von Redaktion

Dem Bau laufen die Kosten weg

Branche fordert weniger Vorschriften und mehr Entlastung – Bund stellt Steuersenkung in Aussicht

DBU/Berlin – Der Bau boomt, doch den Unternehmen laufen die Kosten weg. Immer mehr Umweltauflagen, komplexe Verordnungen und Regularien gibt es, die zu beachten sind. Dazu kommt die große Nachfrage nach Fachkräften, die sich längst angesichts der glänzenden Auftragslage und dem hohen Termindruck ihre Arbeit- und Auftraggeber aussuchen können. Ergebnis: Der Kostenaufwand für den Bau steigt auf Rekordniveau.

Eklatant zeigt sich die Kostenspirale zum Beispiel beim Bau von Wohngebäuden. Hier sind die Baukosten im laufenden Jahr 2018 nach Angaben des Statistischen Bundesamts so stark gestiegen wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Der Preisanstieg bezieht sich auf alle Formen von Wohnhäusern, nur Fertighäuser werden in dieser Statistik nicht erfasst. Die steigenden Baukosten betreffen nicht nur den Neubau, sondern auch Instandhaltungen und Modernisierungen.

Das belegen konkrete Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Demnach sind die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland im August 2018 gegenüber August 2017 um 4,6 Prozent gestiegen. Das ist laut Statistik der stärkste Anstieg der Baupreise gegenüber dem Vorjahr seit November 2007 (+5,7 Prozent gegenüber November 2006). Im Vergleich zum Mai 2018 erhöhten sich die Baupreise im August 2018 noch einmal um 1,3 Prozent.

Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden haben sich von August 2017 bis August 2018 um 5,8 Prozent verteuert. Unter den Rohbauarbeiten erhöhten sich die Preise für Betonarbeiten um 6,5 Prozent, für Mauerarbeiten um 5,4 Prozent sowie für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten um 4 Prozent. Erdarbeiten waren um 7 Prozent teurer als noch im August 2017.

Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen im August 2018 gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Prozent zu. Unter den Ausbauarbeiten stiegen die Preise für Tischlerarbeiten um 4,0 Prozent, für Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen um 3,6 Prozent sowie für Nieder- und Mittelspannungsanlagen um 5,5 Prozent. Metallbauarbeiten waren im August 2018 um 3,8 Prozent teurer als im August 2017. Die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) sind im August 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent gestiegen. Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen um 4,7 Prozent und für gewerbliche Betriebsgebäude um 4,8 Prozent. Im Straßenbau erhöhten sich die Preise binnen Jahresfrist um 6,7 Prozent.

Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung mittelständischer Bauunternehmen (BVMB), bezeichnet es daher als dringend notwendig, dass die Bundesregierung den Bau entlastet statt weiter belastet. „Es kann nicht sein, dass trotz Hochkonjunktur zwar die Umsätze steigen, aber unterm Strich kaum mehr übrig bleibt“, sagte Gilka. Dabei schließt Gilka auch die Kosten für durch die Digitalisierung bedingte Umstrukturierungen ein.

Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), nannte beim Baugewerbetag 2018 weitere wichtige Gründe für die hohen Baukosten: „Die Fülle von Vorschriften und Regularien engt uns ohne Not ein, macht das Bauen immer teurer und verhindert kreative Lösungen“, sagte er. Hohe Qualität beim Bau bedürfe nicht möglichst vieler Vorschriften bis ins letzte Detail. „Möglichst viele und komplexe Regelungen und Vorschriften sind kein Indiz für deren Sinnhaftigkeit. Komplexe Prozesse mit vielen Abhängigkeiten kein Indiz für hohe Bauqualität“, so Quast.

Große Sorgen bereiten den Bauunternehmen auch die hohen Kosten für die Entsorgung von Bodenaushub, der immer öfter in mehrere hundert Kilometer entfernte Deponien transportiert werden muss. „Die Verwertung von Bodenaushub und Recyclingmaterial muss erleichtert werden. Unsere Umweltpolitik macht uns zum Teil Vorgaben wie beim Klimaschutz, die technisch kaum noch machbar und wirtschaftlich unvernünftig sind“, so Quast. Das sieht auch Michael Gilka vom BVMB so: „Es steigen nicht nur die Kosten für Baustoffe wie Sand, sondern auch für Entsorgung und Recycling. Diese Entwicklung muss gebremst werden“, sagte Gilka dieser Zeitung.

In Sachen Bodenaushub zumindest hat Florian Pronold (SPD), parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium, beim Baugewerbetag in Berlin Unterstützung zugesagt. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass solcher Boden vor Ort beim Bau von Schallschutzwänden eingesetzt werden kann und nicht mehr so weit transportiert und deponiert werden muss“, versprach Pronold. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) versprach indes angesichts eines Konjunkturknicks der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal 2018 Steuerentlastungen insbesondere für mittelständische Unternehmen. Der FDP reicht das nicht. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke forderte stärkere Investitionen in die Zukunft wie bei der Digitalisierung und bei der Infrastruktur. Konkrete Beschlüsse der Regierung kann es jedoch erst nach Abstimmung mit der SPD in der GroKo geben.

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: Seite 2| Dezember 2018

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