Rohr- und Kanalbau - von Redaktion
Moderner Werkstoff für Hamburgs Unterwelt
Sanierung eines Sielbauwerkes mit Flowtite GFK-Rohren
Mochau – Hamburgs Abwasserkanalisation, erbaut zwischen 1842 und 1910 nach Plänen des englischen Ingenieurs William Lindley, ist das älteste Bauwerk seiner Art auf dem europäischen Kontinent. Die bis zu 4,70 Meter breiten und 3,85 Meter hohen Kanäle, in Hamburg als Siele bezeichnet, bilden in der Hansestadt noch heute das Rückgrat der innerstädtischen Kanalisation.
Die Gesamtlänge des Hamburger Sielnetzes beträgt heute rund 5.500 Kilometer. Mischwasserüberläufe, die bei Starkregen für Entlastung sorgen, konnten zwar durch das bereits zu Beginn der 1980er Jahre konzipierte Alster-Entlastungsprogramm um mehr als 70 Prozent reduziert werden. Trotzdem kommt es mehrfach im Jahr zu Mischwasserüberläufen in den Isebek-Kanal, der Teil eines beliebten Naherholungsgebietes im Stadtteil Eimsbüttel ist.
Abhilfe schaffen soll das sogenannte Innenstadt-Entlastungsprogramm, das der zuständige kommunale Trinkwasserver- und Abwasserentsorger Hamburg Wasser seit Oktober 2011 schrittweise umsetzt. Im Rahmen des Bauvorhabens von rund 53 Mio. Euro Volumen entstehen in einer Tiefe von bis zu 30 Meter mit den neuen Sielen „Wallring“ und „Isebek“ zwei Entlastungsbauwerke, nach deren Fertigstellung auch die Stammsiele saniert werden. Während die Arbeiten an den Sielen östlich der Alster abgeschlossen sind, wird zurzeit westlich der Alster der zweite Bauabschnitt des Entlastungssieles „Isebek“ aufgefahren. Teil der Gesamtbaumaßnahme, mit deren Ausführung die Arge Transportsiel Isebek, 2. BA – bestehend aus Michel Bau GmbH & Co. KG und Implenia Bau GmbH – beauftragt wurde, ist die Sanierung einer Haltung, die ein unterirdisch gelegenes Bootshaus mit dem Stammsiel verbindet.
Für die Auskleidung des 35 Meter langen Teilstücks kamen Flowtite GFK-Rohre DN 2000 der Amiantit Germany GmbH zum Einsatz. Die Rohre zeichnen sich gleichermaßen durch einfache Handhabung beim Einbau sowie hohe Korrosionsbeständigkeit und eine entsprechend hohe Lebensdauer aus. Werkstoffeigenschaften, die bei ihrer Auswahl eine wichtige Rolle gespielt haben: Die im Endlos-Wickelverfahren gefertigten GFK-Rohre entsprechen den Anforderungen der Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen für den Bau von Sielen, ZTV - Siele Hamburg.
Schiffbare unterirdische Kanäle
Unter Hamburgs Straßen gibt es eine Reihe schiffbarer Kanäle. Angelegt wurden sie bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, und zwar für die Stadtentwässerung. Die folgt in Hamburg von jeher eigenen Gesetzmäßigkeiten, angefangen bei der für die Hansestadt typischen Bezeichnung von Abwasserkanälen als Siele, auf die bereits das Vorwort der Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen ausdrücklich hinweist.
„In der Ausschreibung gefordert waren ausdrücklich Rohre aus dem Werkstoff GFK“, erklärt Dipl.-Ing. Bernd Oltersdorf vom Ingenieurbüro Leitungsbau, Hamburg Wasser. Das Material, das dann letztendlich zum Einsatz kommt, muss den Anforderungen der ZTV - Siele entsprechen, die geltende DIN-Normen und Richtlinien ergänzen und auf die speziellen Gegebenheiten der Hansestadt abgestimmt sind.
Aber auch über die Stadtgrenzen hinaus genießen die ZTV als konsequente Weiterentwicklung der bereits in den 1920er Jahren entwickelten Sielbauvorschriften einen ausgezeichneten Ruf. Das „Hamburger Standardwerk“ gilt überregional als richtungsweisend für den Neubau sowie für die Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen.
