Interview -
Doosan will bald nur noch eigene Motoren verbauen
Interview mit Martin Knoetgen, President Doosan Benelux SA
DBU/Berlin – Doosan ist ein Industrie-Gigant. Der Konzern aus Korea beschäftigt weltweit mehr als 40.000 Mitarbeiter. Für die Baumaschinensparte des Konzerns, Doosan Infracore, sind allein in Europa rund 2.000 Menschen tätig. Am deutschen Baumaschinenmarkt ist Doosan unter anderem mit den Marken Doosan (Schwermaschinen) und Bobcat (Kompaktmaschinen) vertreten. Martin Knoetgen leitet das Baumaschinengeschäft des Konzerns in Europa, Nahost und Afrika. Der BauUnternehmer sprach auf der Nürnberger Fachmesse GaLaBau mit Top-Manager Knoetgen über die Bedeutung des Garten- und Landschaftsbaus für sein Unternehmen, über technische Innovationen und über Standort-Entscheidungen in Europa. Dabei berichtete Knoetgen von einer Reihe überraschender Neuigkeiten.
Der BauUnternehmer (DBU): Herr Knoetgen, wir befinden uns hier auf der GaLaBau - einer Fachmesse speziell für den Garten- und Landschaftsbau. Wie wichtig ist diese Messe für Ihr Unternehmen?
Martin Knoetgen: Diese Messe ist gerade für unsere Marke Bobcat, unter der wir unsere Kompaktmaschinen vertreiben, enorm
wichtig. Das kann man schon an der großen Anzahl an Baumaschinen ablesen, die wir mit zur Messe gebracht haben. 20 Maschinen können die Messebesucher auf unserem Stand und im Freigelände, wo wir unsere Maschinen regelmäßig in Live-Demonstrationen vorführen, in Augenschein nehmen.
Viele Messebesucher kommen auf unseren Stand, um sich über unsere Produkte zu informieren. Mit vielen Kaufinteressenten führen wir detaillierte Gespräche. Und genau solche Kontakte machen den Erfolg einer Messe aus.
Dabei hilft natürlich, dass die Stimmung am Bau in Deutschland aktuell gut ist. Das spüren auch wir. In diesem Jahr verzeichnen wir erfreuliche Zuwächse bei den Verkaufszahlen.
Doch auch auf längere Sicht entwickeln sich unsere Verkaufszahlen erfreulich. Wir verbuchen ein moderates, stetiges Wachstum und gewinnen Marktanteile hinzu.
DBU: Mit welchen Produkten sind Sie in Deutschland am stärksten?
Knoetgen: Bei Kompaktladern sind wir in Deutschland Marktführer. Dieser Maschinentyp ist das klassische Bobcat-Produkt. Es ist zwar in Deutschland weitaus nicht so populär wie in den Vereinigten Staaten, dem Heimatland von Bobcat, aber der europäische Kompaktlader-Markt wächst kontinuierlich.
Anders ist die Lage im Minibaggersegment. Zwar verkaufen wir in Deutschland deutlich mehr Minibagger als Kompaktlader, allerdings ist das Marktvolumen der Minibagger erheblich höher, so dass wir derzeit lediglich einen einstelligen Marktanteil erreichen. Das soll sich aber ändern. Ein zweistelliger Marktanteil bei Minibaggern ist unser Ziel.
DBU: Im vergangenen Jahr hat Dooson im tschechischen Dobris ein Innovationszentrum eröffnet. Welche Aufgaben übernimmt diese Einrichtung?
Knoetgen: Das Innovation-Center in Dobris ist ein zentrales Element unserer Europa-Strategie. Zu dieser Strategie gehört es, den Standort in Dobris, rund 40 Kilometer südlich von Prag, zu einem Doosan-Campus auszubauen. Das Innovations-Center ist bereits die dritte große Einrichtung, die sich auf dem Doosan-Campus in Dobris befindet. Zuvor gab es dort bereits ein neu gebautes Bobcat-Werk und die Doosan-Akademie mit Demonstrationszentrum, wo wir Kunden und Händler aus unserer ganzen Vertriebsregion, die Euro-pa, den Nahen Osten und Afrika umfasst, im Umgang und Wartung unserer Maschinen schulen und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Maschinen und Anbaugeräte vorführen.
Darüber hinaus haben wir in Dobris unsere gesamte Entwicklungskompetenz für Minibagger zusammengezogen. Sämtliche Minibagger mit einem Betriebsgewicht von bis zu 3 Tonnen, egal wo wir sie auf der Welt verkaufen, laufen in Dobris vom Band.
Sowohl die Produktentwicklung als auch die Fertigung in Dobris entsprechen dem aktuellen Stand von Technik und Forschung. Unser Entwicklungsteam in Dobris arbeitet eng mit den nationalen Produktmanagern zusammen. Diese haben ihre „Ohren“ ganz dicht am Markt und leiten Anregungen, Anforderungen und auch Wünsche der Kunden an unsere Entwicklungsingenieure weiter.
