Konjunktur - von Redaktion

Große Unterschiede in den Absatzmärkten

Deutsche Bau- und Baustoffmaschinenhersteller rechnen mit dreiprozentigem Umsatzplus.

Frankfurt am Main – Die deutschen Baumaschinenhersteller bleiben zur Mitte des Jahres vorsichtig optimistisch. „Nach einer tollen bauma im April sind wir wieder mitten im Tagesgeschäft – und das hält einiges an Herausforderungen und Unsicherheiten bereit“, sagte Johann Sailer, Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Der Umsatz der VDMA-Mitgliedsunternehmen im Baumaschinenbereich liegt zur Jahresmitte 2016 branchenweit praktisch auf Vorjahresniveau, und die Tendenz zeigt leicht nach oben.
Das gilt jedoch nicht für die Baustoffanlagenhersteller. „Abgesehen von Einzelaufträgen im April wartet die Branche auf Nachfrageimpulse. Von einem Aufschwung können wir da nicht sprechen“, so Sailer.
Insgesamt dürfte der Branchenumsatz des Vorjahres in Höhe von 13,3 Mrd. Euro – damals waren es 9 Mrd. Euro bei Baumaschinen und 4,3 Mrd. Euro im Geschäft mit Baustoffanlangen – auch wieder das Niveau sein, auf das sich die Branche 2016 zubewegt.

Baumaschinen: Wachstum nur in Europa und Indien
Die Heterogenität der Märkte ist wieder das bestimmende Thema für die Baumaschinenhersteller. Nordamerika und der Nahe Osten, zwei der wichtigsten Wachstumsmärkte der letzten Jahre, erleben in diesem Jahr Rückgänge im Maschinenabsatz – nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Schwäche im Öl- und Gasgeschäft. Dazu kommen die nach wie vor schwachen Märkte Lateinamerikas, Afrikas und weiter Teile Asiens. China, ehemals der größte Markt der Welt, kommt noch immer nicht auf die Beine und wird nach fünf Jahren des Rückgangs kumuliert fast 80 Prozent seines Volumens verloren haben. In Asien wächst aktuell nur der indische Baumaschinenmarkt. Das Wachstum auf dem Subkontinent wird getragen von verstärkten Investitionen in den Straßenbau.
Der europäische Markt zeigt sich 2016 freundlich. Wachstumstreiber sind Frankreich (das Baumaschinengeschäft im Land profitiert von einem Sonderabschreibungsprogramm, das die französische Regierung aufgelegt hat) und die süd­europäischen Länder. Nord- und Westeuropa entwickeln sich einmal mehr stabil. Der deutsche Markt befindet sich auf einem hohen Niveau und könnte 2016 wieder leicht zulegen. Lediglich Mittelosteuropa bleibt in diesem Jahr hinter den Erwartungen zurück. Einen Sonderfall stellt der Baumaschinenmarkt in der Türkei dar. Angesichts des starken Wachstums der jüngsten Zeit stellt sich die Frage nach Überhitzung und einer Blasenbildung. Zusammen mit der politischen Instabilität könnte für den türkischen Baumaschinenmarkt noch eine „harte Landung“ folgen.
Während vor dem Hintergrund der regionalen Entwicklungen ein Rückgang für den weltweiten Baumaschinenabsatz zu erwarten ist, trauen sich die deutschen Hersteller auf Branchenebene ein leichtes Umsatzplus von drei Prozent zu. „Das liegt vor allem am starken europäischen Markt“, so Sailer.

Baustoffanlagen: Kein Aufschwung in Sicht
Das Geschäft mit Baustoffmaschinen und -anlagen ist aufgrund seiner Langfristigkeit immer geringerer Volatilität ausgesetzt als der Baumaschinenbereich. Dafür sind die Hersteller von langfristig stabilen Wachstumsmärkten abhängig, und an diesen mangelt es zurzeit. Lediglich Mitteleuropa, Indien und Nordamerika können als zufriedenstellend eingeschätzt werden. Vor allem der Wegfall des für die Baustoffanlagen so wichtigen russischen Marktes bereitet den Herstellern große Probleme und es sieht nicht danach aus, als ob in den kommenden ein bis zwei Jahren ein anderer Markt an diese Stelle treten könnte.

Für alle Teilbereiche der Branche gilt, dass die politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten in vielen Bereichen immens sind und Stabilität immer weniger vorhanden ist.

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: August 2016 | Seite 3

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