von Jasch Zacharias

„Energetische Sanierung fördern, Mehrbelastung vermeiden“

Bauwirtschaft fordert mittelstandsgerechte Klimapolitik – Einsparpotenzial: 3,4 Mio. Tonnen CO2

DBU/Berlin – Die Bauwirtschaft kann in großem Maße zum Klimaschutz in Deutschland beitragen. Laut Experten können alleine durch die energetische Sanierung von Gebäuden Emissionen von etwa 3,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Allerdings fürchten Baugewerbe und Handwerk höhere Mehrbelastungen durch den Staat, wie etwa durch die Einführung einer CO2-Steuer.

Schon jetzt werden in Deutschland kleinere und mittlere Bauunternehmen im Vergleich zur Großindustrie derart belastet, dass ihre Gewinnmargen niedriger sind als in vielen anderen Branchen. Unter anderem durch staatliche Auflagen sowie durch im Vergleich zu anderen Ländern enorm hohe Stromkosten. Dabei kommt ihnen eine riesige Bedeutung zu in Zeiten von Bauboom, dringend benötigter neuer Wohnungen und einer notwendigen Modernisierung der Infrastruktur. Einen immens wichtigen Beitrag der Bauwirtschaft zum Klimaschutz ist dabei die energetische Sanierung des Gebäudebestands. „Das CO2-Einsparpotenzial liegt hier allein durch das Instrument der steuerlichen Sanierungsförderung bei 3,39 Millionen Tonnen. Diese Chance muss endlich genutzt werden“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). Umso wichtiger sei es daher, die Verhältnismäßigkeit der Klimapolitik zu wahren, lautet die Position des Baugewerbes. Statt kleine und mittelständische Bauunternehmen zu schröpfen und ständig stärker steuerlich zu belasten, sollten ergo erst einmal die Förderanreize ausgeschöpft werden.

„Ohne einen maßgeblichen Beitrag der Bauwirtschaft werden die Klimaziele nicht eingehalten werden. Die Schritte dahin müssen aber an die Bedürfnisse der mittelständischen Bauunternehmen angepasst werden, die gut 70 Prozent der Branche ausmachen“, sagt Felix Pakleppa. Statt großer politischer Symbolgesten brauche es pragmatische Lösungen, die die Verhältnismäßigkeit wahren, so seine Kritik an die Adresse des so genannten Klimakabinetts der Bundesregierung. Das Baugewerbe fordert konkret von dem Gremium rund um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD), bis zum 20. September ein Konzept vorzulegen, das die finanziellen Mehrbelastungen für die mittelständische Bauwirtschaft sowie die bürokratischen Anforderungen an die Unternehmen auf ein Mindestmaß begrenzt.

Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) erklärt sich stellvertretend für etwa eine Million Betriebe mit etwa 5,5 Millionen Beschäftigten bereit, als eine der tragenden Säulen der Energiewende effektiven Klimaschutz umzusetzen. Allerdings müssen zusätzliche Belastungen für die mittelständischen Unternehmen unbedingt vermieden werden“, mahnt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer an. So könne es nicht sein, dass der Mittelstand bei Zertifikatehandel, CO2-Steuer und CO2-Abgabe den Kürzeren zieht.

„Kleine und mittelständische Unternehmen dürfen von einer CO2-Bepreisung nicht stärker betroffen werden als Großunternehmen“, sagt Wollseifer. Für das Handwerk hat die Energiewende im Gebäudebereich klar Vorrang vor der Einführung einer CO2-Bepreisung. Wenn CO2-Bepreisung, dann in Kompensation mit den hohen Strompreisen, schlägt der ZDH-Präsident vor. Es müsse ein Gesamtkonzept dafür her, das ökonomischen, ökologischen und sozialpolitischen Erfordernissen gerecht wird. Es dürfe sowohl für Unternehmen als auch für Privathaushalte keine zusätzliche Kostenbelastung verursachen. Auch müsse es technologieoffen sein und sowohl in Metropolregionen wie auch im ländlichen Raum funktionieren, sagt Wollseifer.

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Seite 1| September 2019

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