von Christian Schönberg
In Japan baut Sumitomo höchstes Holzbauwerk der Welt
Nikken Sekkei für Architektur und Planungsentwurf verantwortlich
In Japan wird die Stadt zum Wald. 2041 soll dort der 350 Metern hohe „W350“ als höchste Wolkenkratzer aus Holz der Welt bezogen. 185.000 Kubikmeter des Naturrohstoffes werden verbaut.
Derzeit ist es das größte in den Architekten-Plänen der Welt fertig konzipierte Holzhochhaus-Projekt. Sumitomo Forestry, ein Forst- und Bauholzindustriekonzern, hat es von den Tüftlern und Ingenieuren von Nikken Sekkei entwerfen lassen. Sumitomo übernahm die Konzeption und die Holzkonstruktion des Projekts, während Nikken Sekkei für die Architektur und Tragwerksplanung verantwortlich war.
2041 Jubiläumsjahr für Sumitomo
2041 wird für den Bauherren ein Jubiläumsjahr: Sumitomo Forestry erreicht das hohe Firmenalter von 350 Jahren. Und das soll dann mit der Eröffnung dieses als wegweisend bezeichneten Bauwerks in Tokio fürstlich gefeiert werden.
Als Monarch unter den ungekrönten Holzhochhäusern umfasst das Gebäude eine Bruttogrundfläche von 455.000 Quadratmetern, die sich über 70 Stockwerke auf 80 mal 80 Metern Grundfläche verteilen. Und was das gesamte fernöstliche Kaiserreich betrifft: Der „W350“ wird dann auch - nach heutigem Stand – das höchste Bauwerk in Japan sein.
Sumitomo plant mit Kosten von mehr als viereinhalb Milliarden Euro
Das wird nicht billig. Die Ausgaben sollen sich nach neueren Angaben auf rund 600 Milliarden Yen und damit mehr als viereinhalb Milliarden Euro belaufen. Und dabei ist dem Bauherren bewusst, dass es bei solchen Höhen mit der klassischen Stahlskelettbauweise um die Hälfte preiswerter zu haben wäre. Doch Sumitomo will auch ein Zeichen für die Zukunft setzen.
90 Prozent der Gesamtkonstruktion sind aus Holz
90 Prozent der Gesamtkonstruktion sind aus Holz. Den Waldvergleich stellt Sumitomo in der Ankündigung zum Bau explizit heraus: „Ziel ist es, umweltfreundliche und holzverwertende Städte zu schaffen, die durch den verstärkten Einsatz von solcher Hochhaus-Architektur zu Wäldern werden“, hieß es in einer etwas verklärend wirkenden Mitteilung des Unternehmens.
Es bleiben sicher Unterschiede – und in einem dieser Gegensätze hat der Wald gegenüber der Stadt sogar das Nachsehen. In den Forsten wächst das Holz und zersetzt sich nach dem Baumtod. In den Städten bleibt der Naturrohstoff dauerhaft in den damit errichteten Gebäuden gebunden – und damit auch das dort in Kohlenstoff-Verbindungen umgewandelte Kohlendioxid (CO₂). Das Treibhausgas ist in den 185.000 Kubikmetern Holz des Wolkenkratzers nahezu dauerhaft gespeichert, während diese, dem Wald entnommene, Holzmasse wieder nachwächst – so die Nachhaltigkeitsvision der Denker, Planer und Macher dieses Mammutprojekts.
Norweger waren Ende der 2010er-Jahre Vorreiter
Als die Pläne aus Japan vor sechs Jahren das erste Mal publik wurden, ist in der norwegischen Kleinstadt Brumunddal mit dem „Mjøstårnet“ das seinerzeit höchste Holznutzgebäude bezogen worden. Es ist immerhin 85,40 Meter hoch und beherbergt unter anderem Hotel, Wohnungen, Schwimmbad, Restaurants und Konferenzräume. Da es zur Stabilisierung noch einen reinen Betonkern hat, gilt es nicht als Vollholzgebäude.
von Christian Schönberg