Messe - von Redaktion

Fliegende Helfer auf der DACH+HOLZ International
Drohnen sollen Zimmerer und Dachdecker unterstützen
München – Dächer und Fassaden inspizieren mittels hocheffizienter Aufnahmen, auch bei starkem Wind und ohne Gerüst: Geht es nach Norman Hallermann, Diplom-Bauingenieur und Wissenschaftler an der Bauhaus-Universität Weimar, werden Zimmerer und Dachdecker künftig verstärkt auf die Unterstützung von unbemannten Flugsystemen wie Drohnen setzen. Die DACH+HOLZ International, vom 2. bis 5. Februar 2016 in Stuttgart, stellt die Einsatzmöglichkeiten der fliegenden Helfer und die damit verbundenen Erleichterungen für den Dach- und Holzbau in einer eigenen Sonderschau vor.
„Drohnen werden Fachleute und Experten in Zukunft keinesfalls ersetzen“, sagt Norman Hallermann, „sie können deren Arbeit aber entscheidend erleichtern.“ Der Diplom-Bauingenieur, Wissenschaftler an der Bauhaus-Universität Weimar, beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den fliegenden Mini-Robotern und ihren Einsatzmöglichkeiten. Gemeinsam mit dem Unternehmen Ascending Technologies aus Krailling bei München, einem der führenden Hersteller und Entwickler professioneller unbemannter Flugsysteme, hat er in einem Forschungsprojekt eine Drohne speziell für die Inspektion von Bauwerken, unter anderem für Dächer und Fassaden entwickelt. Dabei gehe es nicht darum, bisherige Arbeitsprozesse zu ersetzen oder Arbeitskräfte einzusparen, sondern neue High-Tech-Lösungen in die täglichen Arbeitsabläufe zu integrieren, betont er. „Nichts ersetzt dabei aber das menschliche Auge und die Erfahrung von Dachdeckern, Zimmerern vollständig.“ Ziel sei vielmehr, neue technische Möglichkeiten und praktische Lösungen für die Branche aufzuzeigen.
Welche Chancen der Einsatz von Drohnen mit sich bringt, erleben Fachbesucher der DACH+HOLZ International vom 2. bis 5. Februar 2016 auf dem Messegelände Stuttgart. Gemeinsam mit Ascending Technologies wird der Weimarer Wissenschaftler viele dieser Möglichkeiten in einer Sonderschau auf der Galerie in Halle 1 vorstellen. Schließlich seien die Vorteile, die die Arbeit mit Drohnen mit sich bringt, enorm, so Hallermann, der den Einsatz der fliegenden Helfer unter anderem am Dom zu Halberstadt testete. „Hier kontrolliert der Dombaumeister Dächer und Fassaden regelmäßig mit dem Fernglas und war überzeugt, dass alles in gutem Zustand sei“, erzählt er. Die Drohne lieferte jedoch ein ganz anderes Bild und Aufnahmen von zahlreichen Schäden. Am Ende stellte sich heraus, dass beide Turmhelme neu gedeckt werden müssen.
„Viele Bauwerke sind nur schwer zugänglich. Drohnen erleichtern Inspektionen und reduzieren deren Aufwand erheblich“, berichtet der Forscher. Der Aufbau von Gerüsten und Absperrungen, der leicht mehrere Zehntausend Euro verschlingt bevor die eigentliche Sanierung beginnt, entfällt. Stattdessen können erste Begutachtungen mittels Drohnen erledigt werden, da sie mit hochauflösenden Foto-, Video- oder Infrarotkameras detaillierte Aufnahmen von Dächern und Fassaden liefern. „Das Gebäude wird von allen Seiten aufgenommen, die Bilder werden georeferenziert und somit zu realen Messdaten“, erklärt Hallermann. „So ist genau lokalisierbar, wo sich Schäden befinden, ohne dass eine Person auf das Dach steigen muss.“ Auch kleinste Schäden wie Risse oder Abplatzungen oder Wärmebrücken können entdeckt und dokumentiert werden. Mit Hilfe der Drohnentechnologie sei es auch möglich, nicht nur den Ist-Zustand, sondern über regelmäßig wiederkehrende Aufnahmen langfristige Veränderungen festzustellen.
„Die Digitalisierung macht auch vor den Dachdeckern nicht Halt: So befassen sie sich zunehmend mit dem Einsatz von Drohnen. Bei der Beurteilung eines Dachs, für eine Angebotserstellung oder im Rahmen eines Wartungsvertrags, ist es notwendig, aktuelle Daten über den Zustand des Dachs zu erhalten“, sagt Karl-Heinz Schneider, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Dezember 2015 | Seite 35