von Christian Schönberg

Rechenzentren werden zur heißen Quelle für Fernwärme
Strom fressende Cloudcenter können mehrere tausend Haushalte mit Wärme versrogen
Die Energiewende fällt aus. Das wird mit Blick auf die Rechenzentren für Clouds und KI gemutmaßt. Denn die dort laufenden Server sind Stromfresser hoch drei. Immer mehr davon werden aus dem Boden gestampft. Auch in der Schweiz – doch dort mit einem um 180 Grad gewendeten Blick: Denn die Server werden heiß – heiß genug für nutzbare Abwärme.
Somit gelten die Rechenzentren nicht mehr als stromhungrige Treibhausgas-Verbreiter, die nur nehmen – sondern auch geben können. Sie werden zur Energiequelle. Voraussetzung ist ein System der Abwärmeentkopplung und ein gut ausgebautes, langlebiges Leitungsnetz.
Mehr als zwei Terawattstunden lässt sich durch Rechenzentren gewinnen
Die Zahlen dazu liegen auf dem Tisch. Das Schweizer Bundesamt für Energie hat errechnet, dass sich Abwärme von 2,02 bis 2,62 Terawattstunden aus allen Server- und Rechenzentren der gesamten Eidgenossenschaft abzweigen lässt, um Haushalte mit Heizungs- und Badewasserwärme zu versorgen. Rechnet man alle Müllverbrennungsanlagen der Schweiz zusammen, kommt man auf vier Terawattstunden Wärmeerzeugung. Mehr als die Hälfte davon können also die mutmaßlichen Stromfresser auch erreichen.
In Dielsdorf im Kanton Zürich sollen künftig 11.500 Haushalte von sechs umliegenden Gemeinden mit Wärme versorgt werden, die von drei neu errichteten Rechenzentren stammt. Eines davon, das „Datacenter M“, steht bereits. Bauen lässt die Green Datacenter AG auf insgesamt rund 46.000 Quadratmetern in der kleinen Gemeinde 15 Kilometer nordwestlich von Zürich. Neben dem bereits bestehenden entstehen noch zwei weitere Zentren. Sie dienen insbesondere als Cloud-Heimat für Gewerbe und
Industrie.
Brugg lieferte Stangenrohre
Für das dazu nötige Fernwärmenetz hat der Aargauer Anbieter Brugg Stangenrohre geliefert – die ersten bereits im Januar vorigen Jahres. Rund 126 von ihnen konnten zu einer Länge von eineinhalb Kilometern zusammengesetzt werden. Dabei sind die Rohre selbst so smart wie Server: Überwachungsdrähte sorgen dafür, dass Leckage nahezu ohne Zeitverzug übermittelt werden kann, obwohl das Leitungsnetz wärmeisoliert tief unter der Erde liegt.
Rechenzentren wie das „Datacenter M“ kommen grundsätzlich nicht ohne Rohre und deren Verbindungen aus. Das liegt schon an den umfassenden Kühlungsleistungen, denen Rechenzentren unterliegen, um überhaupt eine dauerhafte Leistungsfähigkeit zeigen zu können. Gerade diese Kühlpflicht ist auch einer der Energietreiber, die Cloudzentren zur Stomverbrauchs-Effizienz verdammen.
Foto: Brugg Pipes
von Christian Schönberg