Strassenbau - von

Rekordbreite mit Hochverdichtung erzielt

Auf dem Berliner Ring erstmals mit einer Hochverdichtungsbohle Binder- und Deckschicht auf 15,50 Metern Breite eingebaut

Ludwigshafen – Ein neues Kapitel Straßenbaugeschichte ist geschrieben: Erstmals sind Binder- und Deckschicht als 15,50 m breite Bahnen mit einer TP1-Hochverdichtungsbohle eingebaut worden. Das Ergebnis: eine qualitativ homogene Fahrbahn­decke über die komplette Breite – wie per Labor­untersuchung und Wärmebildaufnahmen nachgewiesen wurde. „Bühne“ für diese Premiere war ein 4 km langes Teilstück der Bundesautobahn 10 rund um Berlin – der sogenannte Berliner Ring.

Die Ausschreibung erfolgte durch das Bundesverkehrsminis­terium. Die Anforderung: Nahtloser Einbau über die komplette Breite von 15,50 m. Das erste Ziel: Zu beweisen, dass auch bei außer­gewöhnlichen Breiten höchste Einbauqualität realisierbar ist. Das zweite Ziel war der Nachweis, dass unter Einsatz einer modernen Prozesskette eine nahezu konstante Asphaltmischguttemperatur vom Mischwerk bis zur Bohle sichergestellt werden kann.

Solche Anforderungen sind künftig an der Tagesordnung, denn seit 2015 gelten neue Asphalt-Einbaurichtlinien. Zwei der dabei für Straßenbauer wichtigsten Themen: konstante Asphaltmischguttemperatur und unterbrechungsfreier Einbau.
Die Folgen: Seit diesem Jahr müssen beim Lkw-Transport von Asphaltmischgut Thermomulden eingesetzt werden. Das Mischgut muss heiß sein, ohne kältere Nester in Ecken, Winkeln und an Wänden. Zudem ist bei Neubau und Sanierung von Bundesfernstraßen der Einsatz von Beschickern gefordert, wenn das Bauprojekt eine durchgängige Asphaltfläche von 18.000 Quadratmeter und mehr umfasst.

Insofern kann die Sanierung des 4,20 Kilometer langen Teilstücks der Autobahn A10 als Pilotprojekt bezeichnet werden. Und als Musterbeispiel für die effektive Zusammenarbeit von Unternehmen – von der Projektplanung bis hin zur Übergabe: Oevermann, Faber, Werwie und Vögele.

Einbaugespann der Superlative
15,50 Meter Einbaubreite in einer nahtlosen Bahn erfordert großes Gerät. Die WMH Werwie Maschinen-Handels GmbH stellte deshalb den Vögele Super 3000-2 zur Verfügung, den größten Straßenfertiger der Welt mit einer Einbauleistung von 1.600 Tonnen pro Stunde. Ferner: Eine Hochverdichtungsbohle SB 300 TP1 mit Tamper und Pressleiste als Hochverdichtungsaggregat sowie einen 24-Tonnen-Materialkübel für den Fertiger.

Unterbrechungsfreier Einbau
Für die stete Versorgung des Fertigers mit Mischgut setzte Oever­mann einen Vögele-Beschicker des Typs PowerFeeder MT 3000-2i Offset ein. Dieser kann bis zu 45 Tonnen Mischgut vorrätig halten und bis zu 1.200 Tonnen Mischgut pro Stunde transportieren. In Verbindung mit dem extragroßen Materialbehälter lässt sich ein 25 Tonnen fassender Mischgut-Lkw in nur 60 Sekunden total entleeren. Dadurch verfügte der Super 3000-2-Fertiger jederzeit über ausreichend Mischgut. Ein stoppfreier Einbauprozess ist gewährleistet.

Die wichtigste technische Voraus­setzung für die berührungsfreie Übergabe des Mischguts ist eine robuste, sensorgesteuerte Abstandsregelung. Der Vögele-PowerFeeder ist dafür mit einem System aus drei Einzellasern ausgestattet. Diese sind an der Unterseite des Schwenkbandes platziert. So bleibt der Abstand zwischen Beschicker und Fertiger konstant. Die Sensoren verhindern Kollisionen des Be­schickers mit dem Fertiger und erleichtern dem Fahrer die Arbeit.

