von Jasch Zacharias
Rückwärts immer
Berliner Bezirks-Posse um Autobahn-Abriss
DBU/Berlin – „Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“, dichtete Franz von Suppé im 19. Jahrhundert. Und ein wenig verrückt könnten auch die Bezirkspolitiker von SPD und Grüne in Tempelhof-Schöneberg zumindest auf Bauunternehmer und aufs Auto angewiesene Wirtschafts- und Berufspendler wirken. Mehrheitlich haben diese nämlich den Rückbau der A103 beschlossen, die von Steglitz nach Schöneberg führt.
Und das, obwohl ihnen als Bezirkspolitiker die Legitimation fehlt, über den Rückbau einer unter Bundesverwaltung stehenden Autobahn zu befinden. Die Begründung des Beschlusses ist geradezu grotesk: Die Auslastung der Autobahn sei zu gering, sagt Rot-Grün. Im Klartext heißt das: Es gibt dort zu wenig Staus. Die Vision von SPD und Grünen: Auf dem bislang dem Autoverkehr vorbehaltenen Raum sollen neue Wohnhäuser sowie breite Fuß- und Radwege gebaut werden. Und Autos? Diese sollen dort auch noch fahren dürfen.
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Abbruch- und Wohnungsbauunternehmen könnte der Wunsch der Provinzpolitiker immerhin neue Aufträge bescheren. Doch bevor die Autobahn tatsächlich zurückgebaut werden könnte, wird es nach Erfahrungswerten bei anderen Großbau-Projekten in der Hauptstadt möglicherweise schon längst keinen Bedarf mehr für neue Wohnungen geben. Aktuell bleiben indes trotz des enormen Wohnungsbedarfs riesige Brachflächen, wie zum Beispiel das Tempelhofer Feld, mitten in Berlin unangetastet. Man muss schon verrückt genug sein, um das zu verstehen.
von Jasch Zacharias
Erschienen in Ausgabe: Seite 1| Juli 2019