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Niemand will in Berlin Holz-Kitas bauen

Mauerwerker wehren sich gegen die Bevorzugung der Konkurrenz: „Ausschreibungen müssen baustoffneutral sein“

DBU/Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) wehrt sich gegen die politische Bevorzugung von Holz als Baustoff. Nachdem ­DGfM-Geschäftsführer Ronald Rast bereits die Förderpolitik des Landes Baden-Württemberg als geschmäcklerisch kritisiert hat, zieht er nun gegen die Ausschreibungspraxis in Berlin zu Felde.

In Berlin hat der Senat den Neubau von 27 dringend benötigten Kitas ausgeschrieben. Das allerdings ausschließlich in Holz-Modulbauweise. Keine einzige Baufirma hat sich daraufhin mit einem Angebot auf die Ausschreibung beworben. Das ist nicht nur schlecht für mehr als 3000 Kinder, die auf die noch für 2019 vorgesehene Fertigstellung der neuen Einrichtung angewiesen sind. Sondern das wirft auch ein negatives Licht auf die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen.

Regionale Bauwirtschaft nicht ausschließen“
Für DGfM-Geschäftsführer Ronald Rast ist die Ausschreibung vergaberechtlich bedenklich. Auch kritisiert er die politische ignorante Haltung des Senats, der sich bei der Ausschreibung einseitig auf Holz als Baustoff festgelegt hat. Und dabei offensichtlich die Rechnung ohne den Wirt – die Bauunternehmen – gemacht hat. „In einer Region ohne Holzbautradition ausschließlich Holz-Modulbauweise auszuschreiben und das dann auch noch mit der Bündelung von speziellen Leistungskriterien zu verknüpfen, ist vergaberechtlich bedenklich. Weit mehr als die Hälfte aller Berliner Wohnungs- und wohnähnlichen Bauten werden seit Jahrzehnten in massiven Konstruktionen aus Mauerwerk errichtet. Warum schließt man die Massivbaufirmen und damit viele regionale, mittelständische Bauunternehmen ganz bewusst aus der Ausschreibung aus? Das muss doch mehr als politische Ignoranz gegenüber der bewährten Baupraxis sein“, sagte Ronald Rast.

In der Ausschreibung wurden neben der Holz-Modulbauweise für die Baufirmen zudem noch Eignungskriterien wie mindestens drei abgeschlossene Referenzen in den letzten drei Jahren in Holz- oder Holz-Hybridbauweise sowie ein Gesamtumsatz in diesem Bereich von mindestens 15 Millionen Euro netto pro Jahr im Durchschnitt der letzten drei Geschäftsjahre gefordert. Ronald Rast, der als DGfM-Geschäftsführer die Interessen von mehr als 225 große und kleine Unternehmen vertritt, fragt sich: „Warum gerade diese Kriterien? Welche Firmen können diese erfüllen?“ Er kritisiert die Ausschreibungskritierien als „realitätsfern“.

Es brauche mehr Flexibilität bei der Staffelung einzelner Bauprojekte, damit auch Bauunternehmen zum Zuge kommen, die nicht in der Lage sind, 27 Kitas auf einmal zu bauen, fordert Rast.Vor allem aber müssten Ausschreibungen „baustoffneutral“ sein. Es gebe schließlich genügend Unternehmen in der Region Berlin und Brandenburg, die die Kitas – beispielsweise mit Mauerwerk – schnell und zum Vorteil der öffentlichen Kassen kostengünstig sowie vergleichbar nachhaltig bauen könnten. Und das zudem auch noch innerhalb dieses Jahres, so Rast.

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Erschienen in Ausgabe: Seite 4| Mai 2019

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