von Redaktion

Baurevolution mit 3D-Betondruck kurz vor großflächigem Einsatz

Beim Wohnungsbau nahe Reutlingen entstehen oberste Geschosse aus dem 3D-Drucker

Das Bauunternehmen Züblin und der Technologieanbieter Instatiq haben beim Neubau von drei Mehrfamilienhäusern der GWG Reutlingen in Metzingen-Neugreuth das 3D-Betondruckverfahren erstmals in dieser Größendimension eingesetzt. Sie erhoffen sich eine Signalwirkung für die gesamte Baubranche.
 
Das oberste Stockwerk eines der viergeschossigen Gebäude wird direkt auf der Baustelle gedruckt. Ein automatisch gesteuerter Mastausleger des Betondruckers "Instatiq P1" trägt den grauen Baustoff Schicht für Schicht auf. Die gedruckten Wände erreichen eine Höhe von bis zu drei Metern und eine Stärke von 16,5 bis 19 Zentimetern. Gefertigt wird mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Zentimetern pro Sekunde und einer maximalen Leistung von 2,5 Kubikmetern pro Stunde.
 
"Der enorme technische Vorteil gegenüber anderen 3D-Betondruckern ist, dass wir massive Wände und nicht nur Schalungen drucken", erläutert Fabian Schüler, Finanzchef von INSTATIQ. Das Material kommt ihm zufolge aus einem konventionellen Betonmischer. "Es müssen also keine speziellen Baustoffe über weite Strecken angeliefert werden", so Schüler. Die finanziellen Einsparungen liegen für ihn auf der Hand: "Gleichzeitig fügt sich das Gerät hervorragend in die Arbeitsabläufe auf der Baustelle ein und hat mit dem 26 Meter langen, automatisch gesteuerten Auslegerarm eine enorme Reichweite", sagt er.
 
Das Verfahren steht zudem für eine konsequente Digitalisierung des Bauprozesses. Baupläne müssen nicht mehr ausgedruckt werden, was die Fehleranfälligkeit reduziert, und die Qualitätssicherung verbessert. Gedruckt wird mit einer Betonrezeptur, die rund 20 Prozent weniger CO₂-Emissionen verursacht als klassisches Kalksteinmauerwerk.
 
"Als Bauherr sehen wir unsere Aufgabe nicht nur darin, Gebäude zu errichten, sondern auch Räume für Innovation zu schaffen", erklärt Florian Bertz vom Bauherren, der GWG Reutlingen.  Die Wohnungsbaugesellschaft wolle damit auch "Fortschritt in die Region holen", sagt er. Mit dem 3D-Betondruck-Projekt in Metzingen will die GWG bewusst alternative Bauweisen erproben, die ressourcenschonend, effizient und zukunftsorientiert sind: "Für uns ist das ein starkes Signal: Wir sind bereit, Verantwortung für die Zukunft des Bauens zu übernehmen", so Bertz.

Auf dem rund 3.000 Quadratmeter großen Gelände in Metzingen entstehen insgesamt 44 moderne und nachhaltige Wohneinheiten, darunter 18 öffentlich geförderte und sechs barrierefrei zugängliche Wohnungen. Die Fertigstellung der drei Mehrfamilienhäuser ist für Mai 2026 vorgesehen. Weitere Projekte mit dem 3D-Betondrucker sind bereits in Planung. Die Serviceleistungen sollen bald, vorbehaltlich der notwendigen kartellrechtlichen Genehmigungen, von einem Joint Venture zwischen Züblin und Instatiq namens Nelcon angeboten werden.

Foto: (von links) Chris Brandstätt, Züblin-Gruppenleiter für Prozessplanung im Baubetrieb, Christoph Kaml, CEO der Unternehmensgruppe Putzmeister, Züblin-Vorstandsmitglied Stephan Keinath und GWG-Abteilungsleiter Florian Bertz (Foto: ZÜBLIN AG)

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