Rohrleitungsbau - von Redaktion
Stromtrassen-Erneuerung tief unter dem Rhein
Rheinunterquerung Bingen-Geisenheim mit Berding-Vortriebsrohren
Steinfeld – Das 11,2 Mio. Euro teure Gesamtprojekt umfasst eine 3,4 Kilometer lange Strecke: Vom Umspannwerk der Bahn in Bingen bis zur Bahnlinie in Geisenheim wird eine 15-Kilovolt-Kabel-Trasse ersetzt. Eine besondere Herausfor-derung bei dieser Baumaßnahme ist der Trassenabschnitt 8, der eine rund 1,3 Kilometer lange Rheinunterquerung bedeutet.
Im Auftrag der Deutschen Bahn wurde dafür der Rhein von Süden nach Norden in geschlossener Bauweise unterquert. Die Ausführung der Rheindükerung übernahm die Bingener Sonntag Baugesellschaft mbH & Co. KG, ein Spezialist für Rohrvortrieb, Spezialtiefbau, Ingenieurbau, Kanalbau und Verbautechnik.
Mit einem Bohrkopf DN 2000/DA 2500 konnte im sogenannten Rohrvortrieb-Verfahren nach dem Start linksrheinisch im Rheinland-pfälzischen Bingen das Ziel im rechtsrheinisch gelegenen hessischen Geisenheim nach nur acht Wochen sogar schneller als geplant erreicht werden. Dafür wurden 24 Stunden am Tag gearbeitet. Aktuell laufen die Ausbauarbeiten im Rohrdüker, sodass der geplante Termin für den Abschluss der Arbeiten Ende Oktober sicher gehalten werden kann.
Die Rheinunterquerung für die neue Stromtrasse war alles andere als ein Routinejob. So waren bei der Planung und Ausführung besondere Anforderungen wie der Rohrvortrieb in großer Tiefe (5 Meter unter der Flusssohle) und die lange Strecke von 1.280 Kilometern zu berücksichtigen, zum anderen galt es unterschiedliche geologische Verhältnisse zu beachten
Daher fiel die Material-Entscheidung bewusst auf die Stahlbeton-Vortriebsrohre der Firma Berding Beton. Sie wurden maßgeschneidert für dieses Projekt mit einer erhöhten Betongüte (C50/60) hergestellt, um den speziellen Sonderanforderungen dieses Langstreckenvortriebs gerecht zu werden.
Zu den Qualitätsvorteilen der Berding-Vortriebsrohre gehören eine geringe Wandrauigkeit und eine hohe Maßgenauigkeit. „Dies ist gerade bei einer so langen Vortriebsstrecke, die auch in eine Kurve aufgefahren wird, extrem wichtig“, erläutert Oberbauleiter Bernd Seis von der ausführenden Firma Sonntag.
„Dank jahrelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit kennen wir die Firma Berding Beton bereits als Spezialisten für die Herstellung großformatiger Infrastrukturkanäle. Und auch bei diesem anspruchsvollen Projekt hat der gesamte Ablauf auf der Baustelle perfekt geklappt, von der technischen Abstimmung im Vorfeld über die Sicherstellung der Produktionskapazitäten und kompetente Betreuung während der Auslieferung bis hin zur gewohnt hochwertigen Rohrqualität“, zeigt sich Bernd Seis sehr zufrieden über den Verlauf der Zusammenarbeit.
Gefertigt wurden alle Stahlbeton-Vortriebsrohre im Berding Beton-Werk in Philippsburg-Rheinsheim. Für die Auslieferung an die Baustelle waren teilweise bis zu 50 LKWs pro Woche notwendig, was eine optimale logistische Planung erforderte, um reibungslose Abläufe garantieren zu können.
Für die Rheinunterquerung kamen 314 Stahlbetonvortriebsrohre (DN 2000) mit einem Durchmesser von zwei Metern, einer Wandstärke von 250 Millimetern und einer Standardlänge von vier Metern zum Einsatz.
Zur Sicherheit und um die lange Strecke von 1.280 Metern in einer Haltung auffahren zu können, wurden neun Berding-Dehnerstationen mit einer mechanisch nachstellbaren Doppeldichtung eingeplant. Sie sollen verhindern, dass zu hohe Druckkräfte auf die Stahlbeton-Vortriebsrohre wirken. In der Regel wird der Einsatz einer Dehnerstation alle 100 bis 150 Meter eingeplant, da ansonsten die durch die Mantelreibung entstehenden Kräfte zu groß werden, um den Vortrieb allein mit den Hauptpressen, bis zum Ziel schieben zu können.
Die Hauptpressen arbeiten mit einer maximalen Presskraft von 1.200 Tonnen. Allerdings konnte aufgrund eines ausgeklügelten Bentonitkonzeptes die komplette Vortriebsstrecke mit 560 Tonnen von der Hauptstation geschoben werden.
Nach Beendigung der Baumaßnahme werden 15 Leerrohre für Starkstrom in den fertigen Betonröhren Platz finden, so dass alle Voraussetzungen für das zukunftsorientierte Leitungsnetz quer unter dem Rhein hindurch geschaffen sind. Die Inbetriebnahme der neuen Stromtrasse mit einer Gesamtlänge von 3,4 Kilometern ist für Ende Oktober geplant. Sie wird in insgesamt elf Trassenabschnitten realisiert.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Oktober 2015 | Seite 22