von Jasch Zacharias

Bauwirtschaft fordert Wettbewerb statt Ideologie

Freiburg beschließt Holzbau-Programm – Landesverband BaWü kritisiert einseitige Förderpolitik

DBU/Freiburg – Die einseitige Förderung des Baustoffs Holz sorgt in Baden-Württemberg erneut für Empörung bei den Unternehmen des Mauerwerks- und Betonbaus. Lief Anfang 2019 die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM) Sturm gegen eine Holzbau-Offensive der Stuttgarter Landesregierung, protestiert nun der Landesverband der Bauwirtschaft gegen ein neues Holzbau-Förderprogramm der Stadt Freiburg.

Die Tinte der Unterschrift von Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag (parteilos) unter dem neuen städtischen Holzbau-Förderprogramm ist kaum getrocknet, da appelliert die Bauwirtschaft Baden-Württemberg an die Stadt Freiburg, doch stattdessen ein produktneutrales Förderprogramm für innovatives und klimafreundliches Bauen aufzulegen. Und zwar eines, das alle Bauweisen einbezieht. „Das Förderprogramm bezieht sich nur auf einen einzigen Baustoff. Und das ist Holz“, kritisiert Verbands-Hauptgeschäftsführer Thomas Möller. „Damit bleiben zum Beispiel der Mauerwerksbau oder der Betonbau, die ein hervorragendes Innovationspotenzial im Klimaschutz aufweisen, außen vor.“

Möller verweist darauf, dass es längst Lösungen im Bereich Mauerwerk und Beton gebe, die es erlauben, klimaschonend und gleichzeitig gestalterisch anspruchsvoll zu bauen. So seien Hybridziegel mit einer Dämmstofffüllung aus Holzfasern oder auch klimaneutrale Ziegel auf dem Markt, zu deren Herstellung Sonnenenergie und Wasserkraft eingesetzt wird.

In Verbindung mit modernsten technischen Ausrüstungen zur Beheizung und Klimatisierung erlebe auch die Betonbauweise eine Renaissance. Die so errichteten Gebäude wiesen – bezogen auf ihren Lebenszyklus – eine ausgezeichnete Gesamtenergiebilanz aus. Darüber hinaus erlaube es der Einsatz von Recyclingbaustoffen, Rohstoffe in großem Umfang einzusparen. Auch neue Entwicklungen wie Textilbeton oder Infraleichtbeton böten innovative Ansätze zu mehr Klimafreundlichkeit und Ressourcenschonung. Bestes Beispiel für energetisch zukunftsweisenden Mauerwerks- und Betonbau sei just in Freiburg das neue Rathaus, das vor einem Jahr als weltweit erstes öffentliches Netto-Plus-Energiegebäude für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde.

Optimale Ergebnisse für Klimaschutz könnten laut Möller beim Bauen nur erzielt werden, wenn bei jedem Projekt ohne ideologische Scheuklappen die jeweils am besten geeignete Bauform gewählt werde. Auch unter diesem Aspekt müsse die Stadt Freiburg ihre Förderpolitik neu ausrichten. So sollten die Fördermaßnahmen künftig an festgelegte konkrete Kriterien gebunden sein. Dabei könne es sich sowohl um technische, energetische und umweltrelevante als auch gestalterische Anforderungen handeln, die von den jeweiligen Bauweisen zu erfüllen sind.

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Seite 9| Dezember 2019

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