Baupolitik -

Bezahlbarer Wohnraum wird zu Lasten des breiten Marktes subventioniert

Rentabilität der Projekte sinkt. Einstieg in die Wohneigentumsbildung wird stetig erschwert

DBU/Berlin – Das Bestreben der Kommunen mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, treibt die Miet- und Kaufpreise im breiten Markt nach oben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage des Beratungsunternehmens Rueckerconsult GmbH, für die bundesweit aktive Bauträger befragt wurden.

Was auf den ersten Blick widersprüchlich klingt, kommt wie folgt zu Stande: Die deutschen Städte versuchen, dem Mangel an preisgünstigen Wohnungen entgegenzuwirken, und verpflichten deshalb Projektentwickler und Bauträger im Rahmen unterschiedlicher Baulandentwicklungsmodelle zum Bau von Sozialwohnungen entsprechend vorgeschriebener Quoten. In der Praxis führen die verschiedenen Baulandentwicklungsmodelle dazu, dass zusätzliche Investitionskosten anfallen, die wiederum eine Erhöhung der Kaufpreise zur Folge haben. Bezahlbarer Wohnraum werde damit zum Großteil über höhere Kauf- und Mietpreise der restlichen Wohneinheiten subventioniert, schreibt das Beratungsunternehmen Rueckerconsult.
An der Trend-Umfrage haben sich rund 90 Experten der Immobilienwirtschaft, darunter Vertreter von namhaften Projektentwicklern wie Buwog Bauträger GmbH, formart GmbH & Co. KG und Kondor Wessels Holding GmbH beteiligt.

Wege zur Quotenerfüllung
Um den nach dem jeweiligen Baulandentwicklungsmodell geforderten Anteil günstiger Wohnungen (Quote) zu erreichen, stehen den Bauträgern verschiedene Lösungen offen, von denen die Befragten – je nach Standort und Projekt – zum Teil auch mehrere parallel umsetzen. Von rund zwei Dritteln der Befragten (65 Prozent) – und somit am häufigsten genannt – wurde die Variante, dass der Projektentwickler alle Wohneinheiten selbst baut und diese dann unter Berücksichtigung der vorgegebenen Quoten verkauft oder vermietet.

Kosten steigen um 6 bis 15 Prozent
Die im Rahmen der Baulandentwicklungsmodelle von Bauträgern und Projektentwicklern verlangten Maßnahmen führen bei der Hälfte von ihnen zu einem Anstieg der Investitionskosten um 6 bis 15 Prozent, ergab die Umfrage. Bei 14 Prozent beliefen sich die Kosten-steigerungen sogar auf 16 bis über 25 Prozent. 16 Prozent verbuchten Kostensteigerungen von bis zu fünf Prozent und lediglich 20 Prozent der Befragten sahen keine Auswirkungen auf die Investitionskosten.
Analog zu den Investitionskosten steigen auch die Kauf- und Mietpreise – wobei die Kaufpreise eher und stärker steigen als die Mietpreise. Die Mehrheit nennt bei Kauf und Miete eine Erhöhung von 6 bis 15 Prozent.
Alexander Happ, Geschäftsführer Development Deutschland der Buwog Group, sagte: „Die Baulandentwicklungsmodelle erschweren vor allem die Eigentumsbildung für Schwellenhaushalte, da der preisgebundene Wohnungsbau subventioniert werden muss, indem die Kaufpreise für Eigentumswohnungen steigen. Im günstigen Bestand wäre bezahlbarer Wohnraum günstiger und weniger preisverzerrend zu rea­lisieren.“

Die steigenden Investitionskos-ten wirken sich auch auf die Rentabilität aus: Insgesamt verzeichnen 49 Prozent der Befragten eine leichte Abnahme der Rentabilität ihrer Projekte, bei weiteren 14 Prozent kam es sogar zu einem starken Rückgang. 

Erschienen in Ausgabe: Dezember 2016/Januar 2017 | Seite 1

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