von Jasch Zacharias

Deutsche Bauwirtschaft trotzt weltweitem Abwärtstrend

Branche erwartet Rekordjahr 2019 – Im Ausland sind die Konjunkturprognosen deutlich schlechter

DBU/Berlin – Eine glänzende Auftragslage, volle Kassen der öffentlichen Hand, solvente Konsumenten und ein enormer Investitionsbedarf in die Infrastruktur: All das sorgt bei Deutschlands Bauwirtschaft für großen Optimismus. Denn auch für 2019 rechnet das Bauhauptgewerbe mit einem Umsatzwachstum von sechs Prozent. Das überträfe die Rekordbilanz des Jahres 2018 sogar nochmals um 0,5 Prozent. Von solchen Eckwerten und Prognosen kann die Konkurrenz in und außerhalb Europas nur träumen.

Während der Konjunkturzyklus im Ausland seinen Zenit längst überschritten hat, ist in Deutschland der Bauboom und das die Erwartungen der Branche skizzierende Geschäftsklima ungebrochen. Das ist das Ergebnis der neuesten Studie des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes. Einer der Hauptgründe dafür ist laut Ron van het Hof, Deutschland-Chef von Euler Hermes, der ungemein robuste Binnenmarkt. In Italien zum Beispiel reiben sich Baubranche und Politik gleichermaßen die Augen, wenn der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) verkündet, es sollen allein in dem westlichen Bundesland in den kommenden 20 Jahren mindestens 40 Milliarden Euro in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden. Denn Italien leidet unter Rekordverschuldung und hoher Arbeitslosigkeit. Und nicht nur die Infrastruktur fährt unübersehbar auf Verschleiß.
Und auch wenn Teile des exportorientierten Mittelstands in Deutschland nach einem Bericht der „Tagesthemen“ vom 9. Januar bereits ängstlich in die Zukunft schaut und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) vor einem „Ende des Aufschwungs“ warnt, hält der Bauboom zwischen Flensburg und Garmisch unverdrossen in fast allen Segmenten an. Es müssen Zigtausende Wohnungen, neue Brücken, modernere Bahnstrecken sowie Stromtrassen her. Dafür braucht man viele neue Baumaschinen und viele Arbeitsstunden. Und während in anderen Ländern neben knappen Kassen ein Überschuss an Arbeitskräften herrscht, hat man in Deutschland hingegen das Problem , garnicht so viele Fachkräfte auf die Baustellen zu bekommen wie die riesige Nachfrage nach Aufträgen hergeben könnte.
Auch hier zeigt sich wiederumdie Stärke der deutschen Bauwirtschaft. Trotz aller Schwierigkeiten werden die Kapazitäten ausgeweitet. Bei Großprojekten wie dem Ausbau der Münchner Stammstrecke oder auch ÖPP-Projekten schließt man sich zu leistungsfähigen Konsortien zusammen. Die mittelständischen Baunternehmen leisten gemeinsam mit dem Handwerk immer mehr. „Wir gehen im Jahr 2019 von einem um sechs Prozent steigenden Branchenumsatz auf 127 Milliarden Euro aus“, sagte Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes.
Angesichts der stabilen Auftragslage über den Wohnungsbau hinaus in fast allen Bereichen des Bauhauptgewerbes sind diese Erwartungen auch realistisch. Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) stärkt der Baubranche den Rücken. Unter anderem mit verbindlichen Zusagen für umfangreiche Subventionen und Investitionen in den Städte- und Wohnungsbau sowie für den Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur.

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Seite 1| Februar 2019

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