von Jasch Zacharias

A100-Ringbahnbrücke soll im Rekordtempo ersetzt werden

Baustart ist Mitte Oktober – Trasse in Richtung Norden soll im Sommer 2027 freigegeben werden – Lärmschutzwände und Flüsterasphalt sind geplant

Auf der A 100 im Westen Berlins herrscht nach wie vor Verkehrschaos. Ein Ende ist erst im Jahr 2027 in Sicht. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Brücken- und Straßenbauer jedoch täglich bis zu 24 Stunden arbeiten.

Bereits der Abriss im April  war im Rekordtempo erfolgt. Denn nach der Sperrung der A100 zwischen Dreieck Funkturm und der Anschlussstelle Kaiserdamm brach auf der wichtigsten Verkehrsader der deutschen Hauptstadt der Verkehr komplett zusammen. Auf der improvisierten Umleitungsroute durch den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ging stundenlang nichts mehr. Einen derartig desaströsen Stillstand hatten vor etwa zwei Jahren nicht einmal die sogenannten Klimakleber herbeiführen können.
Und während die Berliner Politik zunächst mit Konzeptlosigkeit glänzte, handelte die Autobahn GmbH des Bundes vergleichsweise entschlossen. Allerdings waren und sind auch sie auf schnelle Entscheidungen ihres Geldgebers, der Bundesregierung, angewiesen. Doch die machte trotz zeitweiliger Haushaltssperre angesichts der Dringlichkeit recht kurzfristig den Weg frei für Ausschreibung und Auftragsvergabe.

A-100-Ringbahnbrücke: Zuschlag für das Projekt erhält ARGE Habau/MCE

Vergleichsweise im Rekordtempo ist der Auftrag für den Ersatzneubau der Ringbahnbrücke im Zuge der Stadtautobahn A 100 vergeben worden: Nach einem europaweiten Verfahren ist die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Habau/MCE mit den Arbeiten beauftragt worden, wie die Autobahn GmbH des Bundes und die Projektgesellschaft Deges bekanntgaben.
Die Bauzeit ist auf unter zwei Jahren veranschlagt – ein ehrgeiziges Ziel. Die beauftragte Arbeitsgemeinschaft beabsichtigt, benötigte Sperrzeiten der Bahn und S-Bahn zu nutzen. Weitgehend zeitlich parallel zur Ringbahnbrücke soll außerdem der Neubau der ebenfalls abgebrochenen Westendbrücke erfolgen. Perspektivisch soll die Richtungsfahrbahn Nord der A 100 im Abschnitt zwischen Messedamm und Spandauer Damm im Sommer 2027 wieder mehrspurig befahrbar sein.  

Bund investiert 80 Millionen Euro in den Ersatzbau der A-100-Ringbahnbrücke

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) stellte anlässlich Ausschreibung und Auftragsvergabe die Wichtigkeit des Bauprojekts heraus: „Der Bund investiert rund 80 Millionen Euro in den Ersatzneubau der Ringbahnbrücke. Das ist ein bedeutender Beitrag zur Infrastruktur der Hauptstadtregion. Denn die Stadtautobahn A 100 ist eine zentrale Lebensader für Berlin: für die Berliner, für Pendler aus Brandenburg, für die Wirtschaft und für die gesamte Region“, sagte er.  Nach der Sperrung und dem Abriss der Ringbahnbrücke habe der Bund schnell und unbürokratisch die notwendigen Mittel für den Neubau bereitgestellt. „Wir haben unverzüglich ein Vergabeverfahren gestartet und erfolgreich abgeschlossen. Das ist gelebte Verantwortung für die Hauptstadtregion“, betonte der Bundesverkehrsminister.

Berlins Bürgermeister steht hinter Ausbauprojekten der A 100

Auch Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, macht sich für die schnelle Rückgewinnung von mehr Mobilität sowie für den weiteren schnellen Ausbau der Straßeninfrastruktur in Berlin, speziell auch für den 17. Bauabschnitt der A100 zwischen Treptow und Lichtenberg, stark: „Wir machen Tempo: Die Auftragsübergabe zum Neubau der Ringbahnbrücke ist eine gute Nachricht für die Berliner. Die Bundesregierung, die Autobahngesellschaft des Bundes und das Land Berlin ziehen an einem Strang, um dieses wichtige Bauvorhaben zügig und erfolgreich umzusetzen. Dieses ,Berliner Tempo‘ brauchen wir auch bei anderen großen Infrastrukturprojekten – mit beschleunigten Genehmigungen, unkomplizierten Vergaben und innovativen Baukonzepten. Die Ringbahnbrücke ist dafür ein starkes Beispiel – und kann zum Vorbild für ganz Deutschland werden“, sagte Wegner.

Autobahn GmbH-Chef appellierte an Autofahrer und Anwohner

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, Michael Güntner, wies bei der zügigen Auftragsvergabe auf die auffallend gute Kooperation aller Beteiligten hin: „Unser besonderer Dank gilt dabei dem Land Berlin und der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt für ihre Unterstützung, aber auch den Verkehrsteilnehmern und den Anwohnern im Umfeld der Brücke, die mit den Auswirkungen der Sperrung zurechtkommen müssen“, sagte Güntner.
Andreas Irngartinger, Technischer Geschäftsführer der Deges ergänzte: „Wir haben die vorliegenden Planungen innerhalb weniger Wochen an die neuen Erfordernisse angepasst. Das dafür nötige Zusammenspiel aller Institutionen war eine außergewöhnliche Teamleistung. Jetzt wollen wir das Tempo auch bei den Bauarbeiten hochhalten. Von unserem Vertragspartner erwarten wir das angebotene hochwertige neue Bauwerk.“

Neubau soll Lebensqualität  im Umfeld verbessern

Nach den bauvorbereitenden Arbeiten soll der eigentliche Brückenbau in der zweiten Oktoberhälfte starten. Das künftige Bauwerk wird nicht nur technisch auf dem neuesten Stand sein, sondern durch Lärmschutzmaßnahmen auch die Lebensqualität im Umfeld verbessern. Es wird lärmmindernder Asphalt verbaut, außerdem erhält der Neubau Lärmschutzwände. Entscheidend für die Auftragsvergabe war neben dem Preis die Kombination aus kurzer Bauzeit und minimierten Beeinträchtigungen für den Bahnverkehr. Die Vertragsgestaltung setzt zudem bewusst auf Leistungsanreize. So wurde mit dem Auftragnehmer eine Bonus-Malus-Regelung vereinbart, die die pünktliche Fertigstellung zum Vertragstermin unterstützt.


Vor dem eigentlichen Bau wird die Deges zudem noch  zu einer Info-Veranstaltung einladen, um Details zu Bauablauf, Verkehrsführung und Lärmschutzmaßnahmen vorzustellen.

Bild: Graphische Visualisierung des Ersatzneubaus der Ringbahnbrücke auf der A 100. (Foto:  Deges)

von Jasch Zacharias

Erschienen in Ausgabe: Oktober 2025| Seite09

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