von

„Holzbau-Offensive hat Geschmäckle“

Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM) attackiert Förderpolitik des Landes Baden-Württemberg

DBU/Berlin – In offenen Briefen an den Regierungschef und die Landtagsabgeordneten von Baden-Württemberg hat die deutsche Mauerwerksindustrie die geplante „einseitige Förderung des Holzbaus“ im Südwesten kritisiert. Das geschehe, obwohl der Mauerwerksbau um etwa zehn Prozent günstiger sei, argumentieren die Unternehmensvertreter. Stein des Anstoßes ist, dass das Bundesland selbst als Waldeigentümer mit dem Verkauf von Holz große Gewinne erwirtschaftet.

„Ein regelrechtes „Gschmäckle“ bekommt die geplante Holzbau-Offensive“, sagte Dr. Ronald Rast, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), „wenn man weiß, dass das Land Baden-Württemberg der größte Waldbesitzer ist.“ Laut eigenen Angaben erwirtschaftete Baden-Württemberg mit dem Verkauf von Holz aus staatlichem Besitz im Jahr 2011 mehr als 150 Millionen Euro bei einer Umsatzrendite von fast 25 Prozent. „Das Land Baden-Württemberg wäre also mittelbar Begünstigter seiner eigenen Förderpolitik“, schlussfolgert Rast.

Häuslebauer bevorzugen günstigeren Mauerwerksbau
Fakt ist laut amtlicher Statistik, dass im Jahr 2017 56 Prozent aller Einfamilienhäuser, 57 Prozent aller Mehrfamilienhäuser und rund 65 Prozent aller Doppel- und Reihenhäuser in Baden-Württemberg mit Mauerwerk errichtet wurden – und das um etwa 10 Prozent kostengünstiger als mit Holzbauten.

Land und Kommunen geben Steuermittel für öffentliche Bauten aus und sind per Vergaberecht verpflichtet, wirtschaftlich zu bauen. Wenn eine andere Bauweise günstiger ist, könne schlecht begründet werden, warum trotzdem in Holz gebaut werden solle. „Vor allem aber führt eine solche Festlegung zum Ausschluss ganzer Branchen, die mit dem Holzbau konkurrieren“, so der DGfM-Geschäftsführer. Allein in Baden-Württemberg arbeiten knapp 45 000 Menschen direkt oder indirekt an der Errichtung von Wohnbauten aus Mauerwerk.

Landesregierung soll für fairen Wettbewerb sorgen
Ronald Rast: „Wir fordern die Landesregierung in Baden-Württemberg auf, für klare Zielvorgaben und faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen, um schnell, kostengünstig und nachhaltig zu bauen – und es dann dem Sachverstand der Marktteilnehmer zu überlassen, welche Bauweise jeweils optimal ist. Was wir brauchen, sind entschlackte Planungs- und Genehmigungsverfahren, optimierte Baunutzungsverordnungen und eine optimale Infrastruktur für die Zukunft des Bauens. Was wir nicht brauchen, sind von der Politik gewollte Festlegungen auf bestimmte Bauweisen.“

von

Erschienen in Ausgabe: Seite 4| Februar 2019

Zurück