Wohnungsbau -

Preisboom bei Wohneigentum soll zu Ende gehen

Branchenexperten widersprechen dem Frühjahrsgutachten

DBU/Berlin – Der Kaufpreisboom für Wohnimmobilien in den deutschen Metropolen flaut ab. Zu diesem Ergebnis kommt der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) in seinem Frühjahrsgutachten 2017. Grund sei, dass mancherorts nicht mehr das Verhältnis zwischen Kaufpreisen und Mieten stimme. Der ZIA sieht Anzeichen für eine Blase.

Damit würde ein Trend zu Ende gehen, der den Immobilienmarkt in Deutschland in den vergangenen Jahren geprägt hat. In den Großstädten sind die Immobilienpreise rasant gestiegen. Zuzüge aus dem In- und Ausland sorgten in den Wirtschaftsmetropolen und den Universitätsstädten für Wohnungsknappheit und ließen in der Folge die Kaufpreise steigen. Währenddessen grassierte in der Peripherie Wohnungsleerstand, die Immobilienpreise sanken oder stagnierten zumindestens.

Metropolenboom ebbt ab
„Nach unserem Dafürhalten ist in Berlin sicherlich, in München wahrscheinlich und in Hamburg sowie Frankfurt möglicherweise mit einem Trendbruch bei den Kaufpreisen zu rechnen“, schreibt der ZIA. Verursacht wird das laut ZIA unter anderem durch eine Veränderung der Zuwanderungsstruktur. „Der Wanderungsgewinn, den diese Städte bislang dank des Schwarmverhaltens mit den anderen Regionen Deutschlands erzielen konnten, ist rückläufig“, so der ZIA weiter. Zudem sei auch die Fernzuwanderung zurückgegangen.
Doch nicht nur ein verändertes Wanderungsverhalten spricht laut ZIA für ein Abebben des Kaufpreisbooms, zudem habe die Mietpreisentwicklung in den vergangenen Jahren nicht schritthalten können mit dem Boom beim Eigentumerwerb. So sind im vergangenen Jahr die Wohnungsmieten im Schnitt um 2,6 Prozent gestiegen, die Kaufpreise von Eigentumswohnungen legten um 8,4 Prozent zu. Damit seien fünf Jahre in Folge die Kaufpreise relativ stärker gestiegen als die Mieten, heißt es im Frühjahrsgutachten des ZIA. Was allgemein die Sorge um eine Immobilienblase wachsen lasse.

Gegenwind aus der Branche
Doch nicht alle Akteure der Immobilienbranche teilen die Einschätzung des ZIA. „Dass ein Trendeinbruch bei den Kaufpreisen in Berlin ,sicher‘ ist, stimmt nicht“, sagte Kai Wolfram, Geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Investment Consulting. Sowohl das Interesse von Investoren sowie der Zuzug nach Berlin werden in den kommenden Jahren anhalten, ist sich Wolfram sicher.
Auch das auf die Immobilienbranche spezialisierte Analyseunternehmen Bulwiengesa teilt die Einschätzung des ZIA nicht. Hohe Preiskorrekturen in den Metropolen seien unrealistisch, schreibt Bulwiengesa. Die robusten makroökonomischen Rahmenbedingungen würden darauf hinweisen, dass dieser ansteigende Preistrend auch im laufenden Jahr anhalte.
Gegen einen weiteren Preisanstieg bei Eigentumswohnungen spricht aus der Sicht des ZIA auch, dass demnächst in den Metropolen sehr viele neue Wohnungen auf den Markt kommen werden. So sei in Berlin derzeit das Fünffache einer Wohnbau-Jahresproduktion irgendwo zwischen Baugenehmigung und Fertigstellung.

Erschienen in Ausgabe: März 2017 | Seite 1

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