von Jasch Zacharias

Bauwirtschaft alarmiert über Kollektivierungsdebatte

Verbände fordern „Masterplan für bezahlbaren Wohnungsbau“ und einheitliche Bauordnung

DBU/Berlin – Im Einklang mit dem Bundesbauministerium erteilt die Bauwirtschaft in Deutschland den Forderungen nach Enteignung von Wohnungskonzernen eine klare Absage. Die Debatte um Vergesellschaftung von Eigentum sei kontraproduktiv und schade dem Wirtschaftsstandort, heißt es. Stattdessen fordern die Spitzenverbände von Handwerk, Bau- und Immobilienwirtschaft mehr Unterstützung von der Politik für schnelles und kostengünstiges Bauen.

Mehr „Bauen statt Enteignen“. Das ist die Forderung der Bauwirtschaft als Reaktion auf die insbesondere aus dem Lager von Linken, Grünen und Teilen der SPD wohlwollend flankierten „Volksinitiative“ in Berlin zur Enteignungen von Wohnungsunternehmen. „Enteignungen von Wohnungsunternehmen schaffen keine neuen Wohnungen. Im Gegenteil: Für die voraussichtliche Entschädigung von bis zu 36 Mrd. Euro könnten über 220.000 neue Mietwohnungen auf städtischen Grundstücken und nach neuster Energieeinsparverordnung in Berlin gebaut werden. Dies wäre der einzig richtige Weg, um die Situation für die Bürgerinnen und Bürger am Wohnungsmarkt zu entspannen,“ so Marcus Becker, Vize-Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB). Becker kritisierte. dass die Enteignungs-Debatte dem Wirtschaftsstandort Berlin schade. Viel wichtiger sei es hingegen, Lösungen für schnelleres Bauen zu finden.

Ähnlich deutlich äußerten sich sämtliche Spitzenverbände der Bau- und Immobilienwirtschaft. Unterstützt wird diese Position auch vom Bundesbauministerium. Eine Vergesellschaftung von Wohneigentum sei kontraproduktiv, so die Antwort der Administration von Horst Seehofer (CSU) auf eine kleine Anfage der Linken.

Statt auf Enteignung setzt die Baubranche auf kluge Konzepte für schnelleres und kostengünstigeres Bauen. Zusammengeschlossen in einem Verbändebündnis Wohnungsbau fordern unter anderem der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks und Wohnungsbau (DGfM), der Bundesverband der deutschen Wohnungswirtschaft (GdW) und die Industriegewerkschaft Bau (IG Bau) einen „Masterplan für sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau“. Er ist insbesondere vorgesehen für die 40 größten deutschen Städte in Ballungsgebieten, in denen die Bevölkerung am stärksten durch hohe Mieten belastet wird. Grundlage ist eine von dem Verbändebündnis in Auftrag gegebene Prognos-Studie „Wer baut Deutschland“. Die mittelständische Bauwirtschaft formuliert darin zehn Handlungsempfehlungen, die von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt werden sollen. Zu diesen zählen u.a. die Bereitstellung von mehr Bauland, die Gewähr langfristiger Investitionssicherheit, die Förderung von mehr Sozialem Wohnungsbau, die Beschäftigung von mehr Personal in der Verwaltung sowie die Vereinheitlichung der Bauordnungen in den Ländern. Der Hauptverband der Bauindustrie (HDB) macht sich darüber hinaus für den seriellen und industriell gefertigten Neubau stark. Damit könne man in einem schnellstmöglichen Zeitraum kostengünstig ein Maximum an dringend benötigten Wohnungen fertigstellen, heißt es.

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Seite 1| Juni 2019

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