Bei Beschickern kommt es aber auch auf die Zusammenarbeit von Mann und Maschine an. Der PowerFeeder zeichnet sich durch das moderne ErgoPlus-Bedien­konzept aus. Die Übersicht vom Fahrerarbeitsplatz aus ist hervorragend. Ebenso wie die einfach aufgebaute Bedienkonsole: Statt vieler unterschiedlicher Bedienpulte gibt es nur ein zentrales, intuitiv bedienbares Element. So kann das Schwenkband des PowerFeeders MT 3000-2i Offset mit dem Joystick feinfühlig und punktgenau um bis zu 55 Grad in beide Richtungen bewegt sowie um bis zu 23 Grad geneigt werden. Ein solches Maß an exakter Manövrierbarkeit bringt Vorteile mit sich – etwa das mühelose, sichere seitliche Be­schicken von Fertigern, das Verfüllen von Gräben oder von Leitwand-Zwischenräumen.

Wichtig ist jedoch nicht nur die kontinuierliche Mischgut-Versorgung, sondern auch dessen konstan­te Temperatur. Hier kommt das Materialförderkonzept des Vögele-PowerFeeders ins Spiel: Dabei zielt alles auf eine schonende Behandlung des Mischguts und auf die Vermeidung überflüssiger Übergabepunkte ab.

Höchste Qualität auf voller Breite
Nahtlose Einbaubreiten von 15,50 Meter schafft man derzeit weltweit nur mit dem Vögele Super 3000-2. Für den Berliner Ring wurde das Vögele-Flaggschiff von der WMH Werwie Maschinen-Handels GmbH als Mietmaschine zur Verfügung gestellt. Matthias Beckmann (Werwie) sagt: „Der Super 3000-2 kann Autobahnen oder große Areale in Einbaubreiten bis sogar 16 Meter nahtlos fertigen. Aber auch für Tragschichten ist er wegen seiner extremen Leistungsstärke perfekt geeignet. Er schafft Einbaudicken bis zu 50 Zentimeter zuverlässig in einem Durchgang."

Am Berliner Ring wurde der Fertiger per Lenkautomat mit Ultraschallsensor sicher in der Spur gehalten. Dabei tastete die Vögele-Lenkautomatik einen für die Höhenabtastung gespannten Nivellierdraht entlang der Leitplanke als Referenz ab und steuerte den Fertiger auf Basis der gemessenen Daten. So konnte der Fahrer sich voll auf den stoppfreien Einbau konzentrieren.
Teampartner des Super 3000-2 war die starre Bohle Vögele SB 300 TP1. Ihr Einbaubreitenspektrum reicht von 3 Meter in der Grundbreite und kann bis 16 Meter erweitert werden. Dafür stehen Verbreiterungen in unterschiedlichen Längen und hydraulische Ausziehanbauteile zur Verfügung.
Für den Einsatz am Berliner Ring war die SB 300 TP1 mit Anbauteilen auf ihr Maximum verbreitert worden. Rechts und links außen gewährleisteten die um je 75 Zentimeter variierbaren hydraulischen Ausziehteile Flexibilität. Sehr wichtig für qualitativ hochwertige Beläge und langlebige Straßen: Die Bohle war mit einem Hochverdichtungsaggregat TP1 – Tamper und Pressleiste – ausgestattet. Um die Verdichtungsleistung optimal zu unterstützen und eine saubere Oberflächenstruktur herzustellen, werden bei Vögele-Bohlen alle Verdichtungsaggregate über die gesamte Bohlenbreite hinweg beheizt.
Nahtlose Einbauqualität für homogene, extrem belastbare, langlebige Fahrbahn­decken ist also in außergewöhnlichen Breiten realisierbar. Jedoch bedarf es dazu der perfekten Verzahnung verschiedener Maßnahmen:
• mit Thermomulden ausgestattete Mischgut-Lkws
• Beschicker, deren Materialtransportkonzept die thermische und die mechanische Entmischung effektiv verhindern .... und ...
• Bohlen mit elektrisch beheizten Hochverdichtungsaggregaten, die eine über die komplette Breite gleichmäßige Vorverdichtung gewährleisten.

von

Erschienen in Ausgabe: September 2015 | Seite 31

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