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25 Prozent weniger Neubauwohnungen genehmigt

Negativtrend im Wohnungsbau hält im siebten Monat in Folge an - Bauwirtschaft warnt vor Abwärtsspirale

Trotz einer sich immer mehr verschärfenden Wohnungsnot in Deutschland ist die Zahl erteilter Baugenehmigungen in Deutschland im Februar im siebten Monat in Folge stark gesunken. Von Januar bis Februar 2023 sind laut Statistischen Bundesamt  44.200 Baugenehmigungen erteilt worden -  23,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In neu zu bauenden Wohnhäusern sind in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 37.500 Wohnungen genehmigt worden,  25,6 Prozent weniger als im  Vorjahreszeitraum. Dabei sank die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 28,4 Prozent, für Zweifamilienhäuser um 52,4 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern um 23,0 Prozent.

Ursache für die ungebremste Talfahrt im Wohnungsbau sind zum einen ausufernde Baukosten und steigende Zinsen, zum anderen  sich verschlechternde statt verbessernde Rahmenbedingungen für Investoren und Bauherren. Insgesamt fehlen  in Deutschland aktuell etwa 700.000 Wohnungen. Steigende Flüchtlingszahlen, weiter steigende Mietpreise und ein Rückgang bezahlbarer Wohnungen für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Studenten und Sozialtransferempfänger sorgen für eine sich zuspitzende dramatische Mangellage.

Bauindustrie kritisiert schlechte Rahmenbedingungen und bürokratische Hürden im Wohnungsbau

„Vor allem der Wohnungsbau leidet unter den schlechten Rahmenbedingungen und der Zurückhaltung der Investoren.“  kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim Oliver Müller, die neusten amtlichen Horror-Zahlen. „Dies war bereits der siebte aufeinanderfolgende Monat mit einem zweistelligen Genehmigungsrückgang“, bestätigte er. . Sorgen bereite den Unternehmen nach wie vor eine verlässliche Neubauförderkulisse. Der Topf ist so gut wie leer, jetzt gehe es um eine Aufstockung, so Müller. „Hier hat Finanzminister Christian Lindner kürzlich positive Signale gesendet. Das ist gut, denn die Regierung muss verloren gegangenes Vertrauen wieder aufbauen.“

Auch der Abbau von Bürokratie kann dem HDB zufolge einen Schub auslösen: „Und das kostet keinen Cent extra. Denn 16 verschiedene Landesbauordnungen bremsen eine breit angelegte Wohnraumoffensive aus. Man stelle sich das beim Automobilbau vor – ein Familienwagen mit 16 verschiedenen Rücklichtern. So einen Dschungel an Verordnungen und Regularien können wir uns nicht mehr leisten.“

Baugewerbe fordert Förderung im Wohnungsbau ohne EH-40-Standard

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Baugewerbes, warnt vor einer Abwärtsspirale am Bau. Was uns besonders besorgt: Nicht nur bei den Einfamilienhäusern sind die Zahlen stark rückläufig, auch bei den Mehrfamilienhäusern  nehmen angesichts von drastisch gestiegenen Bauzinsen und hohen Materialpreisen immer mehr Investoren von ihren Projekten Abstand. Man darf nicht vergessen: Alle heute nicht genehmigten Wohnungen, werden uns morgen fehlen. In so einer dramatischen Lage muss die Bundesregierung ihre Förderpolitik neu ausrichten. Sowohl beim Mietwohnungsbau als auch sozialen Wohnungsbau muss die Förderung temporär ohne EH-40-Standard möglich sein. Eine zusätzliche Senkung der Grunderwerbssteuer würde Bauwilligen ebenso etwas Planbarkeit bieten wie eine Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau auf zehn Prozent. Das würde den Wohnungsbau zumindest etwas ankurbeln.“

Bild: Das 2019 fertiggestellte erste in Deutschland gebaute Holzhochhaus - Skaio in Heilbronn. (Baden-Württemberg) (Foto: Deutscher nachhaltigkeitspreis Architektur - Pressebild DGNB)

 

 

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Erschienen in Ausgabe: online

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