Für Bernd Oltersdorf stellt es eine dynamische Arbeitsunterlage dar, in die sukzessive die Erfahrungen aus sämtlichen Bauprojekten einfließen – vom ersten Planungsgedanken über die Ausschreibung und Ausführung bis hin zur Bauabnahme. Die Regeln sind damit festgezurrt, und es können nur solche Produkte zum Einsatz kommen, die in einer entsprechenden Liste aufgeführt sind – wie zum Beispiel die Flowtite GFK-Rohre von Amiantit.
Zuschlag für Amiantit
„Das Leistungsverzeichnis forderte außerdem, dass das als Inliner verwendete Rohr selbsttragend sein musste“, führt B. Eng. Philipp Heetlage, Bauleiter bei der Michel Bau, weiter aus. Im Zuge der Ausschreibung wurden die Angebote verschiedener Hersteller verglichen. Den Zuschlag erhielt nach eingehender Prüfung das Produkt von Amiantit, wobei nach Aussage der Baupartner insbesondere das Gesamtpaket überzeugen konnte, das aus dem für die Einsatzzwecke optimal geeigneten Rohr sowie einer umfassenden Beratung schon im Vorfeld der eigentlichen Arbeiten bestand.
Eine gute Beratung und positive Produkteigenschaften der eingesetzten Rohre tragen dazu bei, dass die Sanierung zügig umgesetzt werden kann. „Und hier können die Flowtite GFK-Rohre punkten“, weiß Amiantit-Gebietsleiter Thomas Wede. „Die im Endlos-Wickelverfahren gefertigten Rohre zeichnen sich einerseits durch geringes Gewicht und somit leichte Handhabung auf der Baustelle aus, andererseits bieten sie lange Haltbarkeit, ohne dass ein zusätzlicher Korrosionsschutz erforderlich ist“, so Wede. „Die Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Angriff durch biogene Säure, aber auch hervorragende hydraulische Eigenschaften machen die Flowtite GFK-Rohre deshalb zu einer guten Wahl.“
Es ging um Millimeter
„Vor der Erstellung der großdimensionierten Baugrube – sie diente dazu, das benötigte Baugerät sowie -material zur Einbaustelle zu transportieren – wurde das Bestandssiel gescannt, um sicherzustellen, das der geplante Einbauquerschnitt realisiert werden konnte“, erklärt Bauleiter Heetlage die Vorgehensweise.
Nach dem Einbringen der Bohrpfähle hat ein Bagger die Baugrube Schritt für Schritt auf die gewünschte Tiefe gebracht. Im Anschluss wurde eine Unterwasser-Betonsohle betoniert, die Wasserauflast abgepumpt und die Wand zur Bootskammer abgetragen.
Danach wurde die Sohle des alten, 35 Meter langen Sielbauwerks gesäubert, eine mittig liegende Trennwand sowie eine höher liegende Sohle abgebrochen, und die gereinigte Sohle mit Auflagepunkten versehen, auf denen die jeweils drei Meter langen Flowtite GFK-Rohre DN 2000 abgelegt werden konnten. Das gestaltete sich allerdings als regelrechte Millimeterarbeit, wie sich Bauleiter Heetlage erinnert: „Mit einer lichten Abmessung von 2,58 Meter stellte die Höhe des gemauerten Profils zwar kein Hindernis dar, die lichte Breite von nur 2,15 Meter erforderte allerdings Maßarbeit.“
Beim Absenken der Flowtite GFK-Rohre in die Baugrube und beim Weitertransport mit dem Rohrshuttle habe sich das geringe Gewicht der Rohre allerdings ebenso als Vorteil erwiesen wie beim Einzug der Rohre in die Haltung. Nach der Verlegung der Rohre wurde das Verbindungssiel zwischen Hauptsiel und Bootskammer an beiden Enden abgemauert. Im Nachgang soll noch ein Drachenprofil DN 2400 angeschlossen und über ein Bauwerk mit der alten Bootskammer verbunden werden. Der Ringraum ist mit Dämmstoff verfüllt worden, die Verfüllung erfolgte über drei Zugänge in drei Lagen, überschüssige Luft und überschüssiges Wasser wurden über Entlüftungsstutzen abgeleitet.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: August 2015 | Seite 31