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Bauindustrie korrigiert Jahresumsatzprognose nach oben

Wohnungsbau bleibt stärkste Sparte. Wirtschaftsbau wächst nur nominal

DBU/Berlin – Der Hauptverband der Deutschen Bauwirtschaft (HDB) hat seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr nach oben korrigiert. Das teilte der scheidende HDB-Präsident Prof. Thomas Bauer anlässlich des Tags der Deutschen Bauindustrie in Berlin mit. Zu Jahresbeginn erwartete der Verband für das deutsche Bauhauptgewerbe 2016 ein Umsatzwachstum von nominal drei Prozent. Nun rechnet der Verband mit einem Umsatzplus von 3,5 Prozent. „Real dürfte dies einem Wachstum von zwei Prozent entsprechen“, sagte Verbandspräsident Prof. Thomas Bauer auf in Berlin.

Grund für die Prognosekorrektur ist, dass die Bauwirtschaft gut ins Baujahr 2016 gestartet sei, so Prof. Bauer. Die Auftragsbestände zum Jahreswechsel seien die höchsten seit 20 Jahren gewesen. Zudem hätte die milde Witterung den Bauunternehmen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzplus von 4,9 Prozent beschert. Doch innerhalb der Baubranche fiel der Umsatzanstieg recht unterschiedlich aus. Während im Wohnungsbau der Umsatz um 12,6 Prozent zulegte, konnte im Wirtschaftsbau nur ein Plus von 1,8 Prozent eingefahren werden. Im Öffentlichen Bau lag das Plus bei 3,7 Prozent.

Wohnungsbau: Treiber am Bau
Aus Verbandssicht steht die Wohnbauwirtschaft „bis zum Ende des Jahrzehnts vor gewaltigen Heraus­forderungen“, so HDB-Präsident Prof. Bauer. Innerdeutsche Wanderungsströme, der demografische Wandel und der Zuzug von Flüchtlingen sorge für einen enor­men Wohnungsneubaubedarf.
Auch SPD-Bundesbauministerin Barbara Hendricks geht aktuell von einem jährlichen Fertigstellungsbedarf von 400.000 Wohneinheiten aus. Der HDB erwartet, dass im laufenden Jahr knapp 300.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Das sei also bei Weitem nicht ausreichend, sagte Verbandspräsident Prof. Bauer und verwies zur Untermauerung auf eine Studie der Prognos AG. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2030 allein in den zehn deutschen Regionen mit dem höchsten Wohnungsbedarf eine Baulücke von fast einer Millionen Wohnungen bestehen wird.
Um diese riesige Herausforderung zu bewältigen, fordert der HDB-Präsident, „die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau neu zu justieren“. Zum einen sollen die Kommunen ihre Baulandpolitik völlig überdenken. Während die Baulandpreise in den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern in den letzten sechs Jahren um 145 Prozent gestiegen sind, ging der Flächenumsatz vor Ort im gleichen Zeitraum um 30 Prozent zurück. Zum anderen fordert der Hauptverband von der Politik ein „Entrümpeln“ der Bauvorschriften. 40 Prozent der Bau-Kostensteigerungen seit dem Jahr 2000 sind laut HDB auf politische Vorgaben zurückzuführen wie etwa Lärmschutzstandards, Abstandsflächenregelungen, Vorgaben zur Fassadenbegrünung und so weiter.
Ähnlich wie bei der Gesamtprognose hat der HDB auch seine Erwartungen im Wohnungsbau im Vergleich zum Jahresbeginn nach oben geschraubt. Nunmehr rechnet der Hauptverband mit einem nominalen Umsatzplus im Wohnungsbau von sechs Prozent.

Wirtschaftsbau: Leichte Aufhellung
Die Aussichten für den Wirtschaftsbau sind weit weniger rosig als im Wohnungsbau. Der Wirtschaftsbau leide „unter der anhaltenden Investitionsschwäche der gewerblichen Wirtschaft“, sagte Dipl.-Ing. Peter Hübner, Präsidiums­mitglied des Hauptverbandes und seit dem 2. Juni 2016 neu gewählter Präsident des Verbandes. „Die Industrie investiert einfach zu wenig in den Standort Deutschland“, so Hübner weiter. Er verweist auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW, wonach der Nettokapitalstock pro Beschäftigten in Deutschland seit dem Jahr 2005 stagniert. Doch trotz der strukturellen Schwäche des Wirtschaftsbaus hat der HDB auch hier seine Jahresumsatzprognose leicht angehoben. Statt eines Nullwachstums rechnet der Verband nun im Wirtschaftsbau mit einer leichten Steigerung des Umsatzes um ein Prozent. „Preisbereinigt bedeutet das allerdings immer noch einen leichten Rückgang“, so Peter Hübner.

Öffentlicher Bau: Investitionswende vorantreiben
Der Hauptverband spricht davon, dass im Verkehrswegebau die „Investitionswende“ eingeleitet sei. Er lobt die Investitionsprogramme des Bundes, die bis zum Jahr 2018 die „Investitionslinie Verkehr“ auf 13,4 Milliarden Euro aufstocken.
Doch sieht die mittelfristige Finanzplanung des Bundes für das Jahr 2019 schon wieder einen Rückgang der Verkehrsinvestitionen um zehn Prozent vor. Um diesen Rückgang zu kompensieren, setzt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auf die zügige Ausweitung der Nutzerfinanzierung. Diese trage über das Jahr 2018 hinaus dazu bei, die Verkehrsinvestitionen zu verstetigen oder sogar zu steigern, so Hübner. In diesem Zusammenhang macht sich der HDB auch für die Gründung einer Bundesautobahngesellschaft stark. In dieser sollen die Nutzergebühren (außerhalb des Bundeshaushalts) zusammengeführt werden, um die Gelder aus dem Verteilungsstreit im Deutschen Bundestag herauszuhalten.
Im Wirtschaftsbau erwartet der Hauptverband im Vergleich zu 2015 einen um vier Prozent höheren Jahresumsatz.

Erschienen in Ausgabe: Juni 2016 | Seite 2

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