Technik -

Laserstrahlen bringen das High-Speed-Internet über die Wolken

Licht-Kommunikation schafft 1.000-fach höhere Übertragungsrate als Radiowellen

DBU/Berlin – In Deutschland kommt der Ausbau der erdgebundenen Breitbandinfrastruktur nur schleppend voran, während die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) den Himmel über Deutschland lückenlos für das digitale Zeitalter hochrüsten.

Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich zuletzt unzufrieden mit den Fortschritten beim Breitbandausbau. Die CDU-Politiker nutzte den Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Bundesnetzagentur, um mehr Tempo beim Netzausbau zu fordern. Der Glasfaserausbau verlange die vereinten Kräften von Staat und Privatwirtschaft, so die Kanzlerin. Mehrfach schon hatte die Regierungschefin Zieltermine verschieben müssen. Seither hinkt Deutschland beim Breitbandaus im internationalen Vergleich hinter her.

Raumfahrt-Technologie hilft der Digitalisierung auf die Sprünge
Ganz anders ist die Lage „über den Wolken“. Hier ernten die Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) internatio­nale Auszeichnung für ihre Arbeiten: So wurden Laser Terminals von Mynaric, einer Ausgründung des des DLR, in die Space Technology Hall of Fame aufgenommen. „Die Auszeichnung der US Space Foundation ist für uns eine große Ehre. Technologien des DLR, die von Mynaric eingesetzt und weiterentwickelt wurden, erfahren damit eine hohe internationale Anerkennung. Diese Technologien und deren Transfer sind ein gutes Beispiel für Beiträge der Luft- und Raumfahrt zur Digitalisierung“, sagte Professor Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR.

Breitbandanschluss als Herausforderung
In Zeiten von High-Speed-Internet, Vernetzung und Digitalisierung steigt der Bedarf nach allgegenwärtiger Netzwerkanbindung rasant an. Die Infrastrukturen für die Übertragung von Daten außerhalb von Ballungszentren stoßen dabei längst an ihre Grenzen. Konzerne wie Amazon, Google oder Facebook streben als Reaktion darauf den Aufbau eines superschnellen Internets über den Wolken an, um auch die Randgebiete ans Netz zu bringen. Die von Mynaric entwickelten Produkte ermöglichen den Aufbau der hierfür benötigten Datenautobahnen zwischen Flugzeugen, Plattformen in der Stratosphäre oder auch Satelliten. Das Laserlicht kann große Datenmengen über enorme Entfernungen verlustfrei und sicher übertragen.

Das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation ist seit vielen Jahren in der Erforschung von Laserkommunikationssystemen aktiv und nimmt eine international führende Rolle bei der Entwicklung und Erprobung solcher Systeme ein. „Unser Institut konnte Vieles erstmals demonstrieren. Dazu gehört die erste Verbindung mit einem Fesselballon, mit einem Stratosphärenballon, mit einer Propellermaschine und zusammen mit Mynaric mit einem Düsenjet. Darüber hinaus halten wir am Institut verschiedene Weltrekorde, zu denen die Übertragung mit einer Datenrate von 1.73 Terabit pro Sekunde über eine Freiraumstrecke von mehr als zehn Kilometer zählt“, berichtet Professor Christoph Günther, Direktor des DLR Instituts für Kommunikation und Naviga­tion. Mit Laserkommunikation lässt sich die Übertragungsrate deutlich erhöhen, da mehr als 1.000-mal so viel Spektrum zur Verfügung steht. Aus der hohen Bündelung des Lichtes folgt, dass ein großer Teil dieses Lichts den Empfänger trifft. Das vergrößert die Effizienz gegenüber Radiowellen erheblich.
„Wir erleben aktuell einen Umbruch in der Telekommunikations­infrastruktur. Laserkommunikation wird als Äquivalent zur Glasfaser für die Datenübertragung in der Luft gehandelt. Wir sind mit bestens positioniert, um uns als einer der Marktführer für das Internet über den Wolken zu etablieren,“ so Mynaric-Vorstand Dr. Wolfram Peschko.

Erschienen in Ausgabe: Juni 2018 | Seite 10

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