von Redaktion

( Foto: HOWOGE_Rentsch).

Berlin: Bauwirtschaft fordert Konjunkturoffensive

Baupreise in der Hauptstadt sind 2022 um 16,8 Prozent gestiegen - Krise im Wohnungsbau verschärft sich

Die regionale Bauwirtschaft in Berlin und Brandenburg leidet inzwischen mehr denn je unter den negativen Folgen des Ukraine-Kriegs, den steigenden Zinsen, der hohen Inflation, der gebremsten Neubauförderung.  Laut neuestem Marktmonitor des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU)  bereitet der gesamten Branche die ungebremste Entwicklung der Baukosten, durch die sich Neubau, Modernisierung und Instandhaltung rasant verteuern, die größten Sorgen.

 

Die Fachgemeinschaft  Bau Berlin und Brandenburg, Interessenvertretung von etwa 900 meist mittelständischen Unternehmen in der Hauptstadtregion, ruft anlässlich der schlechten baukonjunkturellen Entwicklung  die Politik kurz vor den Neuwahlen für das Berliner Abgeordnetenhaus zum Umsteuern auf. Die Bauwirtschaft sei auf  "entschlossenes Handeln der Politik" angewiesen, teilte der Verband mit.

Bauwirtschaft bekommt Auswirkungen des Ukraine-Kriegs mit voller Wucht zu spüren

Die Bauunternehmen in Berlin und Brandenburg bekämen die Auswirkungen des Ukraine-Krieges nun mit voller Wucht zu spüren. Das zeige auch der  Marktmonitor des BBU.  "Hohe Material- und Energiepreise, gestiegene Kreditzinsen, kaum Förderung des energieeffizienten Bauens, aber auch die zu langen Genehmigungszeiten sind die Ursachen für die Zurückhaltung der Bauherren“, erklärt Dr. Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau.

Manja Schreiner (FG Bau) fordert Vereinfachung der Bauordnung in Berlin

„Der Rückgang der Baukonjunktur hat sich somit weiter verschärft. Die Geschäftsaussichten für das Jahr 2023 sind alles andere als gut“, sagt Manja Schreiner. Mit Blick auf Ursachen für die kriselnde Geschäftslage der Branche brauche es aus Sicht des Baugewerbes ein entschlossenes Handeln der Politik, damit der wichtige Wohnungsbau nicht zum Erliegen kommt. „Es braucht jetzt ein richtiges Konjunkturprogramm mit vielfältigen Maßnahmen: Erstens muss die Förderung von Neubau und Sanierung so schnell wie möglich ausgeweitet werden. Auch die Bauordnung in Berlin muss vereinfacht und stärker mit der brandenburgischen Bauordnung synchronisiert werden, genauso wie das Vergaberecht. Ebenso müssen die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Dazu braucht es unter anderem die Einführung oder Verkürzung von Bearbeitungsfristen, die Einführung von Genehmigungsfiktionen und eine erhebliche digitale Aufrüstung der Verwaltung. Außerdem müssen die Energiesteuern dauerhaft gesenkt werden, mehr steuerliche Abschreibungen möglich sein und die öffentliche Hand muss ihre Investitionen deutlich ausweiten“, fordert Schreiner.

 

Maren Kern (BBU): "Mit diesen Preisen ist bezahlbares Bauen und Modernisieren nicht zu machen"

Der BBU fordert von der Politik  ebenfalls angesichts der immer weiter steigenden Baukosten und der sich  rasch vertiefenden Krise  ein Gegensteuern  mit einer Konjunkturoffensive Zukunft Wohnen. "Mit diesen Preisen ist bezahlbares Bauen und Modernisieren nicht mehr zu machen“, warnte BBU-Vorständin Maren Kern. In der rasch vertiefenden Krise müsse die Politik unverzüglich gegensteuern, so ihre Forderung – mit einer Konjunkturoffensive Zukunft Wohnen.

Kern weiter: „Seit Jahren wird es unseren Unternehmen beim Bauen und Modernisieren durch immer höhere Auflagen, bürokratische und nicht digitalisierte Planungsverfahren oder abrupte Änderungen von Förderprogrammen immer schwerer gemacht. Jetzt kommen noch dramatische Baukostensteigerungen und stark steigende Zinsen hinzu. Das ist zu viel. Wenn hier jetzt nicht schnell und effizient staatlich gegengesteuert wird, fahren wir sowohl bei den Neubau- als auch den CO2-Einsparzielen vor die Wand.“

Bezahlbares Bauen und Sanieren in der Krise

Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Baupreise 2022 in Berlin um 16,5 Prozent und in Brandenburg sogar um 18,1 Prozent höher. Damit steigen die Baupreise jeweils etwa doppelt so schnell wie die Preise insgesamt (Berlin 7,9 Prozent / Brandenburg 8,1 Prozent). Bei vielen Baumaterialien war der Preisanstieg sogar noch drastischer. „Angesichts dieser Entwicklung ist es kein Wunder, dass die Baukosten bei abgerechneten Neubauprojekten unserer Berliner Mitgliedsunternehmen mittlerweile bei 3.600 Euro pro Quadratmeter angelangt sind, und wir bei Planungsprojektionen bereits von Kosten von 5.000 Euro und mehr sprechen – jeweils ohne Grundstück. Im Land Brandenburg sind die Entwicklungen vergleichbar. Für langfristig bezahlbares Wohnen sind das extrem schlechte Nachrichten“, warnte Kern.

Bild:  Seit September 2021 laufen nahe der Rummelsburger Bucht im Berliner Bezirk Lichtenberg die Bauarbeiten für 169 Ein- bis Fünfraumwohnungen.  ( Foto: HOWOGE_Rentsch).

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: online

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