von Redaktion
Künstliche Intelligenz erobert die Baustellen
KIT entwickelt Datenmanagement für Bauwirtschaft – Bund fördert Projekt mit sechs Mio. Euro
DBU/Berlin – Nicht einmal fünf Prozent der Bauunternehmen in Deutschland verwenden aktuell BIM (Building Information Modelling). Doch das könnte sich jetzt schnell ändern. Denn das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellt zurzeit mit seinem Projekt „Smart Design and Construction“ (SDaC) die Weichen für ein digitales und vernetztes Datenmanagement in der Bauwirtschaft.
Mit dem „SDaC“-Forschungsprojekt zur Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) in der Bauwirtschaft hat das KIT den Innovationspreis des Bundeswirtschaftsministeriums gewonnen. In den kommenden drei Jahren bezuschusst die Bundesregierung das nach Institutsangaben neun Millionen Euro teure Projekt mit insgesamt sechs Millionen Euro.
Institut verwendet Daten von 16.500 Bauprojekten
Auf der KI-Plattform sollen die Metadaten aus Bauprojekten unternehmensübergreifend verknüpft und miteinander verglichen werden, sodass auch für klein- und mittelständische Unternehmen valide Prognosen möglich sind. Hierfür liefern die Praxispartner des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) Daten von mehr als 16.500 Bauprojekten. Technologiepartner mit entsprechendem Expertenwissen entwickeln die Plattform und die Anwendungen.
Das KIT ist in dem Forschungsprojekt mit vier Instituten vertreten, um daten- und humanzentrierte Geschäftsmodelle in der Bauwirtschaft nachhaltig zu etablieren. Die Kooperationspartner fördern die Vermarktung, den Transfer der Anwendungen und der Plattform in die Praxis. Zu den Konsortialpartnern gehören neben dem KIT das CyberForum e.V., der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein (DBV), digitales bauen GmbH, FARO Europe GmbH, dass die Fraunhofer-Gesellschaft, Golbeck GmbH, die Gemeinschaft für Überwachung im Bauwesen (GÜB), die IGP Completing Projects AG, die Metis Systems AG sowie die Steuer Tiefbau GmbH.
KI soll Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steigern
Die Bauwirtschaft steht vor großen Herausforderungen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum, die zügige Umsetzung von Investitionen in der Verkehrsinfrastruktur und im Rahmen der Energiewende sowie der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft erfordern neue Prozesse und Anwendungen, um die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der Bauwirtschaft zu steigern. Studien zufolge verwenden aktuell lediglich vier bis fünf Prozent der Bauunternehmen digitale Modelle.
Die resultierenden Medienbrüche und fehlenden Standards in der Dokumentation führen zu langen Suchzeiten, manuellen Prozessen zur Datenaufbereitung und zu vielen nicht wieder verwendeten Informationen. Hier setzt auch eine erste Fallstudie an, die bereits bei bei dem Projektpartner digitales bauen GmbH in der Bauwerksplanung durchgeführt wurde. Dabei wurde eine KI eingesetzt, um die Schnitte eines Bauwerks automatisch zu analysieren und dabei Ähnlichkeiten zu bestehenden Bauwerksplanungen zu identifizieren. Der Planer kann so bereits erarbeitete Informationen wiederverwenden, wird entlastet und kann sich auf kreative Aspekte seiner Tätigkeit konzentrieren. Ähnlich könnte KI auch in der Bauwerksplanung, Produktionsplanung und Realisierung eingesetzt werden. Dabei soll sie auch zur Ableitung von Prognose- und Entscheidungsgrundlagen eingesetzt werden.
SDaC-Projekt setzt sich gegen 130 Konkurrenten durch
Das SDaC-Projekt hat sich beim Innovationswettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums „Künstliche Intelligenz als Treiber volkswirtschaftlich relevanter Ökosysteme“ als eines von 16 Forschungskonsortien gegen 130 Konkurrenten aus anderen Branchen durchgesetzt. „Die Bauwirtschaft ist eine der wichtigsten Branchen in Deutschland und stellt für alle gesellschaftlichen Bereiche die notwendige Infrastruktur zur Verfügung“, ordnet Shervin Haghsheno, Leiter des Instituts für Technologie und Management im Baubetrieb des KIT und wissenschaftlicher Leiter, die Relevanz des Projekts für die Volkswirtschaft ein. Mit der Entwicklung und Erprobung von KI-Anwendungen über den Plattformansatz wolle das KIT ein neues Ökosystem für innovative Produkte und Dienstleistungen schaffen. Auch wolle man einen Beitrag dazu leisten, dass auf Baustellen ressourcenschonender und effektiver gearbeitet werden kann.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Seite 10| Dezember 2019