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Bauboom lockt immer mehr entsandte Arbeiter ins Land
Mehr als 45 Mio. Arbeitsstunden geleistet. EU verschärft Lohnregeln
DBU/Berlin – Im vergangenen Jahr haben ausländische Bauunternehmen deutlich mehr Arbeitnehmer auf deutsche Baustellen entsendet als im Vorjahr. Wie eine Auswertung der Soka-Bau (Sozialkassen der Bauwirtschaft) ergab, stieg die Zahl der entsendeten Bauarbeiter um fünf Prozent auf rund 85.000. Seit der Finanzkrise 2009 sei die Zahl der entsandten Arbeiter kontinuierlich gestiegen und habe sich mehr als verdoppelt, teilte Soka-Bau mit.
Die Zahl der aus dem Ausland entsandten Arbeitnehmer hat damit erneut stärker zugenommen als die im Durchschnitt des vergangenen Jahres beschäftigten gewerblichen inländischen Arbeitnehmer (plus 3,7 Prozent), womit die Bedeutung der entsandten Arbeitnehmer für die deutsche Bauwirtschaft entsprechend gewachsen ist. Dies wird durch einen Vergleich der geleisteten Arbeitsstunden – aufgrund des oft sehr kurzfristigen Aufenthaltes der Entsendearbeitnehmer ein besserer Maßstab als die Zahl der Entsendungen – bestätigt. So ist das Arbeitsvolumen der entsandten Arbeitnehmer im vergangenen Jahr um fast sieben Prozent gestiegen (auf rund 45 Millionen Stunden), während das Arbeitsvolumen inländischer gewerblicher Arbeitnehmer nur um 2,4 Prozent zunahm (auf rund 837 Millionen Stunden).
Nach Herkunftsländern der Entsendearbeitnehmer betrachtet, stammen mit Abstand die meisten entsandten Arbeitnehmer nach wie vor aus Polen (27 Prozent), gefolgt von Rumänien (14 Prozent) und Österreich (11 Prozent). Die Zahl der aus Polen und Österreich entsandten Arbeitnehmer ist darüber hinaus im Vergleich zu anderen Entsendestaaten überproportional gestiegen. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass sich die Baukonjunktur in Deutschland besser entwickelt hat als in den genannten Ländern.
Schärfere Regeln beschlossen
Ob die Zahl der nach Deutschland entsandten Arbeiternehmer auch in den nächsten Monaten steigen wird, ist derzeit ungewiss. Denn die Abgeordneten des EU-Parlaments haben Ende Mai mehrheitlich für eine Verschärfung der Entsenderegeln gestimmt. Künftig müssen die Unternehmen ihren entsandten Mitarbeitern den Lohn zahlen, den auch heimischen Branchenarbeiter von ihren Arbeitgebern erhalten. Mit dieser Regeländerung sollen die entsandten Arbeiter vor Ausbeutung und die einheimischen Unternehmen vor Lohndumping ausländischer Konkurrenten. Kritiker werten die Verschärfung der Entsenderegeln als Beeinträchtigung des EU-Binnenmarktes.
Erschienen in Ausgabe: Juni 2018 | Seite2