Unternehmen -
Hakt Bilfingers Kontrollsystem?
US-Aufseher geht Verdachtsfällen unter Koch nach
DBU/Berlin ‑ Der Arm der US-Justiz reicht bis Mannheim. Er gehört dem Schweizer Anwalt Mark Livschitz. Der Eidgenosse weilt im Auftrag des US-Justizministeriums als Bilfinger-Überwacher in der Kurpfalz. Nach einer mutmaßlichen Schmiergeldzahlung des Mannheimer Konzerns im Jahr 2013 soll Livschitz sicherstellen, dass Bilfinger eine interne Korruptionskontrolle aufbaut.
Eine Überprüfung durch Livschitz bestand Bilfinger laut Medienberichten nicht. Demnach attestierte der Advokat Bilfinger, noch immer über kein funktionierendes Kontrollsystem zu verfügen. Daraufhin verlängerte die US-Justiz Livschitz´ Einsatz. Ende 2018 soll er erneut prüfen, berichten „Der Spiegel“, „FAZ“ und „Handelsblatt“.
Die Bilfinger-Spitze unter CEO Tom Blades gibt sich unterdessen als Anti-Korruptionstrupp. Tatsächlich wurde bislang kein Korruptionsfall aus der Ära Blades bekannt. Auf Hessens Ex-Regierungschef Roland Koch hingegen prasseln Anschuldigung herab. Er stand von 2011 bis 2014 an der Bilfinger-Spitze. Livschitz spricht laut Medienberichten von Dutzenden Verdachtsfällen unter Koch.
Neben dem US-Aufseher ermitteln auch Konzern-Mitarbeiter. Allerdings berief der Konzern die eigene Ermittlerin ab, als diese einen Bilfinger-Ableger im Oman durchleuchten wollte und erstattete Anzeige gegen sie wegen Untreue.
Für US-Aufseher Levschitz war Bilfingers Top-Mann im Oman lange gar nicht erreichbar. Was Levschitz offenbar nicht wusste: Der zweifach wegen Korruption Verurteilte saß in Haft - wegen Korruptionsverdacht.
Erschienen in Ausgabe: Juli 2018 | Seite 1