Digitalisierung - von Redaktion

Megatrends und das Bauen von morgen
250 Gäste beim 6. BRZ-Mittelstandsforum
Nürnberg/Berlin – Smartphones, selbstfahrende Autos, intelligente Stromnetze – es gibt kaum Lebensbereiche, die nicht von der Digitalisierung betroffen sind. Die Baubranche verhält sich traditionell eher zurückhaltend angesichts derart großer Veränderungen. Aber stimmt das 2016 wirklich noch? Sind nicht längst ausreichend Beispiele, Strategien und Lösungen vorhanden? Das sechste BRZ-Mittelstandsforum hat aufgezeigt, wie sich der deutsche Bau derzeit digital neu erfindet.
Rund 250 Gäste kamen Mitte November ins noble Berliner Grand-Hyatt-Hotel, um den Megatrend zu diskutieren, der aktuell nicht nur die Baubranche kräftig aufrüttelt: Digitalisierung. In dem mit hochkarätigen Vertretern aus der Bauwirtschaft besetzten Forum ging es um neue Blickwinkel und Visionen, um aktuelle Entwicklungen und Impulse – und um die alles beherrschende Frage: Wie kann auch ich mich digital transformieren?
In Zeiten schnellen Wandels konzentrierten sich Marketingleiterin Eva Preu und Geschäftsführer Johannes Lunz, beide von der BRZ Deutschland GmbH, in ihrer Eröffnungsrede zuallererst einmal auf die Konstanten: Das BRZ-Mittelstandsforum wurde an jenem Nachmittag Mitte November zehn Jahre alt – eine Dekade, in der rund 100 Referenten und mehr als 1.000 Besucher zu immer wieder aufregenden Veranstaltungen in stimmungsvollen Umgebungen rund um spannende Themen zusammenfanden. Das diesjährige Forum setzte den Kurs fort.
Statusbericht zur Digitalisierung
Die Entwicklung hin zu mehr Digitalisierung ist allgegenwärtig, und sie wird sich sogar noch weiter beschleunigen. Eine anschauliche Erklärung dazu liefert Prof. Dr.-Ing. Hans-Jörg Bullinger, ehemaliger Präsident und heutiger Senator der Fraunhofer-Gesellschaft, in seinem Vortrag über Megatrends: Wo seinerzeit das Radio noch 38 Jahre gebraucht hat, um 50 Millionen Nutzer zu erreichen, hat Twitter das Gleiche in gerade einmal neun Monaten geschafft – und das erste Smartphone ist noch keine zehn Jahre alt. Die Einschläge kommen immer schneller immer näher, das bekommt auch die Baubranche zunehmend zu spüren.
Als Geschäftsführer von planen-bauen 4.0 vertritt Dr. Jan Tulke fast 60 Verbände und Unternehmen aus der Mitte der deutschen Bauwirtschaft. Er attestiert seiner Branche Aufholbedarf: Während das verarbeitende Gewerbe in Deutschland die Produktivität über die vergangenen zehn Jahre um 34 Prozent steigern konnte, schaffte der Bau im selben Zeitraum nur magere vier Prozent. Zum Vergleich: Die deutsche Gesamtwirtschaft landete bei immerhin elf Prozent. Was aber bedeutet Digitalisierung genau für die Baubranche? Geht es hierbei um die beispielhaft beschriebenen 3D-Betondrucker, die heute schon ganze Villen „ausdrucken“? Oder ist Digitalisierung gleichzusetzen mit BIM – Building Information Modeling? Dass das Thema umfassender ist, zeigten die 20 Referenten des Mittelstandsforums an zwei Tagen anschaulich auf. Die einhellige Meinung: „Es gibt keine Alternative zur Digitalisierung.“
93 Prozent der Befragten einer Studie in der Baubranche pflichten dem bei und gehen davon aus, bald selbst von Digitalisierung betroffen zu sein. „Digitalisierung ist mehr als nur Innovation“, formuliert der Geschäftsführer des BWI-Bau Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen provokativ in seinem Impulsvortrag. „Wenn es eine Innovation wäre, dann könnte man entscheiden, ob man dieser Innovation folgt oder nicht.“ Die Digitalisierung aber verändert Geschäftsmodelle.
In seinen Augen wird es in knapp zehn Jahren nur noch zwei Arten von Bauunternehmen geben: das „digitalisierte“ Bauunternehmen 4.0 und den „traditionellen“ Baustellenmonteur, der auf der Baustelle nur mehr Anweisungen befolgt.
Wohin die Reise geht
Wir werden immer vernetzter: Wo heute oft das „Internet of Things“ als ultimative Zukunftsvision herhalten muss, steht uns eigentlich schon fast das „Internet of Everything“ ins Haus. Laut Zukunftsforscher Kai Jannek von der Z_punkt GmbH stecken wir bereits mittendrin in der digitalen Transformation: Längst können Gebäude vor dem ersten Spatenstich virtuell begangen werden. Schon bald werden wir ein vollflächiges Netzwerk aus Sensoren haben, das sich von unserer Kaffeemaschine über unser Auto bis hin zur Parkbank erstreckt.
Big Data wird der Treibstoff für neue Geschäftsmodelle und „das Haus wird zum Gadget, für das wir uns Apps herunterladen“, prognostiziert Jannek. Er unterstreicht damit die zunehmende Relevanz von Technologie gegenüber den traditionellen Bau-Werten wie Ästhetik oder Design. Die gesamte Wertschöpfungslogik der Baubranche ist im Wandel, und mit ihr die Anforderungen seitens der Bauherren.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Februar 2017 | Seite 10