von Jasch Zacharias

Bauwirtschaft: Schlichtung beginnt am 26. August

Bauwirtschaft warnt wegen Corona-Krise vor überzogenen Forderungen - IG Bau kritisiert "Blockadehaltung"

DBU/ Berlin - Die Schlichtung der Lohn- und Gehaltsverhandlungen für die mehr als  850.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe beginnt am 26. August in Berlin, nachdem die IG BAU heute das Scheitern der Tarifverhandlungen erklärt und die Schlichtung angerufen. Schlichter ist Prof. Dr. Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts.

Vor beginn der Verhandlungen haben die Verbände der Bauwirtschaft die durch die Industriegewerkschaft Bauen-agrar-Umwelt, kurz IG Bau, vertretenen Arbeitnehmer vor überzogenen Forderungen. Infolge der Corona-Krise beklagen immer mehr Landesverbände Auftragseinbrüche. Matthias Wächter, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen warnt wegen der festgefahrenen Tarifverhandlungen gar vor Enlassungen und Kurzarbeit im Herbst.

ZDB-Verhandlungsführer Uwe Nostiz: Hohe Lohnforderungen passen nicht in die Corona-Krise

Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) bringt die schwierige Lage der Bauwirtschaft auf den Punkt und warnt insbesondere  vor dem Hintergrund der Corona-Krise die Gewerkschaften vor einer Eskalation des Tarifstreits : „Die Tarifverhandlungen finden in einem äußerst schwierigen Umfeld statt. Denn entgegen anderslautenden Behauptungen ist auch die Bauwirtschaft durch Corona betroffen. Besonders während des Lock Downs war der Zugang zu Material und Behörden eingeschränkt. Hinzu kommt die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln, die mit entsprechendem Aufwand verbunden sind.

Darüber hinaus schlägt sich die Corona-Pandemie auch in den Auftragsbüchern der Unternehmen nieder: Die Auftragseingänge für die Monate Januar bis Mai 2020 liegen liegen um zwei Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Order sind im wichtigen Wirtschaftshochbau im Monat Mai um 35 Prozent und im Straßenbau um 5,5 Prozent eingebrochen. Daher müssen wir davon ausgehen, dass wir besten Falls ein Nullwachstum für den Umsatz der Branche in diesem Baujahr erreichen werden.

Mittlerweile steigt auch die Zahl der Infizierten in der Bevölkerung wieder deutlich an, was die wirtschaftliche Lage insgesamt noch unsicherer macht.

Diese wirtschaftlichen Tatsachen muss die IG Bau endlich zur Kenntnis nehmen. Hohe Lohn- und Gehaltsforderungen passen ebenso wenig in dieses Umfeld wie die Drohung mit einer Herbst-Blockade auf deutschen Baustellen.“

IG Bau-Chef Felger  kritisiert Blockadehaltung der Arbeitgeber

IG Bau-Chef Robert Feiger wirft den Arbeitgebern indes eine „Blockadehaltung“ vor. Dabei kritisiert er den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) scharf: „Die bisherige Taktik des ‚Null-Komma-Null-Angebots‘ ist mutig – und da schwingt auch eine Portion Provokation mit. Immerhin macht die Bauwirtschaft trotz der Corona-Pandemie gute Geschäfte. Die Bauarbeiter sind nicht ins Home-Office gegangen, sondern bringen bisher verlässlich ihre Leistung: Sie arbeiten die hohen Auftragsbestände mit enormen Überstunden ab. Denn die Bauunternehmen brauchen jede Hand, die zupackt, um bei randvollen Auftragsbüchern nicht in die Grätsche zu gehen. Der Bau boomt. Und trotzdem setzen die Arbeitgeber die Geduld und die Bereitschaft der Bauarbeiter aufs Spiel,“ so Felger wörtlich.

 

Schlichter im Tarifstreit ist Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts. (Foto: Bundessoziagericht, Picture People Kassel)

 

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: online

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