Baustellendiebe verursachen Millionenschäden

Die Täter haben es vor allem auf Baumaschinen, Werkzeuge und Kabel abgesehen

DBU/Berlin – Auf Berliner und Brandenburger Baustellen wird immer mehr gestohlen. Auch bundesweit ist diese Deliktgruppe weiter auf hohem Niveau. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gibt Präventionshinweise. Mit moderner Technik kann gegengesteuert werden.

Damit hatten die Diebe nicht gerechnet: Nur wenige Stunden nachdem die Täter im vorigen Dezember nördlich von Berlin drei hochwertige Merlo-Teleskoplader gestohlen hatten, wurde ihre Beute in Polen geortet. In zwei Maschinen hatte der holländische Eigentümer autarke Langzeitortungsgeräte der GSGroup positioniert, die dank ihrer hohen Batteriekapazität mehrere Jahre ohne externe Stromquelle arbeiten und sich hervorragend überall verstecken lassen. Der Eigentümer hatte parallel zur Polizei die Alarmzentrale der GSGroup informiert. Nach fünf Stunden war klar, die Maschinen sind bereits in Polen und etwas später gab es auch zwei eindeutige GPS-Positionen. Eine konzertierte Polizeiaktion in Deutschland und Polen wurde gestartet. Zur großen Freude des Eigentümers, der sich lediglich um die Rückführung seiner Teleskoplader kümmern musste.

Viele Fälle von Schwerkriminalität
Bundesweit verharrt die Zahl der Baustellendiebstähle auf hohem Niveau. „Das Thema Klau am Bau brennt den Unternehmen in unserem Verbandsgebiet seit Jahren auf den Nägeln. Mitgenommen wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Beim überwiegenden Teil des Diebesgutes handelt es sich um Baumaschinen und -geräte, gefolgt von Kraftstoff sowie gelagerten oder bereits eingebauten Baumaterialien“, erklärt Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost. Problematisch sei für die Unternehmen, dass die Täter immer professioneller und skrupelloser vorgehen. Die Täter kommen mit dem Tieflader und verladen die Baumaschinen oder reißen bereits verbaute Elektroinstallationen komplett aus den Wänden.
Allein in Berlin wurden im Jahr 2017 2271 Fälle erfasst – ein Anstieg von 11,7 Prozent zum Vorjahr. Besonders stark zugenommen hat die Anzahl der Diebstähle unter erschwerenden Umständen. Sie stieg um 21 Prozent auf 1501 derartige Delikte. Dabei wurden Fälle betrachtet, bei denen sich Täter gewaltsam Zugang zu gesicherten Räumen oder Baustellen verschafften, Waffen mit sich führten oder aber sich mit mehreren Tätern zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden hatten, das heißt einen organisierten Bandendiebstahl begingen. „Der Anteil der Diebstähle unter erschwerenden Umständen hat sich auf zwei Drittel aller registrierten Fälle erhöht. Dies zeigt, dass die Schwerkriminalität in Berlin zum Schaden von Bauunternehmen und Bauherren ein erhebliches Ausmaß angenommen hat“, erklärt Dr. Momberg.
Laut Polizei betrug der Schaden durch die Baustellendiebstähle in Berlin 5,1 Millionen Euro. Die ­Kosten der Schadensbeseitigung und des folgenden bürokratischen Aufwandes übersteigen dabei den Sachschaden um ein Vielfaches. Die Versicherung ersetze im besten Fall nur den materiellen Schaden. Für die wirtschaftlichen Schäden, die durch Bauverzögerungen oder den „Kollateralschaden“ entstehen, müssten die Unternehmen selbst aufkommen, so Dr. Momberg. „Der Gesamtschaden der Bauunternehmen beläuft sich entsprechend der Erhebungen des Bauindustrieverbandes allein für das Bauhauptgewerbe in Berlin 2017 auf rund 60 Millionen Euro“, merkte er an. In Brandenburg wurden 1191 Fälle erfasst, 0,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Polizei gab den Wert des Diebesgutes mit 2,8 Millionen Euro an. Der Bauuindustrieverband beziffert den Gesamtschaden auf 30 Millionen Euro.
Angesichts der geringen Aufklärungsquote müssten sich die Unternehmen zunehmend selbst schützen und ihre Baustellen mit geeigneten Maßnahmen verstärkt sichern. Neben privaten Sicherheitsunternehmen stehen derzeit kompakte Baustellenüberwachungssysteme mit autarker Stromversorgung hoch im Kurs. Außerdem werden Baumaschinen und -geräte immer häufiger mit GPS-Sendern oder künstlicher DNA ausgestattet, um den Dieben auf die Schliche zu kommen, erklärte Dr. Momberg.
Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verweist auf den Leitfaden der deutschen Versicherer für ein umfassendes Schutzkonzept von Baustellen. Darin wird unter anderem auf die Einzäunung von Baustellen mit einer Mindesthöhe von zwei Metern und Übersteigsicherung empfohlen.

Präventionshinweise der Versicherer
Darüber hinaus könne ein Sichtschutz dazu beitragen, Begehrlichkeiten gar nicht erst zu wecken. Außerdem können Videoanlagen, zum Beispiel ereignisgesteuert außerhalb der Betriebszeit, die Überwachung weiter verbessern. Ausreichende Beleuchtung, gegebenenfalls über Bewegungsmelder, wirke abschreckend. Die Experten empfehlen Baumaschinen besonders zu sichern, so zum Beispiel durch Erfassung eindeutiger Identifizierungsmerkmale, Kennzeichnung an verdeckter Stelle, Blockierung hydraulisch gesteuerter Teile, Alarmanlagen und Ortungssysteme GDV-Expertin Jarosch betont, dass der Bauunternehmer hafte, wenn es noch vor Abnahme der Baustelle zu einem Diebstahl von Baumaterial, Maschinen oder Werkzeugen komme. Dies sei unabhängig davon, ob das neu errichtete Gebäude bereits abgeschlossen ist und vom Bauherrn betreut wird. Das Urteil des Oberlandesgerichts Saarbrücken (03.12.2014; Az. 1 U 49/14) lege zugrunde, dass der Schutz von für den Bau benötigten Gegenständen in jedem Fall dem ausführenden Unternehmen obliegt, so Kathrin Jarosch.

Erschienen in Ausgabe: Seite 9| Februar 2019

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