Telos spielt ihre Stärken aus

Neubau Kreuzungsbauwerk Gümmerwald

Rödermark – Im Auftrag der DB Netz AG (Regionalbereich Nord) erneuert die Ed. Züblin AG (Direktion Ingenieurbau Nord, Bereich Nord + Ost) das Kreuzungsbauwerk Gümmerwald zwischen den niedersächsischen Ortschaften Wunstorf und Dedensen-Gümmer. Dort überquert die zweigleisige Güterverkehrsstrecke Wunstorf-Gümmerwald die beiden Gleise der Strecke Hannover-Hamm und das Gleis der Strecke Wunstorf-Lehrte.
Beim Neubau der Brücke – unter laufendem Bahnbetrieb – kamen unter anderem rund 1.200 Quadratmeter Trägerschalung Telos von der SBL Schalungstechnik GmbH, einer Tochter der Ulma Betonschalungen und Gerüste GmbH, zum Einsatz.
Im Gegensatz zu vielen anderen marktüblichen Systemen ist Telos mit rückwärtigen Metallträgern statt Holzträgern als Tragkorsett ausgestattet. Eine hohe Biegesteifigkeit und die Möglichkeit, diese Elemente auszuschieben und übereinander ohne zusätzliche Maßnahmen auf genaues Höhenmaß aufzustocken, sorgten für entscheidende Vorteile bei der Herstellung der bis zu neun Meter hohen Widerlagerwände.
In einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Baupartner konnte der enge Bauplan für die Herstellung der Pfahlkopfplatten und Widerlagerwände für das Kreuzungsbauwerk in nur acht Wochen Bauzeit mit der abschließenden Verlegung der Deckenbinder während der Sperrpause über Ostern punktgenau realisiert werden.
„Das Bauwerk aus dem Jahr 1907 liegt im Luther Forst in der Gemeinde Wunstorf unweit der Gemeindegrenze zu Seelze und hat das Ende seiner technischen Nutzungsdauer erreicht“, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutsche Bahn AG.
Im ersten Halbjahr 2016 begann die Vorbereitung mit der Baustellenfreimachung und -einrichtung sowie der Erstellung der Baustraßen. November 2016 starteten die Hauptarbeiten mit der Erstellung eines Schutzgerüsts und des Gleislängsverbaus entlang der unterführten Gleisen sowie die Gründungsarbeiten für das neue Kreuzungsbauwerk.
Seit Januar 2017 folgten die Erdbauarbeiten zur Herstellung des neuen Bahndamms und die Erstellung des neuen Kreuzungsbauwerks. Dessen an den Enden abgerundete Seitenwände sind rund 110 m lang, rund 9,10 m hoch und im Schnitt 1,00 Meter bis 1,20 Metr stark. Das Bauwerk weist mit durchschnittlich 20 bis 28 Millieter BST 500 Bewehrungsstahl eine hohe Bewehrungsdichte auf.

Schlüssiges Konzept
Bei der Vergabe des Auftrages zur Lieferung der Schalung konnte Ulma mit einem schlüssigen Konzept punkten, das neben dem Einsatz des Traggerüstsystems T-60, der Klapparbeitsbühne KAB sowie einer ovalen Stützen-Sonderschalung vor allem auf dem Einsatz der Teleskop-Träger Wandschalung Telos basiert. Telos wird meistens dann eingesetzt, wenn eine Variabilität in der Anordnung der Ankerlagen erforderlich ist oder die Art der Betone oder die Umstände beim Einbau einen höheren Frischbetondruck auslösen. Der zulässige Frischbetondruck für die Telos-Elemente beträgt 80 Kilonewton pro Quadratmeter bei Verwendung von DW-Anker mit einem Durchmesser von 20 Millimeter. Das Schalungssystem kann während der Bauzeit an wechselnde geometrische Formen des Bauwerks einfach und wirtschaftlich angepasst und so mehrfach wiederverwendet werden. „Konkret bedeutet das, dass die Bauteile nur einmal transportiert, auf- und abgeladen, gezählt und gereinigt werden müssen“, erläutert Bernd Heppe, Projektmanager/Vertrieb bei SBL Schalungstechnik. „Das trägt zu einem wirtschaftlichen und zügigen Bauablauf bei und macht sich auch im Lager des Herstellers positiv bemerkbar.“

Ideal für das Projekt
Darüber hinaus eignet sich das System für Betonoberflächen, die auch ästhetische Ansprüche erfüllen sollen und wenn eine Ebenflächigkeit mit vorgegebenen Fugenbildern aus Element- und Plattenstößen gewünscht wird. Unter diesen Aspekten wäre der Einsatz einer herkömmlichen Stahlrahmenschalung auf dieser Baustelle nicht ideal gewesen: Hierin befindet sich Heppe mit Bauing. Axel Becker (Bauleitung) und Polier Ulf Frahm (Ed. Züblin) im Schulterschluss. „Eine Stahlrahmenschalung ist zu kleinteilig im Ankerraster, es hätten viel mehr Spannstellen eingerichtet werden müssen, und auch der Aufwand bei den so genannten Totmann-Konstruktionen hätte sich erhöht“, erklärt Becker. „Hinzu kommt: Eine andere Schalung benötigt viele Richtschienen, um sie gerade auszurichten. Auch mit Blick auf die geforderte Sichtqualität wäre der Aufwand deutlich höher gewesen.“

Vorkonfektioniert geliefert
Die Telos wurde vorkonfektioniert auf die Baustelle geliefert und vor Ort mit einer hochwertigen Schalhaut belegt, die den gestellten Anforderungen des Bauherrn entsprach. Nach Fertigstellung der Fundamente konnten die Widerlagerwände innenseitig dann auf ganzer Länge komplett vorgestellt und mithilfe von Totmännern verankert werden.
Nach Fertigstellung der Widerlagerwände wurde die Telos für die Erstellung der schrägen Flügelwände schnell und einfach umgebaut und wieder eingesetzt. Das hat ebenso zu einem reibungslosen Bauforschritt beigetragen, wie der Einsatz der Gerüsttürme T-60. „Auch hiermit konnten wir über die gesamte Bauzeit flexibel arbeiten“, so Frahm weiter. „Zuerst wurden die Unterzüge hergestellt, dann haben wir die Gerüsttürme genutzt, um die Flügelwände einzuschalen. Gleiches gilt für die Klapparbeitsbühne KAB: Die Bühne ist komplett vormontiert und wird auf der Baustelle einfach aufgeklappt und mit der Steckschiene am Fußbereich versehen. Die Aufhängung erfolgt mittels Einhängeschuhen, welche mit Gewindehülsen DW26 und Sechskantschrauben am Bauwerk befestigt werden. Auf diese Weise konnte die Bühne immer dann, wenn wir sie gebaucht haben, schnell eingehängt werden.“
In einer regelrechten Punktlandung konnte der enge Bauplan für die Herstellung der Pfahlkopfplatten und Widerlagerwände für das Kreuzungsbauwerk mit der Verlegung der Deckenbinder während der Sperrpause über Ostern realisiert werden. Nach der Anschwenkung des Bahndamms bzw. der Gleise an die bestehende Strecke kann das neue Bauwerk für den Eisenbahnverkehr wieder in Betrieb genommen werden. Anschließend wird das alte Kreuzungsbauwerk zurückgebaut. Der Rückbau der Baustelleneinrichtung ist nach Erledigung von Restarbeiten ab März 2018 geplant.

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Erschienen in Ausgabe: September 2017 | Seite 33

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