Baukonjunktur -

2015 lief schlechter als gedacht – 2016 soll vieles besser werden

Verbände erwarten 3 Prozent mehr Umsatz / Wirtschaftsbau schwunglos

DBU/Berlin – Unterm Strich hat das Jahr 2015 die Erwartungen des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) und des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) nicht erfüllt. Auf der gemeinsamen Pressenkonferenz zum Jahresauftakt erklärte ZDB-Verbandspräsident Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, dass der baugewerbliche Umsatz des Bauhauptgewerbes 2015 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um ein Prozent zugelegt habe. Zu Beginn des Jahres 2015 hatten die beiden Spitzenverbände in ihrer gemeinsamen Prognose ein Umsatzplus von zwei Prozent vorausgesagt.

Laut Loewenstein entwickelte sich die Bauwirtschaft im Jahr 2015 von Beginn an schlechter als 2014. Schuld daran seien jedoch nicht schlechte Witterungsverhältnisse gewesen, so der ZDB-Präsident. Vielmehr sei die Auftragslage im Wirtschafts- und im Öffentlichen Bau „unzureichend“ gewesen. Entsprechend konnten die beiden genannten Segmente der Bauwirtschaft (Wirtschaftsbau und Öffentlicher Bau) die prognostizierten Umsatzziele nicht erreichen. Loewenstein spricht davon, dass im Wirtschaftsbau „bestenfalls eine rote Null“ bei der Umsatzsteigerung erreicht werden konnte – und im Öffentlichen Bau nur eine „schwarze Null“.

100-Milliarden-Euro-Marke
Auch der Wohnungsbau konnte die hohen Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden, nicht erfüllen. Statt eines dreiprozentigen Umsatzwachstums, wie vor zwölf Monaten prognostiziert, beläuft sich das Plus nunmehr laut ZDB und HDB auf nur zwei Prozent.
Doch trotz der enttäuschten Prognosen übersprang der baugewerbliche Umsatz des Bauhauptgewerbes erstmals seit dem Jahr 2000 wieder die 100-Mrd.-Euro-Marke.
Die Zahl der Beschäftigten stieg im Jahresverlauf um 0,5 Prozent auf rund 761.000 Personen.

Ausblick 2016
2016 soll deutlich besser laufen als 2015. Davon gehen zumindest HDB und ZDB aus. Die Verbände prognostizieren einen Anstieg des Gesamtumsatzes im Bauhauptgewerbe um drei Prozent auf rund 103 Mrd. Euro. Besonders deutlich sollen Wohnungsbau und Öffentlicher Bau zulegen. So erwarten HDB und ZDB im Wohnungsbau einen Umsatzanstieg von fünf Prozent, im Öffentlichen Bau soll das Plus bei vier Prozent liegen. Größere Unterschiede zwischen der Entwicklung in den alten und den neuen Ländern sehen die Verbände nicht. Der Wirtschaftsbau bleibe schwach, prognostizieren die Verbände: Umsatzstagnation in den alten Bundesländern, ein leichter Rückgang des Umsatzes, minus 0,5 Prozent, in den neuen Ländern.

Wirtschaftslage in Deutschland
Auch die gesamtwirtschaftliche Lage Deutschlands im Jahr 2016 schätzen die beiden Spitzenverbände der Bauwirtschaft positiv ein. Sie erwarten eine Fortsetzung des „moderaten Aufschwungs“. Vom Außenhandel werden widersprüchliche Impulse erwartet. So würden die derzeit niedrigen Öl- und Energiepreise die Konjunktur stützen, auf Grund des schwächelnden Welthandels käme es jedoch kaum zu Kapazitätsausweitungen und Investitionen durch die exportorientierte Industrie.
„Die Finanzierungsbedingungen bleiben günstig“, so ZDB-Präsident Loewenstein. Doch frische Impulse seien von dieser Seite nicht zu erwarten, da das Zinsniveau bereits einen historischen Tiefstand erreicht habe.
Konjunkturstärkend wirke der Arbeitsmarkt. Dieser bleibe stabil, und erstmals werde es 2016 durchschnittlich mehr als 43 Millionen Beschäftigte in Deutschland geben.
Positiv werde sich auch die angekündigte Aufstockung der Bundesmittel für den Ausbau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur auswirken. Auch vom Kommunalinvestitionsförderfond, über den der Bund finanzschwache Gemeinden mit über 3,5 Mrd. Euro unterstützen will, erhoffen sich die Spitzenvertreter der Bauwirtschaft positive Effekte für ihre Branche.

