von Jasch Zacharias

Kostenexplosion frisst Gewinne der Bauwirtschaft auf

Verbände rechnen mit Baupreisanstieg von 4,5 Prozent – Auftragsbestand ist so hoch wie noch nie

DBU/Berlin – Bauen wird deutlich teurer. Prognosen des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) und des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) gehen für 2020 von einer Preissteigerung im Bauhauptgewerbe von 4,5 Prozent aus. Dadurch sinken die Gewinnmargen stärker als zuvor.

Auch neueste Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin gehen in den kommenden zwei Jahren von Rekord-Baupreisen aus. Laut DIW beträgt der Preisauftrieb 2020 und 2021 mehr als drei Prozent pro Jahr im Vergleich zu 2019. Im vergangenen Jahr verteuerten sich die Preise demnach um 5,5 Prozent. Im Jahr 2018 gar um 5,6 Prozent. Allerdings sind im Rekordjahr 2018 die Umsätze im Bauhauptgewerbe noch um atemberaubende 11,3 Prozent in die Höhe geschnellt.

Den unter anderem durch steigende Rohstoff-, Material-, Energie- und insbesondere auch Personalkosten hervorgerufenen Rekordpreisen steht jedoch ein im Vergleich zur schlapp machenden Gesamtwirtschaft weiterhin robustes Wachstum gegenüber. „Das reale Bauvolumen mit 3,3 Prozent in diesem Jahr und 2,7 Prozent im kommenden Jahr deutlich dynamischer zulegen als das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Damit zählt die Bauwirtschaft weiterhin zu den wesentlichen Stützen der Konjunktur in Deutschland“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.

Die neuesten Wachstumszahlen des DIW decken sich im Großen und Ganzen mit der kurz vor Weihnachten gemeinsam vorgestellten Prognose von HDB und ZDB. Dort geht man 2020 von einem im Vergleich zu 2019 gesunkenen Umsatzwachstum von 5,5 Prozent auf 145 Milliarden Euro aus, das durch die galoppierenden Baupreise von 4,5 Prozent nahezu komplett aufgebraucht werden. So soll das reale Umsatzwachstum in diesem Jahr unter Berücksichtigung der Preisentwicklung auf ein Minimalplus von ein Prozent sinken. 2019 hat das reale Umsatzplus noch drei Prozent, im Rekordjahr 2018 gar 5,4 Prozent betragen. „Vergleicht man die Zahlen mit den Krisenjahren der Bauwirtschaft vor mehr als einer Dekade wird 2020 dennoch ein solides Baujahr. Die Lage ist gut, die Auftragsbestände sind auf einem historischen Höchststand“, sagt ZDB-Präsident Reinhard Quast.

Ungeachtet sinkender Gewinnmargen und erheblich steigender Personalkosten (Mindestlohn für Azubis sowie Tariflöhne) wird die Zahl der Beschäftigten in der Bauwirtschaft 2020 voraussichtlich um weitere 1,5 Prozent auf dann 870.000 steigen. Der Bedarf ist insbesondere im Wohnungsbau – hier sorgen Baukindergeld und Sonder-Afa im Mietwohnungsbau für Impulse – sowie im Öffentlichen Bau enorm. Wie HDB und ZDB belegen, generiert sich der Personalzuwachs vorwiegend durch ausländische Arbeitnehmer. Insgesamt freut sich die Bauwirtschaft zudem über deutlich steigende Auszubildendenzahlen. „Angesichts eines Rekordauftragsbestands ist der Bedarf an Fachkräften auf den Baustellen nach wie vor sehr hoch“, sagt HDB-Präsident Peter Hübner,

Laut Bauverbänden haben die Auftragsbestände zum Ende des dritten Quartals mit 54 Milliarden Euro einen absoluten Höchststand erreicht, die um 13 Prozent über dem Vorjahreswert liegen. Da auch der saisonbereinigte Geschäftsklimaindex im Bauhauptgewerbe mit 22 Punkten auf gutem Niveau ist und die Bauunternehmen die aktuelle Geschäftslage noch als sehr gut bewerten, wird weiter dringend nach qualifizierten Arbeitskräften gesucht. „Allerdings fallen die Erwartungen verhaltener aus“, so Peter Hübner. Dazu tragen auch der Rückgang der Baugenehmigungen und die sich bei der Mittelstandsförderung uneinige Bundesregierung bei.

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Februar 2020 | Seite01

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