von Jasch Zacharias

Recycling: Wiederverwerten statt wegwerfen

Erdaushub landet zu häufig auf Müllkippe

DBU/Stuttgart – Immer mehr Erdaushub, zu wenige Recycling-Deponien und stetig steigende Baukosten: Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg fordert von der Politik, endlich natürlichen Erdaushub vor Ort belassen zu dürfen sowie eine höhere Recyclingquote bei Bauschutt festzusetzen.

Angesichts des aktuellen Baubooms wird die Entsorgung von Bauschutt und von natürlichem Erdaushub auf Deutschlands Baustellen zunehmend zum Problem. Mit einem Positionspapier will die Bauwirtschaft Baden-Württemberg Bewegung in die Debatte bringen und fordert die politischen Entscheidungsträger auf, die Wiederverwendung des natürlichen Baustoffes stärker als bisher zu fördern. Das Papier ist Landesumweltminis­ter Franz Untersteller (Grüne) im Juni offiziell zugestellt worden.

„Bisher fehlt es an entsprechenden politischen Weichenstellungen. Die geltenden Vorschriften führen nicht zu einem sinnvoll funktionierenden Entsorgungssystem“, so Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Die Wiederverwertung von Bodenaushub vor Ort muss, so die im Positionspapier festgehaltene Verbandsforderung, oberste Priorität haben. Böden mit natürlicher Belastung sollten nach dem Prinzip „Gleiches zu Gleichem“ wieder eingebaut werden können. Derzeit landen diese wegen „unverhältnismäßiger Grenzwerte“– so sieht es die Bauwirtschaft – häufig auf der Deponie.

Für Recycling-Baustoffe gelten strengere Grenzwerte als für Trinkwasser. Potenziale für die Kreislaufwirtschaft würden laut Verband dadurch unnötig verschenkt. Außerdem sollten Bauherren, stärker als Abfallerzeuger in die Pflicht genommen werden. Nach derzeitiger Rechtslage muss die Entsorgung von Erdaushub und Bauschutt nicht vorausschauend geplant werden. Das bedeutet in der täglichen Praxis, dass von Bauherren häufig nach einem schnell greifbaren Entsorgungsweg gesucht wird. Bei Erdaushub ist es in der Regel kurzfristig jedoch nicht möglich, ein geeignetes Bauprojekt (z. B. Lärmschutzwall) zu finden, bei der der Boden wieder eingebaut werden kann. Der so entstehende Zeitdruck sei, so Verbandschef Thomas Müller, „für eine ökologisch und wirtschaftlich sinnvolle Entsorgung kontraproduktiv.“

Aus Sicht des Verbands besonders ärgerlich: Auch öffentliche Auftraggeber verweigern aus Sorge vor Verunreinigungen häufig immer noch den Einsatz von Recycling-Baustoffen. Dabei ist durch das Qualitätssicherungssystem Recycling-Baustoffe Baden-Württemberg e.V. (QRB) sichergestellt, dass solche Baustoffe umweltverträglich und ohne Altlastenrisiko eingesetzt werden können. „Wenn sich, wie oft, jedoch kein technisches Bauwerk findet, bei dem das Material wiederverwendet werden kann, bleibt als einzig verbleibender Entsorgungsweg die Deponie. Dies ist die schlechteste aller Lösungen“, sagt Möller.

Die Bauwirtschaft plädiert stattdessen dafür, dass möglichst viel Boden entweder direkt auf der Baustelle wieder eingebaut oder für andere ortsnahe Baumaßnahmen verwertet wird. Das verkürze die Transportwege, entlaste die Deponien, senke die Kosten und diene der Umwelt.

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Seite 8| August 2019

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