260.000 neue Wohneinheiten
Endgültige Zahlen liegen noch nicht vor, aber ZDB und HDB gehen davon aus, dass im vergangenen Jahr 2015 deutschlandweit 260.000 neue Wohneinheiten einstanden sind – 230.000 davon im Wohnungsneubau und weitere 30.000 neue Wohneinheiten durch Umbaumaßnahmen.
Doch laut Bau-Spitzenverbände sind jährlich 400.000 neue Wohneinheiten nötig, um Wohnraumbedarf zu decken. Doch dieses Fertigstellungsniveau werde auf Grund eingeschränkter Bereitstellung von Bauland sowie der langen Dauer der Planungs- und Genehmigungsprozesse nur „verzögert“ und sukzessive erreicht werden.
Um eine zügigere Erhöhung der Wohnneubautätigkeit zu erreichen, fordern ZDB und HDB verbesserte Rahmenbedingungen für Investoren. „Die gegenwärtig gültige steuerliche Abschreibung von zwei Prozent linear für Mietwohnbauten ist nicht mehr sachgerecht“, sagte ZDB-Präsident Loewenstein. Er argumentiert, dass viele moderne Bauteile eine deutlich geringere Nutzungsdauer als 50 Jahre hätten und nennt als Beispiel die Haustechnik, die mittlerweile einen bedeutenden Teil der Erstellungskosten ausmacht.

Um schneller preiswerte Wohnungen an den Markt zu bringen, plädieren die Spitzenverbände dafür, mehr auf „standardisierte Typenhäuser“ zu setzen. Dabei gehe es nicht um Plattenbauten, wie sie zu DDR-Zeiten errichtet wurden, so ZDB-Präsident Loewenstein, „sondern um standardisierte Bauelemente, die in einen konventionellen Bau“ münden. Solche Wohngebäude ließen sich innerhalb von sechs Monaten errichten.
Für 2016 rechnen HDB und ZDB mit bis zu 290.000 neu fertiggestellten Wohnungen – bis zu 250.000 davon sollen durch Neubau stehen, bis zu 40.000 durch Umbaumaßnahmen. Der baugewerbliche Umsatz im Wohnungsbau soll laut Gemeinschaftsprognose von HDB und ZDB um fünf Prozent auf bundesweit 38,4 Mrd. Euro ansteigen.

Wirtschaftsbau ohne Schwung
Die Umsatzprognose für den Wirtschaftsbau fällt weniger gut aus, die Spitzenverbände der Bauwirtschaft erwarten hier keinen Umsatzzuwachs. Der baugewerbliche Umsatz im Wirtschaftsbau soll im Jahr 2016 auf dem Vorjahrniveau von 35,7 Mrd. Euro verharren. Dabei spreche, laut HDB-Präsident Prof. Thomas Bauer, eine überdurchschnittlich hohe Kapazitätsauslastung in der Industrie eigentlich für umfangreiche Bauinvestitionen. Doch schon seit Jahren sei in vielen Industriezweigen ein fortschreitender Verzehr des realen Kapitalstocks zu beobachten. Die Privatwirtschaft investiert einfach zu wenig. Die Gründe hierfür liegen in unsicheren Zukunftsaussichten für die Unternehmen. So wirke der „sich abzeichnende Fachkräftemangel“ als Investitions­bremse, sagte HDB-Präsident Prof. Bauer. Aber auch das regulatorische Umfeld versichere viele Unternehmen. „Beispiele hierfür sind die erwartete Verschärfung der Eigenkapitalunterlegungspflichten der Banken und geplante Mehrbelastungen bei der Erbschaftssteuer“, so der HDB-Präsident.

Öffentlicher Bau mit positivem Ausblick
Der Umsatz im Öffentlichen Bau lag im Jahr 2015 nur knapp über dem Vorjahresniveau bei 28 Mrd. Euro, ein Plus von 0,5 Prozent. Im Öffentlichen Hochbau konnte eine Umsatzsteigerung von einem Prozent erwirtschaftet werden, im Tiefbau stieg der Umsatz um ein halbes Prozent.
Doch für 2016 rechnen HDB und ZDB mit einer deutlich besseren Entwicklung. „Die Investitionsausgaben des Bundes werden 2016 ansteigen“, so Prof. Bauer, der diese Entwicklung ausdrücklich begrüßt. Ein Umsatzplus von vier Prozent erwarten die Spitzenverbände der Bauwirtschaft. Dabei soll die Entwicklung in den neuen Bundesländern (plus drei Prozent) und den alten (plus vier Prozent) kaum von einander abweichen. Dahinter steht, dass der Bund seine Investitionen in die Verkehrswegeinfrastruktur im angelaufenen Jahr auf 12,1 Mrd. Euro anheben will, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Spitzenverbände hatten seit Jahren für eine deutliche Anhebung der Infrasturkturinvestitionen auf „bedarfsgerechte“ 15 Mrd. Euro pro Jahr geworben.

Erschienen in Ausgabe: Februar 2016 | "

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