DBU: Wie kam es, dass Sie sich für den kleinen tschechischen Ort Dobris als Standort des Doosan-Campus entschieden haben?
Knoetgen: Im Jahr 2007 haben wir in Dobris ein neues Bobcat-Werk eröffnet - die Kernzelle des heutigen Campus. Damals hatten wir uns für Dobris entschieden, weil dort bereits die Produktion von Kompaktmaschinen ganz in der Nähe erfolgte, nur etwa ein Kilometer entfernt vom heutigen Standort. Das alte Werk hatten wir durch eine Übernahme erworben.
In kurzen Zeitabständen folgten dann schließlich die Akademie und Innovations-Center.
Und nun steht der nächste Schritt bevor…
DBU: Und der wäre?
Knoetgen: Wir haben die Absicht, unsere Europa-Zentrale vom belgischen Waterloo ebenfalls nach Dobris zu verlegen. Dies ist eine logische Konsequenz, die durch die Bündelung von Finanzen, Verwaltung, Entwicklung und Produktion an einem Standort eine höhere Unternehmenseffizienz mit sich bringt. Derzeit sind in Waterloo etwa 160 Mitarbeiter für Doosan tätig.
Diese Neuaufstellung unserer Geschäftsaktivität in Europa spiegelt auch den Wandel wider, den Doosan in Europa durchlaufen hat. Als Doosan auf den europäischen Markt trat, war der Konzern auf dem Kontinent zunächst als reine Importfirma tätig. Die Schwermaschinen wurden in Asien (Doosan), die Kompaktmaschinen in den USA (Bobcat) gefertigt. Damals war der Standort in der Nähe von Brüssel wegen seiner Nähe zu großen Überseehäfen und seiner guten internationalen Fluganbindung ideal.
Heute exportieren wir viele Maschinen aus unseren europäischen Werken in die ganze Welt. Das Teleskoplader-Werk von Bobcat im französischen Pontchateau und das Kompaktmaschinen-Werk Dobris produzieren für den gesamten Weltmarkt. Wie bereits erwähnt stammen alle Minibagger bis 3 Tonnen, die Bobcat global verkauft, aus dem Werk in Dobris. Unter diesen geänderten Vorzeichen ist es eine Konzentration unserer Geschäftstätigkeit an einem Standort, wo auch Produktion stattfindet, folgerichtig.
DBU: Im vergangenen Jahr gab es aber auch noch eine andere Standortentscheidung bei Doosan in Europa. Diese betraf Leipzig…
Knoetgen: Ja, im vergangenen Jahr haben wir ein neues zentrales Doosan-Ersatzteillager für den europäischen Markt in Leipzig eröffnet.
Bei der Standortauswahl hatten wir natürlich auch Dobris auf der Kandidatenliste; doch Leipzig liegt strategisch einfach hervorragend. Die Stadt ist dank ihres internationalen Flughafen auch für Luftsendungen ideal. Zudem besitzt die Stadt eine perfekte Lage im Zentrum Europas.
Speziell unsere deutsche Kunden profitieren vom Standort Leipzig. Denn selbstverständlich ist deren Versorgung mit Ersatzteilen nun exzellent. Doch noch mehr: tatsächlich können wir von Leipzig aus quasi jeden Punkt in Europa innerhalb eines Tages mit Ersatzteilen versorgen.
DBU: Welche Ihrer Maschinen, die hier und heute auf der GaLaBau gezeigt werden, liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Knoetgen: Das ist der Bobcat Kompaktlader T750, den wir auf dem Messe-Außengelände präsentieren. Die Maschine ist ein klassisches Bobcat-Produkt, doch nun ist sie mit einem eigenen Motor aus dem Hause Doosan ausgestattet.
Damit steht der T750 am Beginn eines Strategiewechsels. Denn mittelfristig wollen wir nur noch eigene Motoren in unseren Maschinen verbauen; ab der Abgasnorm Stage 5 werden alle unsere Maschinen von Doosan-Motoren angetrieben.
Durch diese Entscheidung kann die Produktion noch kostengünstiger erfolgen und wir können die Konzern-Integration weiter steigern. Denn der Doosan-Konzern verfügt über langjährige und umfangreiche Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Motoren.
Zudem können wir, wenn wir Motoren aus dem eigenen Konzern verwenden, Einfluss auf die Entwicklung der Motoren ausüben. So lassen sich die Motoren noch besser auf die Anforderungen unserer Baumaschinen abstimmen, was unsere Maschinen noch stärker und noch sparsamer machen wird.
Herr Knoetgen, ich bedanke mich herzlich für das Gespräch.
Das Gespräch führte DBU-Redakteur Heiko Metzger.
Erschienen in Ausgabe: Oktober 2016 | Seite 3