Schalung - von

Mit Attrappen gewünschte Ankerlöcher simulieren

Hünnebeck liefert kreatives Schalkonzept für Warschauer Metro-Station

Ratingen – Warschau bekommt mit der im Bau befindlichen U-Bahnlinie II eine neue Ost-West-Verbindung. Generalunternehmer für die Errichtung der östlichen MetroStationen entlang dieser Strecke ist die international tätige, italienische Astaldi S.p.A.. Sie ist zum Beispiel für den Neubau der Station C-18 verantwortlich und hat die Warschauer Modelewski & Rodek Sp. Z o. o. mit den komplexen Rohbauarbeiten dieses Ingenieur­bauwerks beauftragt.

Bei der täglichen Arbeit stets mit dabei: Schal- und Rüstsysteme von Hünnebeck, die auf der Baustelle eine besondere Einsatzvariabilität beweisen. Um die Anwohner weitestgehend von den Bauarbeiten abzuschirmen, hat man sich beim Bau der neuen Metro-Station C-18 für eine Deckelbauweise, eine spezielle Verfahrensweise entschieden: Erst wurde die oberste Deckenplatte der Station betoniert – getragen von Schlitzwänden und provisorischen Stahlpfeilern –, bevor der komplette unterirdische Aushub bis auf die Ebene der Bodenplatte erfolgte.
In der jetzt laufenden zweiten Bauphase werden sämtliche Wände, Pfeiler und weiteren Einbauten errichtet. Bis auf einzelne technisch notwendige Öffnungen ist die Baustelle also nach außen abgeschirmt. Dieses aufwändige Vorgehen verlangt von den eingesetzten Schal- und Gerüstlösungen besondere Flexibilität.
Beispielsweise hat Hünnebeck Polska einen besonderen Einfüllstutzen zur Verfügung gestellt, mit dem sich der selbstverdichtende Beton von unten in die Schalung einbringen lässt. Entwickelt wurde der Stutzen zwar eigentlich für die Hünnebeck-Platinum-Schalung, er lässt sich aber auch mit der in Warschau eingesetzten Manto-Schalung kombinieren und – nach minimaler Adaption – auch für die ebenfalls vor Ort befindliche Stützen-Rundschalung verwenden. Der Sonderstutzen funktioniert hervorragend, deshalb wird er nicht nur auf dieser Baustelle, sondern entlang der gesamten Neubaustrecke eingesetzt.

Verschlusssache

Es waren vor allem zwei extrem anspruchsvolle Aufgabenstellungen, für die Hünnebeck Polska in enger Zusammenarbeit mit der Baustelle technisch raffinierte Lösungen erarbeitet hat: die Herstellung der Eingänge zur Metrosta­tion in Sichtbetonqualität sowie das Verschließen der zunächst benötigten technischen Öffnungen. Mit dem Fortschreiten der Arbeiten wurde beispielsweise ein Teil dieser Öffnungen unter Verwendung von ID15-Stützentürmen und H20-Holzträgerschalungselementen mit Beton verfüllt. Das von Hünnebeck entwickelte Konzept war bewusst so ausgelegt, dass die Öffnungen im Zwischen- und Obergeschoss gleichzeitig verschlossen werden konnten. Möglich wurde dies durch die hohe Tragfähigkeit der Schalunterstellung aus ID15 Türmen. Sie war für die Ableitung großer Lasten von rund 50 Kilonewton pro Quadratmeter projektiert.

Für einige andere Bereiche, in denen der Einsatz von ID15-Türmen aus Platzgründen keinen Sinn machte, konzipierten die Schalungsexperten von Hünnebeck Polska eine raffinierte Lösung aus dem Baukastensystem Infra-Kit plus abgehängter Holzträgerschalung. Infra-Kit ist ein originär für den Infrastrukturbau entwickeltes System und wird üblicherweise zur Herstellung temporärer Überbrückungen oder Durchfahrten mit hohen Spannweiten eingesetzt. Doch seine Elemente lassen sich auch anders verwenden, wie die Warschauer Baustelle zeigt. Hier wurde aus Stahlträgern (HEB 400 und HEB 260) eine Tragkonstruktion montiert, an der mit Hilfe von Zugankern und SG-Stahlträgern eine H20-Holzträgerschalung aufgehängt war. Eine individuelle Schallösung, die das Arbeiten auf zwei Ebenen ermöglichte und bereits erfolgreich zum Verschließen zahlreicher Öffnungen an den Stationen C-18, C-07 und C-08 zum Einsatz kam.

Spezielle Sichtbetonoptik
Eine weitere technische Herausforderung war die Herstellung der Ein-/Ausgänge in spezieller Sichtbetonqualität mit strikt vorgegebenem Fugen- und Ankerraster. Gewünscht waren zwei verschiedene Raster (120 Zentimeter mal 90 Zentimeter beziehungsweise 160 Zentimeter mal 90 Zentimeter) und je vier symmetrisch angeordnete Ankerlöcher. Weil die zu schalenden Wandflächen nur einen geringen Wiederholungsfaktor aufwiesen und die Bauzeit extrem kurz war, entschied man sich, die eingesetzte Manto-Großrahmenschalung mit entsprechend zugeschnittenen Sperrholzplatten zu belegen.
Dank der großen Tafelvielfalt des Manto-Systems – die Tafeln gibt es in elf Breiten von 30 Zentimeter bis 240 Zentimeter – ließen sich die benötigten Schalelemente zügig projektieren. Die Belegung mit der Sperrholzschalhaut ermöglichte die Realisierung des vorgeschriebenen Fugenrasters; die optische Anordnung der Ankerlöcher erreichte man durch den Einsatz zahlreicher Attrappen, die an den gewünschten Stellen ein Ankerloch simulieren.

„Aus technischer Sicht haben wir uns für die Warschauer Metro-Baustelle einiges einfallen lassen, um die Ansprüche der Baustelle mit möglichst wirtschaftlichen Lösungen zu erfüllen“, so das polnische Hünnebeck-Team. „Das Ergebnis war ein maßgeschneidertes Schalkonzept mit vielen Detail­lösungen aus flexibel eingesetzten Standardprodukten.“

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Erschienen in Ausgabe: Juli 2018 | Seite 37

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