von Christian Schönberg

Öko-Knast in Container-Bauweise

Kölner Bundespolizei zieht in provisorische Wache ein – Extra-Schleusenlösung für mehr Sicherheit

DBU/ Köln – Am Kölner Hauptbahnhof geht eine kleine Ära zu Ende. Die Buchhandlung Ludwig – seit 1946 Anziehungspunkt für Bahnfahrer, die eine spannende Reiselektüre suchen – muss der neuen Bundespolizeiwache weichen. Deren derzeitiges Domizil ist zu klein geworden, um die Sicherheit an dem Verkehrsknotenpunkt zu gewährleisten, den 350.000 Zugreisende jährlich nutzen.


Im nächsten Jahr soll der Umzug in die Buchhandlung klappen, die selbst – von 700 auf 280 Quadratmeter geschrumpft – in der Nachbarschaft des Bahnhofs künftig die Lesefreudigen anlockt.


Bevor die Gesetzeshüter aber in der neuen Wache unterkommen können, beziehen sie ein Übergangsgebäude. Dafür bot sich ein Systembauverfahren an, dass es in sich hatte. Denn es galt schließlich nicht nur wie üblich den Brandschutz, die technisch-klimatische Ausrüstung und die Funktionsvielfalt eines Bürohauses aufzubauen. Es mussten vor allem hohe Sicherheitsstandards erfüllt werden. Schließlich müssen kleine und große Kriminelle, die das Bahnhofsleben unsicher zu machen drohen, schnell und zuverlässig festgesetzt werden können.


Dem einzigen Systembau-Unternehmen, das man dies zutraute, war Fagsi, ein Unternehmen der Alho-Gruppe. Seit Mitte November errichtete es nach und nach einen Komplex aus 29 Containern. Entstanden ist ein fünf Meter hohes Interimsgebäude mit zwei Geschossen und mehr als 500 Quadratmetern Bürofläche.


Bestandteil sind unter anderem zwei Schleusenräume, die die so wichtige gesicherte Zugangskontrolle gewähren. Fagsi setzte seine Baureihe ProEnergy ein. Die gesetzlichen Vorschriften der Energie-Einsparverordnung werden damit während der zweijährigen Standzeit eingehalten. Geringe Betriebskosten und das Nutzen ökologischer Energiequellen überzeugen dabei den öffentlichen Auftraggeber ebenso wie die Klima-Split-Geräte zur Beheizung und Kühlung sowie die Fußbodenheizung.
Für das Bauvorhaben hat der Bund eineinhalb Millionen Euro investiert. Grundlage der Präsenz der Staatsmacht ist auch eine Vereinbarung mit der Deutschen Bahn, die seit 2000 besteht. Die Kriminalitätsrate in Köln ist vergleichsweise hoch: Mehr als 122.000 angezeigte Straftaten gab es 2019 – im Schnitt alle viereinhalb Minuten eine. Der Anteil der aufgeklärten Straftaten stieg laut Kriminalitätsstatistik in den vergangenen Jahren. Damit das auch so bleibt, will die Bahn mit der neuen Wache, die spätestens in der zweiten Hälfte 2021 eröffnet soll, vorgesorgt haben. Die Buchhandlung, die noch bis Herbst in ihren angestammten Räumen bleiben kann, ist dann am Breslauer Platz in den jetzigen Räumen des McCafé zu finden.

von Christian Schönberg

Erschienen in Ausgabe: Seite33 | online

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