von Christian Schönberg

Mittelweg zwischen Holz und Beton gefragt

Zukunft des Bauens ringt um Wege zur CO2-Neutralität

DBU/Berlin – In Zeiten der Initiativen zu mehr Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit ist der Holzbau im Trend. Bei der Beton- und Ziegelherstellung ist der Ausstoß des als „Klimakiller“ verschrienen Kohlendioxids (CO2) beachtlich. Da kommen solche Anmerkungen gut an, wie sie beispielsweise beim höchsten in Holz-Hybrid-Bauweise errichteten Gebäude in Wien geäußert wurden: Was dort an Holz verbaut wurde, so heißt es, das wachse allein in den österreichischen Wäldern in einer Stunde und 17 Minuten natürlich nach.


Das klingt erst einmal gut. Allerdings muss dabei mitbedacht werden, dass der Holzbau in solchen Dimensionen wie in Wien noch in den Kinderschuhen steckt. Eine jüngst veröffentlichte Studie des Projektbau-Spezialisten Brüninghoff hat gezeigt, dass bei den Architekten und Planern in Sachen Holzhybrid-Bau noch Luft nach oben ist. Sollte aber tatsächlich die Trendumkehr gelingen und Holz zum Beton der Zukunft werden, ist die Frage offen, ob in den österreichischen Wäldern noch jährlich mehr als vier Millionen Kubikmeter Holz mehr nachwachsen können als entnommen werden, wie es in Bezug aufs Hochhausprojekt ebenfalls hieß.


Sandbag, eine britische Denkfabrik, die sich der Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit widmet, hat festgestellt, dass das Setzen auf Holz nicht automatisch Nachhaltigkeit schafft. Dabei bezog sie sich auf die finnischen, niederländischen und deutschen Bestrebungen, statt Kohle Holzpellets für die Energiegewinnung zu verheizen: Die kleinen Stäbchen bestehen ja aus CO2-neutralen Biomasse-Rohstoff. Die Wunde, in die Sandbag den Finger legt: Auch Holz ist bei erdrückender Nachfrage eben nicht mehr so einfach „nachwachsend“. Im „Guardian“ ist die Denkfabrik mit der Rechnung zitiert worden, dass bei der geplanten Umstellung der drei Länder „36 Mio. Tonnen Holzpellets jährlich verbraucht würden (...) Das würde das Fällen von 2.700 Quadratkilometern Wald benötigen, eine Fläche so groß wie der halbe Schwarzwald“.


So vorbildlich – im wahrsten Wortsinne – solche Projekte wie das HoHo Wien sind – der richtige Weg ist wieder mal der mittlere: Auf Beton kann man künftig nicht verzichten, damit der Druck auf die nachwachsende Natur nicht durch zu hohe Holz-Nachfrage erstickend wird. Technische Weiterentwicklungen zur CO2-neutralen Zement-Herstellung gilt es genauso zu fördern wie den Verbau von Holz.

von Christian Schönberg

Erschienen in Ausgabe: Februar 2020 | Seite 21

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