Politik -
HDB wirft BDI Blauäugigkeit in der Flüchtlingsfrage vor
Hauptgeschäftsführer sieht große Integrationsprobleme am Arbeitsmarkt
DBU/Berlin – Die Bewältigung der Flüchtlingskrise darf nicht zu Lasten anderer politischer Aufgaben gehen. Das fordert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). In einem Brief an Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), schreibt HDB-Hauptgeschäftsführer Michael Knipper: „Mit Irritation habe ich in den vergangenen Tagen die Ausführungen verschiedener Repräsentanten der deutschen Wirtschaft zu den Auswirkungen der hohen Flüchtlingszahlen zur Kenntnis genommen.“ Knipper nannte die Aussage führender BDI-Vertreter, die Flüchtlinge seien ein kleines Konjunkturprogramm, „blauäugig“.
Zwar stimmte Knipper zu, dass die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge (laut Wirtschaftsforschungsinstituten im laufenden Jahr vier Mrd. Euro, im Jahr 2016 elf Mrd. Euro) „tatsächlich wie ein kleines Konjunkturprogramm wirken“, doch aus Sicht Knippers handelt es sich dabei lediglich um eine kurzes „Strohfeuer“.
Der HDB-Hauptgeschäftsführer verwies darauf, dass die Gelder, die zur Bewältigung der Flüchtlingskrise eingesetzt werden, langfristig den Standort Deutschland stärken würden, wenn sie in Bildung und Infrastruktur fließen würden. „Ich halte es für falsch, dass bisher auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft zu wenig auf die mit der unkontrollierten hohen Zuwanderung verbundenen Risiken hinweisen und zu einseitig nur die Chancen darstellen“, so Knipper.
Auch die Möglichkeiten, Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, bewertet Knipper vorsichtiger als der BDI. Der HDB-Hauptgeschäftsführer sagt, dass die Arbeitsmarktintegration wegen des geltenden Mindestlohns und der geringen Arbeitsmarktqualifikation vieler Flüchtlinge nicht gelingen könne. „Ich vermag deshalb die in großen Teilen der deutschen Industrie und der deutschen Wirtschaftsverbände zu undifferenziert herrschende Euphorie über den Zustrom von Flüchtlingen nicht nachzuvollziehen“, so Knipper.
Auch bei der vermeintlich positiven Auswirkung der Zuwanderung auf die Sozialsysteme verweist Knipper auf Bedenken aus den Reihen führender Ökonomen.
Erschienen in Ausgabe: November 2015 | Seite 1