von Redaktion

Baukonjunktur im Sinkflug: Mehr Kurzarbeit im Südwesten

Herbstumfrage der Bauwirtschaft: Wohnungsbau besonders stark betroffen – Bauverband fordert von Politik Gegenmaßnahmen

Die Baukonjunktur im Südwesten befindet sich im Herbst 2023 in einem deutlich spürbaren Abwärtstrend. Dies zeigt die aktuelle Herbstumfrage der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, an der sich über 240 Bauunternehmen beteiligt haben. Danach melden derzeit zwar noch etwas mehr als die Hälfte der befragten Mitgliedsbetriebe eine befriedigende oder gute Geschäftslage. Allerdings bezeichnen 49 Prozent der Firmen ihre Situation als schlecht. Für die nächsten Monate rechnen 56 Prozent der Unternehmen mit einer rückläufigen Entwicklung. Auch bei den Umsätzen werden deutliche Einbußen erwartet.

Besonders stark vom Abwärtstrend stark betroffen ist der Wohnungsbau. Hier beurteilen 61 Prozent der Firmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. „Steigende Bau- und Finanzierungskosten, deutlich höhere Zinsen und erheblich eingeschränkte staatliche Förderprogramme haben die Nachfrage drastisch gebremst“, erklärt Hauptgeschäftsführer Thomas Möller. Auch die Aussichten für die kommenden Monate sind – trotz eines nach wie vor hohen Baubedarfs - düster: Fast drei Viertel der Unternehmen rechnen mit weiteren Rückgängen. „Derzeit zehren die Betriebe noch von den vorhandenen Auftragsbeständen, doch dürften diese im Laufe des nächsten Jahres aufgebraucht sein“, warnt Möller. Vor diesem Hintergrund fordert der Hauptgeschäftsführer rasch wirksame Schritte zur Ankurbelung des Wohnungsbaus: „Über den Ende September vorgestellten 14-Punkte-Plan der Bundesregierung hinaus müssen die KfW-Fördermittel für den Neubau deutlich aufgestockt und der soziale Wohnungsbau bedarfsgerecht ausgeweitet werden. Ein wichtiges Signal wäre auch die Senkung der Grunderwerbsteuer. Darüber hinaus muss die Politik ausufernde bürokratische Hemmnisse beim Bauen reduzieren, Auflagen abbauen und überzogene Baustandards zurückführen. Nur durch entschlossenes Gegensteuern können wir die Wohnungsbaukrise überwinden und damit die vielerorts herrschende Wohnungsnot effektiv bekämpfen.“

Auch im Wirtschaftsbau rechnen 62 Prozent der Bauunternehmen mit schlechterer Geschäftsentwicklung

Auch im Wirtschaftsbau haben sich die Erwartungen abgekühlt. Hier rechnen 62 Prozent der Baubetriebe mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten. Grund dafür ist in erster Linie die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage. Im öffentlichen Hochbau überwiegen angesichts rückläufiger kommunaler Investitionsspielräume ebenfalls die skeptischen Einschätzungen der weiteren Entwicklung.

Positiver als im Bereich Hochbau fallen die Bewertungen im Tiefbau aus. So bezeichnen im Straßenbau zwei Drittel der Firmen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Im sonstigen Tiefbau sind es sogar fast 74 Prozent. Für die nahe Zukunft erwarten immerhin 58 Prozent der Unternehmen im Straßenbau eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung, im sonstigen Tiefbau sind es 61 Prozent. In diesen Einschätzungen spiegeln sich die in den letzten Jahren gestiegenen Investitionen von Bund und Land in die Verkehrsinfrastruktur wider. Auch der Ausbau der Breitbandnetze für schnelles Internet macht sich hier positiv bemerkbar.

Zwei Drittel der Baubetriebe wollen Personal halten

Trotz der eingetrübten Konjunkturerwartungen, vor allem im Hochbau, wollen fast zwei Drittel der Betriebe ihren Personalbestand im kommenden Jahr halten. Während 11,4 Prozent der Firmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, sehen sich 22,4 Prozentzu Entlassungen gezwungen. Damit dürfte die Zahl der Beschäftigten im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe im kommenden Jahr erstmals seit 2009 leicht zurückgehen. Um Kündigungen zu vermeiden, erwägen laut Umfrage 38 Prozent der Unternehmen, 2024 Kurzarbeit zu beantragen. „Unsere Mitgliedsunternehmen wissen, dass sie ihre gut qualifizierten Fach- und Führungskräfte in den nächsten Jahren dringend brauchen. Denn die Bauaufgaben der Zukunft sind gewaltig, etwa im Wohnungsbau, in der Infrastruktur oder bei der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes. Die Firmen wollen daher ihre Mitarbeiter so weit wie möglich halten. Umso wichtiger ist es, dass die Politik jetzt schnell aktiv wird. Es braucht umfassende und effektive Maßnahmen, um den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen und einen weiteren Einbruch dieser wichtigen Sparte zu verhindern. Der Handlungsbedarf ist groß“, so der dringende Appell von Thomas Möller.

(Foto: Pixabay)

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: online

Zurück