Bilfinger -

Koch verlässt Bilfinger

Zwei Gewinnwarnungen in knapper Folge beenden die Ära Koch beim Mannheimer Baukonzern

Berlin – Roland Koch, ehemaliger hessischer Ministerpräsident, ist nicht länger Vorstandschef des Baukonzerns Bilfinger. Koch hatte das Amt 2011 von Herbert Bodner übernommen, der damals in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechselte. Jetzt ist Bodner auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden zurückgekehrt. Als Interimschef soll er das operative Geschäft des Bilfinger-Konzerns zunächst bis Mai 2015 führen. Koch war immer wieder interner Kritik ausgesetzt. Mangelnde Managementfähigkeiten wurden ihm vorgeworfen. Dies und zwei Gewinnwarnungen innerhalb von sechs Wochen kosteten den ehemaligen CDU-Spitzenpolitiker seinen Job.

Kurz bevor Koch den Vorstandsposten räumte, korrigierte Bilfinger seine Gewinnprognose wiederholt nach unten. Zu Jahresbeginn wollte Bilfinger sein Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahr noch „deutlich steigern“. Doch Ende Juni ließ Koch eine Gewinnwarnung herausgeben. Plötzlich war von einem „Gewinnrückgang“ die Rede. Bereits sechs Wochen später waren auch diese Prognosewerte wieder hinfällig. Jetzt erwartet Bilfinger für das laufende Geschäftsjahr ein Konzernergebnis von nur noch 205 bis 220 Mio. Euro.
Ein Grund für die schlechten Geschäftsaussichten sind Schwierigkeiten bei einem Bilfinger-Projekt in Südafrika. Dort ist der Mannheimer Konzern am Bau eines riesigen Kohlekraftwerks beteiligt. Nach dessen Fertigstellung soll Bilfinger die Wartung der Anlage übernehmen. Doch immer wieder kam es zu Projektverzögerungen, die das Ergebnis von Bilfinger belasten. Der Aufsichtsrat wirft Koch vor, diese Probleme nicht in ausreichendem Maße angesprochen zu haben.
Zudem hat Koch seit seiner Berufung zum Vorstandschef wiederholt Spar- und Optimierungsprogramme aufgelegt. Zuletzt wollte er Doppelstrukturen im Management abbauen. 1.250 Arbeitsplätze sollten wegfallen. Auch das sorgte für Unmut bei Bilfinger-Mitarbeitern. Die Anleger freuten sich über Kochs rigiden Sparwillen. Der Kurs der Bilfinger-Aktie stieg während Kochs Amtszeit um fast 25 Prozent.
Hinter dem Sparprogramm steckt ein großangelegter Konzernumbau, den Koch von seinem Vorgänger geerbt hatte. Bodner hatte in seiner fast zwölfjährigen Amtszeit als Bilfinger-Chef begonnen, das Unternehmen von einem Bau- zu einem Industriedienstleis­tungskonzern umzubauen. Koch folgte diesem Weg und kaufte viele weitere Dienstleistungsunternehmen zu. Bodners dringenste Aufgabe ist es nun, den verzweigten Bilfinger-Konzern wieder zu einer schlagkräftigen Einheit zu formen. Nach Ablauf seines Interimsmandates, Ende Mai 2015, soll Bodner zurück in den Aufsichtsrats wechseln und den Vorsitz des Gremiums übernehmen.
Unter den Baukonzernen Deutschlands ist Bilfingers Strategie, sich auf Dienstleistungen zu konzentrieren, einzigartig. So will zum Beispiel Hochtief-Chef Marcelino Fernandes Verdes sein Unternehmen zu einem der größten Infrastrukturbaukonzerne der Welt ausbauen.

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